Original scientific paper
Die mundliche Erzahlung im Schulbuch
Ljiljana Marks
; Institute of Ethnology and Folklore Research
Abstract
Der Artikel behandelt drei Probleme in den Beziehungen zwischen der Schule und der mundlich uberlieferten Literatur, in erster Linie Prosa: Wie wird diese Literatur in den Lehrbtichern der Grundschule in Kroatien dargestellt? Wie wird sie interpretiert? Und horen die Schuler im Lauf ihrer Ausbildung jemals etwas uber ihre heutigen Erscheinungsformen?
In der Nachkriegszeit ist die Schulbuchkonzeption mehrmals geandert worden, aber wahrend die Textauswahl der schriftlich uberlieferten Literatur geandert und modemisiert wurde, haben die Schulbuchautoren die Ergebnisse moderner Folklorerforschungen
nicht antizipiert. Schon jahrzentelang werden dieselben Texte angeboten, mit denen sich Schiiler und Lehrer langweilen. In der Interpretation der Prosatypen dieser Literatur wird noch immer in der Mehrzahl der Flille von ihren ethischen, human en und patriotischen Charakteristiken (Turjačanin, Težak, Rosandić) ausgegangen. Vernachlassigt werden literarische Stilelemente, die eine Gattung (z.B. das Marchen) unzweideutig gegen andere Gattungen del "mundlieh und sehriftlich iiberlieferten Literatur abgrenzen. Trotzdem gibt es Ansatzpunkte beim Marchen, die die modernen wissensehaftliehen Forschungsergebnisse im Bereich
der mundlich uberlieferten Literatur respektieren (Bošković-Stulli, Bukša und Antoš) und die ohne Zweifel sowohl Padagogen wie auch Folkloreforscher zufriedenstellen konnten.
Obwohl die moderne Folkloreforsehung zeigt, daB die Kinderfolklore, die nieht selten unmittelbar an traditionelle, aus dem Erwachsenenrepertoire sogar verschwindende Folkloremotive anschlieBt, auBerordentlich vital ist, erfahren die Schuler doeh
nirgends, daB die miindlich tiberlieferte Literatur auch heute noch
in unmittelbarem menschlichen Kontakt weiterlebt und neu entsteht
und daB ihre Erzahlungen ihr unverzichtbarer Bestandteil sind. Die Padagogen sind taub gegeniiber modern en Aufzeichnungen von Erzahlungen, obwohl Kinder sie gut aufnehmen.
Keywords
Hrčak ID:
49552
URI
Publication date:
15.3.1987.
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