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Die frühchristliche und frühmittelalterliche Bildhauerei der Insel Rab
Mirja Jarak
; Odsjek za arheologiju Filozofski fakultet u Zagrebu
Sažetak
Die frühchristliche und frühmittelalterliche Periode ist auf der Insel Rab durch interessante und sehr wertvolle Denkmäler der Architektur und Bildhauerei bezeugt. Sakrale Bauwerke weisen meist eine Kontinuität von der Spätantike bis zum Mittelalter oder aber auch bis in spätere Perioden auf. Die frühchristliche Architektur ist innerhalb der späteren, frühromanischen Umbauten erhalten; dies belegen beispielsweise die Kathedrale zur Heiligen Maria der Großen oder der restaurierte Komplex zum Heiligen Johannes, dem Evangelisten. Auch wenn bei den frühromanischen Kirchen (Zum Heiligen Andreas in der Stadt Rab und die St. Peter’s Kirche in Supetarska Draga) keine frühchristlichen Spuren nachweisbar sind, weisen insbesondere Funde frühchristlicher und vorromanischer Bildhauerei auf die Existenz früherer Bauwerke. Man geht zudem davon aus, dass frühere Bauwerke bei einigen Kirchen aus der späteren Periode existierten, wie beispielsweise bei der Kirche zur Heilige Euphemia in Kampor und jener zum Heiligen Stephan in Barbat. Auch diese Annahme basiert auf Funden frühchristlicher Bildhauerei. Aufgrund der bereits vorhandenen zahlreichen frühchristlichen Kirchen kam es vermutlich zu keinen bedeutenderen Bauvorhaben in der vorromanischen Periode. Lediglich die leider zerstörte St. Martin’s Kirche in der Stadt Rab kann als neue vorromanische Kirche betrachtet werden, in der Funde vorromanischer Kircheneinrichtung entdeckt wurden. Eine neue Blütezeit in der Entwicklung der Architektur beginnt im 11. Jahrhundert mit dem Bau frühromanischer Kirchen, bzw. mit der Adaptierung frühchristlicher Kirchen im frühromanischen Stil. Aus der frühromanischen Epoche stammen interessante Werke der Bildhauerei, unter denen besonders die Kapitelle hervorstehen, die auch heute noch erhalten sind und sich an ihren ursprünglichen Stellen in den Kirchenkolonnaden befinden. Überreste frühchristlicher Bildhauerei stammen aus der Kathedrale zur Heiligen Maria der Großen und aus der Kirche zum Heiligen Johannes, dem Evangelisten. Die wertvollen Denkmäler werden im St. Andreas –Kloster, in Supertarska Draga, in Barbat und in Kampor verwahrt. Die frühchristlichen Denkmäler in der Kathedrale von Rab tragen bedeutend zu unserem Wissen über die Kathedrale in der Spätantike bei. In erster Linie stehen die Kapitelle hervor, insbesondere die beiden Kapitelle auf den Säulen innerhalb des Kirchenschiffes und die kleineren Kapitelle des Ziboriums, die auch heute noch ein Bestandteil des Ziboriums sind, das über dem Altar im Presbyterium der Kathedrale steht. All diese Kapitelle sind byzantinischen Ursprungs. Jene auf den Säulen der Kirchenschiffe werden dem zusammengesetzten Typ zugeordnet und datieren in die zweite Hälfte des 5. oder an den Anfang des 6. Jahrhunderts. Die Kapitelle des Ziboriums gehören zum korinthischen Typ und datieren an den Anfang des 6. Jahrhunderts. Dieser Gruppe von Kapitellen aus der Kathedrale muss man auch das Marmorkapitell aus dem Lapidarium zuordnen, welches ebenso eine byzantinische Arbeit aus dem 6. Jahrhundert ist und einstmals Teil eines weiteren Ziboriums oder aber einer Altarschranke war. Sechs Marmorkapitelle des heutigen Ziboriums in der Kathedrale sind gemeinsam mit den Säulen und den Fundamenten erhalten geblieben. Auf diese spätantike Konstruktion setzte man in der Vorromanik den Baldachin des neuen Ziboriums. Dies bezeugen die