Synthesis philosophica, Vol. 30 No. 1, 2015.
Original scientific paper
Prinzip der Autonomie und Ethik der Patientenverfügung
Stavroula Tsinorema
; University of Crete, Philosophy and Social Studies Department, Rethymno Campus, Crete, Greece
Abstract
Die Patientenverfügung (advance directives) ist als Mittel zur Vergrößerung der „Patientenautonomie“ gedacht, weil sie die Macht der individuellen Wahl innerhalb des post-kompetenten Sterbeprozesses kräftigt. Jedoch ist deren moralische Kraft umstritten. Rebecca Dresser und John Robertson unterbreiten ein konzeptuelles Argument, das sich auf epistemologischen Betrachtungen der Personalität gründet, die die Autorität der Patientenverfügung anfechten. Ronald Dworkin verteidigt mit aller Kraft die „vorherige Autonomie“ in der Planung der post-kompetenten medizinischen Betreuung. Diese Arbeit untersucht die oben angeführten entgegengesetzten Thesen und bewertet ihre Hauptargumente. In beiden Fällen wurden gewisse Beschränkungen festgestellt. In Anbetracht der ersten These wird ihre Konzeptualisierung des Personalitätsbegriffs für problematisch befunden, und was die andere angeht, wird ihr Konzept der individuellen Autonomie als übertrieben schmal beurteilt. Ein alternativer Weg wird durch die Rekonstruktion von Kants Auffassung der moralischen Autonomie gesucht. Dadurch wird ein Rahmen zum moralischen Ermessen angeboten, aus dem sich ein bestimmtes zeitgenössisches Verständnis der Autonomie als Recht passend ableiten und rechtfertigen lässt, ein Verständnis der Autonomie als reflexive Fähigkeit des Individuums, als Verantwortung und Integrität. Normative Schlussfolgerungen gehen aus der Ausdehnung der persönlichen Autonomie auf eine fortgeschrittene medizinische Wahl hervor.
Keywords
Patientenverfügung (advance directives); Tätigkeit; Autonomie; Rebecca Dresser; Ronald Dworkin; Immanuel Kant; Personalität; Achtung
Hrčak ID:
162954
URI
Publication date:
27.8.2015.
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