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Original scientific paper

DAS ÖSTERREICH-UNGARISCHE ULTIMATUM AN SERBIEN AUS DEM JAHRE 1914

Livija Kardum


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Abstract

Der Tod des österreich-ungarischen Thronfolgers, der weder in Wien, noch in Budapest wirklich betrauert wurde, hätte Österreich-Ungarn als Anlaß dazu dienen sollen, seine größte außenpolitische Gefahr zu besseitigen: Serbien. Dabei ließen viele in Österreich - Ungarn und in Deutschland die Tatsache außer Acht, daß die einzige Gefahr für Österreich-Ungarn das ungelöste Nationalproblem darstellte.
Die deutsche Diplomatie bot von Anfang an, als die Krise ausbrach, ihrem engsten Verbündeten, Österreich-Ungarn, rückhaltlose Unterstützung, und war in Anbetracht der bevorstehanden Abrechnung mit Serbien unaufhörlich darum bemüht, den günstigen psychologischen Augenblick der Verurteilung des Attentats und die völlige Unvorbereitetheit der Großmächte zu nutzen. Diese Forderung konnte nicht leicht erfüllt werden, denn zunächst mußte der Text des Ultimatums so verfaßt werden, daß er auch für die europäischen Großmächte annehmbar wäre, aber gleichzeitig völlig unanehmbar für Serbien. Der einflußreichste Politiker Österreich-Ungarns, der Regierungspräsident von Ungarn-Tisza, meinte im Unterschied zu führenden österreich-ungarischen Politikern, daß die Zeit für Österreich-Ungarn arbeite, und so war er erst nach großem Widerstand und einigem Zögern bereit, das Ultimatum in scharfem Tone zu formulieren, und dies unter der Bedingung, daß kein einziger Teil serbischen Territoriums annektiert Werden dürfe, wobei die Furcht vor einem Bevölkerungszuwachs zum Schaden der Ungarn.
Die führenden Politiker der Entente waren sich lange Zeit nicht des Ernstes der Situation bewußt und glaubten nicht an die Möglichkeit, daß sich Österreich-Ungarn auf das Risiko eines
Krieges gegen Srbien einlassen würde, während die deutsche Diplomatie alles unternahm, um die europäischen Großmächte von der Rechtfertigung der bevorstehenden Österreich-Ungarischen Strafexpedition zu überzeugen.
Im Bewußtsein der Gefahr und der eigenen Schwäche versuchte Serbien durch versöhnliche Äußerungen dem Zorn Österreich-Ungarns die Spitze zu mehmen, aber im Lande selbst herrschte zugleich allgemeine Begeisterung für die Attentäter.
Wien hatte keine Illusionen über die serbische Politik und die serbischen Zukunftspläne, obwohl die serbische Regierung nicht an der Organisation des Attentats beteiligt war. Die großserbische Idee, die auf die Vernichtung Österreich- Ungarns angelegt war, beherrschte nun das gesamte politische Leben Serbiens, und so war das österreich-ungarische Ultimatum so verfaßt, daß es Serbien in die Knie zwingen wollte. Daher konnte es Serbien, wenn es als souveränes Land bestehen wollte, keinesfalls annehmen.
Österreich-Ungarn konnte den Konflikt nicht lokalisieren, denn Rußland mußte, wenn es als Großmacht bestehen und seinen Einfluß auf dem Balkan erhalten wollte, Serbien helfen. Und in dem Falle war Deutschland gezwungen, Österreich- Ungarn beizustehen. Frankreich und Groß-Britannien konnten sich nicht von Reßland abwenden, wenn sie den Bestand der Entente sichern wollten, und so wurde die ganze Welt von vier Jahre anhaltenden Kriegswirren von bis dahin ungeahnter Intensität mit weitreichenden Folgen erfaßt.

Keywords

Hrčak ID:

324252

URI

https://hrcak.srce.hr/324252

Publication date:

2.5.1995.

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