Synthesis philosophica, Vol. 30 No. 1, 2015.
Original scientific paper
Zur Bedeutung und einigen Kontexten des Terminus ‚Autonomie‘. Eine Begriffsuntersuchung
Jan P. Beckmann
; Fernuniversität in Hagen, Faculty of Cultural and Social Sciences, Hagen, Germany
Abstract
Der Beitrag gilt einer Analyse der Bedeutung des Terminus ‚Autonomie’ sowie einer kritischen Prüfung seiner Beziehungen zu anderen ethischen Normen. Zu klären ist, ob Autonomie ein Recht, eine Fähigkeit, ein Vermögen oder eine Errungenschaft darstellt und ob man zwischen Autonomie und Selbstbestimmung unterscheiden muss. Es wird gezeigt, dass Autonomie ein anthropologisches Prinzip ist und Selbstbestimmung als Manifestation von Autonomie ein menschliches Recht. Was die Beziehungen zu anderen ethischen Normen angeht, so zeigen sich mögliche ethische Konflikte zwischen Patienten- und Arztautonomie, zwischen Autonomie und der Pflicht
zum Lebensschutz und zwischen Autonomie und Fürsorge, was der Norm des Vertrauens eine wichtige Rolle zuweist. Der Autor gelangt zu dem Ergebnis, dass der Mensch nicht deswegen noch dann autonom ist, wenn er sich selbst zu bestimmen in der Lage ist, sondern dass er das Recht zur Selbstbestimmung besitzt, weil er autonom ist. Dies gilt für jedermann, unabhängig von seinem Können oder seiner Lebenssituation, vom Anfang bis zum Ende seines Lebens. Da jedes menschliche Wesen in diesem Sinne autonom ist, impliziert Autonomie Selbstbegrenzung und somit nicht Unabhängigkeit, sondern Interdependenz. Was die Norm des Vertrauens angeht, so muss Autonomie anerkannt, Vertrauen hingegen praktiziert werden. Denn: Autonomie gehört untrennbar zum Menschen, Vertrauen gilt dem Menschen.
Keywords
Autonomie; Selbstbestimmung; Selbstbegrenzung; Lebensschutzpflicht; Fürsorge; Vertrauen
Hrčak ID:
162955
URI
Publication date:
27.8.2015.
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