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Gjuro Arnold als Ästhetiker im Kontext der Kontroversen der kroatischen Moderne

Zlatko Posavac ; Institut za filozofiju, Zagreb, Hrvatska


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str. 5-80

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Sažetak

Wahrend hauptsachlich in der Historiographie als Präokkupationen der Kroatischen Moderne, sowohl ihrer Kunstpraxis als auch ihrer kritisch-theoretischen Anschauungen, als wichtigste Charakteristiken Bestimmungen wie Neuheit, Neuer Stil, Schönheit im Sinne des Ästhetizismus, psychologische Feinfühligkeit, Subjektivismus, Impression, intimes Erleben, Emotivität, Stimmung, Artismus etc. betrachtet wurden, war solange das Problem des Verhältnisses zwischen Kunst und Volk auf Anhieb nicht in der ersten Aussicht; es wurde gewissermaßen als etwas schon Verflossenes und Überwundenes begriffen. Indessen, ausgerechnet das Problem des Verhältnisses zwischen Nation und Kunst wird sich aus der Latenz mit neuer Kraft und in neue m Licht in das Zentrum der Aufmerksamkeit, aber zugleich auch der Auseinandersetzungen der Kroatischen Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts hervortun. Der Autor warnt im Laufe des ganzen Kapitels mit Argumenten, wobei er sich auf die in den vorangehenden Kapiteln vorgebrachten Begründungen stützt, davor, daß "im Falle Arnold" von keinem kroatischen "Sichverirrthaben" die Rede sein kann, sondern nur von einer Aktualisierung, ja sogar einer Modernisierung diskutierter, durch die geschichtliche Wirklichkeit und den Denkhintergrund großer Denker und Ktinst1er in europäischen und Weltverhältnissen aktualisierter Probleme.
Das Bestreiten von Arnoids ästhetischen, vielleicht auch philosophischen Anschauungen wird gerade in dem Konflikt um das Problem Kunst und Volk (Kunst und Nation) konzentriert, der zum Teil parallel mit der Polarisierung der "Alten" und der "Jungen" verlief, obwohl diese Differenzierung in keiner Bedeutung identifiziert werden darf. Eigene Ansichten hat Arnold in seinen programmatisch-theoretischen, im Druck erschienenen Reden vorgelegt, die er als Vorsitzender der Matica Hrvatska ("Kroatischer Weisel", die führende nationale Institution für Kultur in damaligen Kroatien) in den Jahren 1902, 1903 und 1904 gehalten hat, insbesondere noch in der Schlußrede auch zu dieser Thematik im Jahre 1909, unter dem Titel Jedinstvena hrvatska narodna kultura
(Einheitliche kroatische nationale Kultur), die einige Leute Arnolds „ästhetisches Testament" nannten. Arnold hat nämlich die These vertreten, daß die Kunst immanenterweise das "nationale Merkmal" tragen muß, daß es keine wahre Kunst gibt, sofern sie nicht im Gespann mit der "Volksseele" auftritt und daß sie deshalb der "treueste Spiegel des nationalen Denkens und Fühlens" sein soll. Den künstlerischen "Kosmopolitismus" hat Arnold als abstrakt angesehen, in der Überzeugung, daß der Künstler die Menschheit in der Gestalt von konkreten geschichtlichen Gemeinschaften, d. h. der Nationen, lieben muß und daher auch er selbst als Angehöriger eines bestimmten, also seines eigenen Volkes. Daraus folgt keine Xenophobie, sondern eine harmonische Ergänzung durch die Vielfältigkeit, die sich - und darin berührt Arnold in einer antizipierender Weise die Probleme der modernen WeIt - dem Grau einer allgemeinen gleichmacherischen Uniformität entgegensetzt, das bis zur Negation nicht nur der Nation sondern auch der Eigentümlichkeit und der Individualität des Einzelnen geht. Indem der Künstler die Kunst mit dem "nationalen Charakter" schafft, partizipiert er so an der Idee, aber auch an der Wirklichkeit der Menschheit, wodurch dann das Kunstwerk immer das "fi.ir den Menschen Wichtigste" ausdrückt.
Obwohl Arnold selbst, in der Tat, hie und da explicite seine Zurückhaltung einigen Formen des "Modernismus" (besonders dem literarischen Naturalismus z. B.) gegenüber ausdrückte, war er grundsätzlich sehr tolerant, indem er den Wertvorrang des Kunstwerkes und nicht die Zugehörigkeit dieser oder jener "Schule" befürwortete. Jedoch die Heftigkeit des Streites um seine Thesen hatte ausser dem grundsätzlichen auch einen politischen Hintergrund. Dies war mehr oder weniger offenes respective verschleiertes Antikroatentum, was sich gleichermaßen auf der Ebene der Politik, der Ästhetik und der Kunst noch wahrend Arnolds Lebzeit schnell als zu treffend herausstellte, mit den unangenehmen ideologischen und praktischen geschichtlichen Folgen wahrend des ganzen, ja selbst bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.
Theoretische Mißverständnisse sowie auch "Argumente" grundsätzlicher Polemiken gegen Arnold, wahrend seiner Lebzeit sowie in den späteren Geringschätzungen und Bestreitungen, gehen aus der Tatsache hervor, daß ArnoIds Thesen von immanent nationalem Charakter der Kunst nicht begriffen oder interpretiert wurden durch das Prisma seiner philosophischen Anschauungen und des nötigen dazu gehörigen philosophischen Kategorieapparatus (nach seinen Schriften Etika i povijest /Ethik und Geschichte, Psihologija /Psychologie/, dann auch nach seiner Rektoratsrede Filozofija. prirodne nauke i sociologija; Riječ u prilog metafizici /Philosophie, Naturwissenschaften und Soziologie; Ein Plädoyer für die Metaphysik/, aber auch nach denjenigen, die das Verhältnis zwischen Glauben und Kunst sowie das ausnahmsweise aktuelle Thema des Verhältnisses zwischen Wissenschaft und Kunst thematisieren - worüber in den besonderen Kapiteln noch die Rede sein wird). Arnoids Ästhetik hat man einfach nicht verstanden, oder man wollte es nicht verstehen, weil man sie in iher Dimension als Philosophie nicht verstanden hat. In diesem Horizont, auch bei möglicher und nötiger Kritikhaftigkeit Arnoids Anschuungen gegenüber sowie möglicher Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung mit einigen Aspekten seines Traditionalismus, korrespondieren doch Arnoids Schlüsselthesen über die Kunst mit den Thesen der der Denker solche n Formats wie Hegel, Dilthey, Nietzsche und Heidegger. Aber auch mit dem Autor wie Camus. Gerade aus der Sicht einer allgemeineren theoretischen, insbesondere philosophischen neueren hermeneutischen Methodologie der Interpretierung kann man Arnold - als Ästhetiker! - künftig nicht einfach als einen "konservativen" Anhänger der Gruppe der „Alten" disqualifizieren, sondern man muß ihn ausgerechnet aus der Ganzheit seiner Anstrengungen im Rahmen der Philosophie der Kunst als einen legitimen Ästhetiker der Moderne im Kroatien des Ansfangs des 20. Jahrhunderts reinterpretieren.

Ključne riječi

Hrčak ID:

81861

URI

https://hrcak.srce.hr/81861

Datum izdavanja:

2.12.1991.

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