drei erhaltenen vorromanischen Arkaden, die auch heute noch Teile des Ziboriumbaldachins sind. Während jüngster Untersuchungen und Restaurationsarbeiten von M. Domijan im Inneren der Kathedrale von Rab wurden auch zwei frühchristliche Steindenkmäler entdeckt– ein kleiner Pfeiler des Fenster–Biforiums mit eingemeißeltem schmalem lateinischem Kreuz mit erweiterten Armen und ein kleineres Pluteusfragment, welches mit Weinrankenmotiven verziert ist. Der Pfeiler des Fenster–BiforiDie frühchristliche und frühmittelalterliche Bildhauerei der Insel Rab ums kann ins 5. oder 6. Jahrhundert datiert werden, das Fragment des Pluteus ans Ende des 6. Jahrhunderts. Die hier genannten frühchristlichen Denkmäler sprechen von der Tatsache, dass die Kathedrale von Rab während des 5. und 6. Jahrhunderts ausgestattet wurde. Aufgrund dieser Denkmäler, aber auch anhand der typologischen Merkmale des Bauwerks muss man den Bau der Kathedrale ins 5. Jahrhundert datieren. Auch einige andere frühchristliche Steindenkmäler auf der Insel Rab datieren ins 5. Jahrhundert. Aus dieser Zeit sind auch das Steinreliquiar aus der Kirche zum Heiligen Johannes, dem Evangelisten, das Pluteusfragment mit achteckigen Kassetten aus Supetarska Draga und wahrscheinlich die Tafel mit den Kreuzmotiven aus dem St. Andreas – Kloster. Die frühchristlichen Sarkophage aus Barbat und das Pluteusbruchstück mit Kreuz (crux gemmata) auf dem treppenförmigen Podest aus Kampor werden dem 6. Jahrhundert zugeordnet. Die Pluteusfragmente aus Supetarska Draga und Kampor sind sicherlich mit den Steinmetzereien aus Zadar aus dem 5. und 6. Jahrhundert verbunden, da dort analoge Arbeiten bekannt sind. Auch das Bruchstück aus dem St. Andreas– Kloster, das durch ausgesprochen geometrische Motive gekennzeichnet ist, steht höchstwahrscheinlich mit Zadar in Bezug. Die Einflüsse von Zadar sind verständlich aufgrund der geographischen Lage der Insel Rab und der Bedeutung der dortigen frühchristlichen Gemeinschaft, die neben Salona das führende Zentrum in Dalmatien war. Die frühchristlichen Denkmäler tragen sicherlich zum Wissen über die Architektur bei, der sie zugehörten. Auch wenn sie nicht besonders zahlreich sind, gibt es hochwertig angefertigte und interessante Werke, die eine umfassende Analyse sowie Rückschlüsse bezüglich der Datierung und Herkunft ermöglichen. Die vorromanische Bildhauerei auf der Insel Rab gehört im Prinzip in die Zeit der frühen Vorromanik. Diese Datierung ist zuverlässig für eine Reihe von besonders bedeutenden Denkmälern, wie beispielsweise die vorromanischen Arkaden und das Akroterion des Ziboriums der Kathedrale, der Pluteus aus Kampor, das Pluteusfragment aus der Martinskirche, das Fragment einer vermutlichen Ziboriumsarkade aus Supetarska Draga. Einige Bruchstücke aus dem Lapidarium– Teil des Giebels und Fragment des architraven Balken mit Flechtenmotiv– gehören ebenso in die frühe Vorromanik. Einige sehr schöne Denkmäler, wie beispielsweise die Pilaster aus der Kathedrale und das Pilaster aus der Martinskirche, entstammen höchstwahrscheinlich dem frühen 9. Jahrhundert. Dies zeigt, dass es zu Beginn des Frühmittelalters zu einem Aufschwung im Steinmetzgewerbe kam, während dem die Kirchen in Rab mit neuer Kirchenausstattung im Einklang mit dem neuen Zeitgeist ausgestattet wurden. Drei vorromanische Arkaden des Ziboriums in der Kathedrale haben eine einfach konzipierte Verteilung der Ornamente. Kennzeichnend ist dabei das Auftreten frühchristlicher Motive mit dem vorromanischen Flechtenmotiv, welches auf den Arkaden eine bedeutende Stelle hat. Auf der