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Experimentelle Methode im Werk Albert des Grossen
Ivan Macan
; Filozofski fakultet Družbe Isusove u Zagrebu, Zagreb, Hrvatska
Abstract
Der vorliegende kleine Beitrag möchte den interessierten Leser auf einige Leistungen der mittelalterlichen Philosophie hinweisen, die bei der Beurteilung der Scholastik, vor allem ihrer Methode, gewöhnlich vernachlässigt werden. Es geht hier um experimentelle Ansätze im wissenschaftlichen Werk des berühmten Thomaslehrers Albert des Großen.
Anhand einiger charakteristischen Texte aus seinen meist natui-wissenschaftlichen Werken wird gezeigt, daß bei Erschließung der Natur und Suche nach der Wahrheit zwei Standorte für Albert entscheidend waren: Beobachtung (observatio) und Experiment (experimentum).
Bereits die Umstände seines Lebens und Wirkens — als Bub und junger Mann lebt er mit der Natur verbunden und nimmt bei der Jagd teil, wo er das Verhalten der Tiere beobachten kann; später als Ordensoberer und Bischof unternimmt er viele und lange Reisen, die ihn wieder durch die Natur führen — lenkten seine Aufmerksamkeit auf das Experimentieren. Daher kommt er zum Schluß, daß bei der Naturforschung nicht aprioristische Einsichten und syllogistische Schlüsse, sondern nur durch das Experiment bewiesene Tatsachen als wahr gelten können. Albert unterscheidet daher drei verschiedene »Autoritäten«, die sich in der Wissenschaft Geltung verschaffen können: In der Theologie ist es die höchste Autorität der Inspiration des Heiligen Geistes in der Schrift; in der Philosophie ist es die Ratio und in der Naturforschung nur die observatio und das experimentum.
Bei der Beantwortung der Frage, ob sich Albert in seiner Forschung tatsächlich der experimentellen Methode bediente, vertritt der Verfasser die Meinung, die von Albert gebrauchte Methode könne zwar nicht allen Erfordernissen der heutigen Methodologie entsprechen, aber sie hätte schon alle Grundelemente der experimentellen Methode beinhaltet. Leider hatte Albert auf diesem Gebiet keine Nachfolger, die sein experimentelles Werk hätten weiter führen können. Darum stimmt der Verfasser mit der folgenden Aussage Hermann Stadlers überein: »Wäre die Entwicklung der Naturwissenschaft auf der von Albert eingeschlagenen Bahn weitergegangen, so wäre ihr ein Umweg von drei Jahrhunderten erspart geblieben«.
Keywords
Hrčak ID:
54934
URI
Publication date:
20.4.1981.
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