Original scientific paper
DIE BESTÄNDIGKEIT DES EPISCHEN MODELLS IN ZWEI LIEDERN AUS DER UMGEBUNG VON DUBROVNIK
Maja Bošković Stulli
; Institute of Ethnology and Folklore Research, Zagreb, Croatia
Abstract
Im Aufsatz werden zwei epische Lieder aus der Umgebung von Dubrovnik analysiert, um anhand dieser Beispiele einige Aspekte des Problems des epischen Modells und des Improvisations-Vorganges zu beleuchten.
Vor der Analyse selbst, wird ein prinzipieller Rückblick auf diese Problematik gebracht und es wird mit den Ansichten zweier jugoslawischer Forscher auf dem Gebiete der epischen Poesie (V. Duric und N. Banasevic") diskutiert. Der erste ist der Meinung dass die sog. loci communes den künstlerischen Wert der Lieder verminderen und dass sie ein Zeichen seien von der minderen Begabung des Sängers; der zweite bestreitet den Improvisations-Vorgang bei der Schaffung epischer Lieder.
Indem sie die Ansichten von P. Bogatyrev, V. 2irmunski, M. Braun, H.Peukert, A. Lord, R. Volkov, P. Uhov und G. Gesemann vorbringt, ist die Verfasserin bestrebt im ersten Teil ihres Aufsatzes zu beweisen in welchem Masse die sog. loci communes, resp. adäquater gesagt, die Formeln, und ebenso die Erscheinung der Improvisation, untrennbare Bestandteile des künstlerischen Schaffensvorganges in der mündlichen epischen Poesie seien. Gleichzeitig wird auch die enge wechselseitige Verbundenheit zwischen den Formeln und dem Akte der Improvisation aufgezeigt (Modelle, Muster, nach welchen neue Lieder entstehen, gehören ebenfalls zu den Formeln, die durch den Schaffungsprozess der Improvisation belebt werden.)
Im zweiten Teü der Abhandlung wird das Lied vom Tode des Heiducken Bozur Lasiö analysiert.welches aufgrund einer geschichtlich realen Begebenheit, die sich -in den Konavle bei Dubrovnik um die Hälfte des 19. Jh. zugetragen hat, entstanden ist. Dieses Lied wird mit dem bekannten klassischen epischen Lied von dem Tode des berühmten Heiducken Mijat Tomic verglichen. Es wird festgestellt dass den beiden Liedern die Grundstruktur gemeinsam ist und dass sie nach dem gleichen Modell komponiert sind. Doch andererseits, gleichzeitig, durchdringt der konkrete geschichtliche Inhalt das Lied vom Lasic in Ganzheit; trotz des gemeinsamen Modells, ist es ein selbständiges Erzeugnis. Gerade wegen dieser historischen Konkretheit und der selbständigen Formung, blieb das gemeinsame Modell bis zum heutigen Tag verborgen und unbemerkt.
Abschliessend wird in dem Aufsatz ein interessanter Fall analysiert in welchem drei Personen, unabhängig voneinander, den Schluss eines selben Liedes aufsagten, wobei zweien von diesen Personen dieses Lied vordem unbekannt war, und sie improvisierten bloss den Schluss des Liedes. Das Gefühl für die kompositionelle Gesetzlichkeit, resp. das unbewusste unbemerkbare Vorhandensein des Modells führte zu wechselseitiger Verwandtschaft zwischen diesen Improvisationen eines gleichen Liedes.
Keywords
Hrčak ID:
35756
URI
Publication date:
14.9.1966.
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