zentralen vorromanischen Arkade befindet sich eine Zone mit dem Flechtenmotiv. Es handelt sich dabei um einen breiten Abschnitt mit einem Netz aus Flechten, der sich an der Spitze des Arkadenbogenauschnitts befindet und bis zum oberen geraden Ende der Arkade reicht. In den Arkadenecken sind unterhalb dieses Abschnitts zwei symmetrische Darstellungen von Pfauen, die aus einem Kantharos trinken. Da Pfauen ein ausgesprochen frühchristliches Motiv sind, sprechen sie für eine frühe Datierung des Denkmals. Auf zwei anderen Arkaden befinden sich die Flechtenornamente im Bogenabschnitt neben dem Bogenausschnitt der Arkaden. Auf einer der beiden Arkaden befindet sich zudem ein senkrechter Flechtengürtel, der von der Spitze des Bogenabschnitts bis zum oberen Arkadenende reicht. Weitere Motive auf der Arkade befinden sich in den Ecken. Eine interessante Gegebenheit hier ist das erneut auftretende Motiv von Pfauen, die aus einem Kantharos trinken, sowie das Pentagramm und der Hirsch auf der anderen Seite. Auf der anderen Arkade mit Flechtenbogenabschnitt reihen sich die ornamentalen Motive entlang der gesamten Arkadenbreite. Sie befinden sich innerhalb von dreistreifigen Kreisen und Vierecken. Solch eine Anordnung der Motive in einzelne Rahmen stellt ein besonderes Charakteristikum des Ziboriums von Rab dar. Die Einheit der Anordnung der Ornamente und die Auswahl der Motive weisen auf eine frühe Datierung der vorromanischen Arkaden. Die dreistreifige Flechtenornamentik ist vollständig realisiert, dies spricht von einer Datierung nach der so genannten Übergangsphase der Flechtenentwicklung in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Der Vergleich mit einigen Ziborien aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts deutet auf die Datierung des Rab–Ziboriums in diese Zeit. Aufgrund der Darstellung von ausgesprochen symbolischen Motiven frühchristlichen Ursprungs, sind die vorromanischen Arkaden höchstwahrscheinlich in den ersten Jahrzehnten des 9. Jahrhunderts entstanden. Während das vorromanische Ziborium häufig Gegenstand der Literatur war, blieb ein anderes, vollständig erhaltenes Denkmal unbeachtet. Es handelt sich dabei um den eingebauten Pluteus, der sich auch heute noch in seiner ursprünglichen Funktion vor der Kapelle der Griechischen Muttergottes in der St. Bernard–Kirche in Kampor befindet. Der Pluteus ist mit Motiven geknoteter dreistreifiger Kreise verziert, in denen sich große gegenüber liegende Blätter befinden. Zwischen den Kreisverbindungen wurden vier stilisierte Lilien eingemeißelt, deren dreiblättrige Enden so miteinander verbunden sind das sie eine Art Kassette bilden. Auf dem Pluteus befindet sich ein für die vorromanische Bildhauerei von Rab sehr typisches Pflanzenmotiv. Die gesamte Komposition ist jedoch sehr originell und sehr selten an der östlichen Adria vorzufinden. Unter den veröffentlichten Denkmälern haben lediglich zwei Pluteus–Bruchstücke aus Osor eine solche Komposition sowie ein Fragment aus Privlaka in Norddalmatien. Die Datierung aller hier angeführten Denkmäler ist die gleiche und basiert besonders auf den gut datierten Fragmenten aus Osor, die zur Kathedrale von Osor gehörten. Es handelt sich dabei um den Anfang des 9. Jahrhunderts. Man nimmt an, dass der Pluteus von Kampor möglicherweise ursprünglich zur Kathedrale von Rab gehörte. Eine Reihe von Argumenten befürwortet diese These, wie beispielsweise die großen Dimensionen des Pluteus und die Übereinstimmung mit zeitgleichen Arbeiten aus der Kathedrale von Osor. In der Vorromanik von Rab war das Pflanzenmotiv im Allgemeinen