Original scientific paper
Die Umstrittenheit (kultureller) Kollektivrechte
Milan Mesić
Abstract
Mit dem Aufkommen des Multikulturalismus (Interkulturalismus) als einer sozialen Bewegung und Theorie werden die Forderungen nach Anerkennung unterschiedlicher (kultureller) Kollektiv- oder Gruppenrechte immer lauter. Diese widersprechen jedoch der orthodoxen liberalen Theorie von den universalen individuellen Rechten der Staatsbürger. Deshalb versuchen einige liberale Theoretiker (Kommunitaristen, Multikulturalisten) das Konzept der sozialen Gerechtigkeit zu (re)interpretieren, indem sie die kulturelle Bedingtheit des Menschen und die tatsächlich ungleichen Ausgangspositionen verschiedener benachteiligter und Minderheitsgruppen bei der Umsetzung des Gleichheitsgrundsatzes geltend machen. Die Umstrittenheit der Kollektivrechte bezieht sich sowohl auf ihre theoretische Konzeptualisierung als auch auf ihre politische Legitimierung. Diese Arbeit verweist auf einige zentrale Fragen in der aktuellen internationalen Debatte. Sind Gruppenrechte aus dem Blickwinkel der liberalen Theorie von der sozialen Gerechtigkeit, die auf dem Prinzip der Gleichheit der Individuen beruht, überhaupt begrifflich zu fassen? Handelt es sich um gesetzliche Rechte, um staatsbürgerliche oder um Menschenreche? Vorausgesetzt, man einigt sich auf die soziale Opportunität und theoretische Legitimität von Kollektivrechten, so bleibt doch die Frage bestehen, ob die Rechtsträger ausschließlich die einzelnen Angehörigen der jeweiligen Gruppe sind und/oder das Kollektiv als Ganzes? Was verstehen wir unter "Gruppen" und "Kulturen", die durch Gruppenrechte zu schützen sind? Wer bestimmt die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit Sonderrechten – internationale Organe, Staaten, die Gruppe oder die Einzelnen? Für welche "Güter" kann die Forderung nach Sonderrechten gelten?
Keywords
Menschenrechte; staatsbürgerliche Rechte; Kollektivrechte; Gruppenrechte; kulturelle Rechte
Hrčak ID:
13315
URI
Publication date:
20.6.2007.
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