Skip to the main content

Original scientific paper

DAS VERHÄLTNIS DER ÖFFENTLICHKEIT ZUR AUSWANDERUNG AUS DALMATIEN VON DEN 80-er JAHREN DES 19. JHS. BIS ZUM ERSTEN WELTKRIEG

Ljubomir Antić


Full text: croatian pdf 1.138 Kb

page 191-208

downloads: 0

cite


Abstract

Die massenhafte Auswanderung aus Dalmatien setzte in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein. Die Gründe dafür waren: große Bevölkerungsdichte und wenig landwirtschaftlich nutzbaren Bodens, die Unmöglichkeit der anderen Wirtschaftszweige, die überschüssige Landbevölkerung zu absorbieren, eine Krise in der Weinproduktion und -absatz sowie das Nichtvorhandensein einer Auswanderungspolitik und der einschlägigen Gesetzgebung. Einige von diesen Faktoren sind durch die politische Lage von Dalmatien innerhalb der Doppelmonarchie bedingt, so daß mittelbar von politischen Gründen der Auswanderung gesprochen werden könnte.
Mit dem Auswanderungsproblem begann sich zuerst die Presse in Dalmatien zu befassen; die Verfasser der Zeitungsartikel nahmen zwei entgegengesetzte Standpunkte ein: nach der Meinung der einen sei die Auswanderung sehr bedauerlich, weil dadurch die besten Arbeitskräfte für das Land verlorengingen und die Nation biologisch verarmte. Die andere Gruppe vertrat die Meinung, die Auswanderung sei nützlich, weil das Geld, das von den Emigranten geschickt wird, zum materiellen Aufschwung der Emigrationsgebiete beitrage. Die Letztgenannten betonten, daß es sich um »Auswanderer auf Zeit« handele, obwohl es sich schon an der Jahrhundertwende klar zeigte, daß der Prozeß der Umwandlung der vorläufigen in ständige Auswanderer begonnen hat, vor allem durch das Heranwachsen der »zweiten Generation«, die automatisch die Staatsbürgerschaft jenes Landes bekommt, in dem sie zur Welt kommt.
Bis zum Ende dieser Epoche bekundeten die staatlichen (lokalen sowie zentralen) Gremien kein Interesse für dieses Problem; außer der Presse begannen sich damit nur einige lokalen Stellen (der Genossenschaftsverband in Split und die Dorfkassen) und auch politisch oder in der Öffentlichkeitsarbeit engagierte Menschen zu beschäftigen. Von ihnen gingen die Vorschläge zur Regelung der Auswanderung und deren Nutzung für die wirtschaftliche Entwicklung Dalmatiens aus. Diese Aktionen führten jedoch nicht zu den erwarteten Ergebnissen, weil es nicht zur Kapitalakkumulation kommt, die bedeutendere Investitionen in Dalmatien ermöglichen würden, sondern alles erschöpft sich in der Anhebung des Lebensstandards der Auswandererfamilien, bzw. der Rückwanderer.
Die Auswanderung war bis zum Ersten Weltkrieg in stetigem Anstieg begriffen und wurde zu einem guten Business für alle, die sich beruflich mit der Auswanderung beschäftigten, bzw. mit der Nutzung des von den Emigranten in die alte Heimat geschickten Geldes. Deshalb wirken die Äußerungen über die Notwendigkeit, die Auswanderung zu bremsen, unaufrichtig und wenig überzeugend, vor allem wenn man sie auf den Seiten jener Zeitungen liest, die u. a. zahlreiche Reklamen von Auswanderungsagenturen oder von Vertretern des Genossenschaftsverbandes und der Dorfkassen, deren Kapital ja in erster Linie von den Auswanderern stammt, veröffentlichen.
Die Behörden in Wien, die im Jahre 1913 an einer Gesetzesgrundlage für die Auswanderung arbeiteten, verhehlten keineswegs, daß das in erster Linie deshalb getan wird, um die Auswanderung der Rekruten zu unterbinden, die für den sich schon ankündigenden Krieg nötig sein würden. Dieses Gesetz wurde also unter dem Druck der Militärkreise und nicht der Öffentlichkeit verabschiedet.

Keywords

Hrčak ID:

326292

URI

https://hrcak.srce.hr/326292

Publication date:

1.5.1986.

Article data in other languages: croatian

Visits: 0 *