sehr beliebt. Dennoch finden sich auch streng geometrisch geformte Ornamente, wie jene auf den Fragmenten aus Supetarska Draga und auf einem Pilaster aus der Kathedrale. Vertreten sind also die grundlegenden vorromanischen Ornamentikkonzepte, wobei jedoch eine Distanzierung von der strengen Geometrisierung bemerkbar ist. Diese Besonderheit, in Verbindung mit den ausgesprochen frühchristlichen symbolischen Motiven, kennzeichnet die vorromanische Bildhauerei von Rab. Nach der Blütezeit Anfang des 9. Jahrhunderts kann eine zweite fruchtbare Periode in der Entwicklung der frühmittelalterlichen Bildhauerei auf der Insel Rab in die Mitte und zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts datiert werden. Zu dieser Zeit kommt es zu einem Aufschwung in der frühromanischen Bildhauerei. Dies bezeugen die zahlreichen Kapitelle, die mit verzierten Palmetten und dem Akanthusblatt auch heute noch in situ in einigen Kirchen erhalten (in der Kathedrale, St. Andreas–Kirche, St. Peter– Kirche in Supetarska Draga) oder aber an ihren ursprünglichen Stellen im erneuerten Komplex zum Heiligen Johannes, dem Evangelisten, präsentiert sind. Die Kapitelle von Rab stellen sicherlich die bedeutendste Gruppe frühromanischer Kapitelle an der östlichen Adriaküste dar. Als solche können sie aufgrund ihrer Vielzahl und größtenteils wegen ihrem guten Zustand bestimmt werden, aber auch aufgrund der Möglichkeit bestimmte Abarten in der Gestaltung der grundlegenden Verzierungsformen der Palmetten und Akanthusblätter zu verfolgen. Außer der beeindruckenden Gruppe von monumentalen Kapitellen, muss man auch zwei kleinere Kapitelle des Ziboriums erwähnen, die ebenso die große Tragweite der Raber frühromanischen Bildhauerei bezeugen. Ein Kapitell wird in der St. Andreas– Klosterkirche verwahrt und das andere im Archäologischen Museum von Zadar. Das Exemplar aus der St. Andreas–Kirche ist aus Marmor und mit einem sehr genau verteilten Motiv des Akanthusblattes und einem Vogelpaar im oberen Teil verziert. Aufgrund der detaillierten Ausarbeitung und der Motive steht es in enger Verbindung zu den frühchristlichen Kapitellen. Das andere Kapitell wurde aus Kalkstein angefertigt und hat, im Gegensatz zur strengen Komposition des ersten Kapitells, ein fast unübersichtliches ornamentales Netz in dem sich gut gestaltete Vogelfiguren und Vierbeiner mit dreistreifigen und pflanzlichen Motiven verzweigen. Man könnte über dieses Kapitell sagen, dass es der früheren vorromanischen Kunst entspringt, jedoch aufgrund seiner Form und der gut gestalteten zoomorphen und pflanzlichen Motive bereits zur Kunst der frühen Romanik gehört. Ein frühromanisches Merkmal ist sicherlich die Verwendung eines Bohrers, die beide angeführten Kapitelle kennzeichnet. Zudem weisen sie auch erhebliche stilistische Ähnlichkeiten auf. Schlussfolgernd kann man über die Raber Bildhauerei folgendes sagen: die zahlreichste und einheitlichste Gruppe bilden die frühromanischen Kapitelle. Die übrigen Funde der Bildhauerei erfordern eine detaillierte Analyse, die zur Zuordnung zu den einzelnen Kirchen und einer genaueren Datierung beitragen kann. Eine größere Zahl der Denkmäler vervollständigt die Erkenntnisse über die Entwicklung der frühchristlichen und frühmittelalterlichen Kunst anhand der ausgesprochen guten Qualität und der Möglichkeit der Datierung, und dies nicht nur ausschließlich auf der Insel Rab, sondern auch im weiteren ostadriatischen Gebiet.
Ključne riječi
Rab; Bildhauerei; Frühchristentum; Vorromanik; frühe Romanik
Hrčak ID:
81198
URI
Datum izdavanja:
16.12.2010.
Posjeta: 4.092 *