Izvorni znanstveni članak
Mittelalterliches Bosiljina (topographisch – archäologische Skizze)
Tonči Burić
; Muzej hrvatskih arheoloških spomenika
Sažetak
Die historisch – geographische Bezeichnung Bosiljina ist ein komplexes Regionym, das während des Mittelalters, aber auch in der frühen Neuzeit für den größten Teil des Küstenlandes zwischen Trogir und Šibenik verwendet wurde. Als Siedlungsname blieb es bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Gebrauch und bezeichnete den heutigen Ort Marina. Die Mikroregion Bosiljina reichte von Grebaštica bis zur Grenze des astarea von Trogir in Seget Vranjica und umfasste auch das Inselchen Aranđel. Im Küstenhinterland grenzte es an eine zweite historische Mikroregion, Mezlina, die zwischen ihr und der Zagora lag. Beide diese historischen Gebiete waren Teile der altkroatischen Gespanschaft von Klis, die ich hierbei im Rahmen jener Grenzen betrachte, die schon Ivan Lucić im 17. Jahrhundert festlegte. Die Gleichstellung der Bezeichnung und des Gebiets Bosiljina mit dem Begriff Drid ist nicht annehmbar. Drid ist nämlich ein geographischer Name, der mehrere Bedeutungen hat; im engeren topographischen Sinne im Namen der Festung auf dem gleichnamigen Berg in der zu Marina gehörenden Poljica, mittelalterlich feudal, in der Bedeutung eines Herrscherguts sowie in kirchlich – administrativem Sinne als Pfarrbezirk (Parochie) des Bistums von Trogir, der auf der Spliter Kirchenversammlung im Jahre 1185 festgelegt wurde. Die Historiker sprachen häufig auch von der mittelalterlichen Gespanschaft Drid, doch bieten erhaltene Quellen keine feste Grundlage für eine solche Deutung. Eine mögliche Interpretation bleibt jedoch die, dass Drid einen Herrscherbesitz oder aber eine Untergespanschaft darstellten. Zusammenfassend ist Drid als Festung oder aber feudales Gut nur Teil des Gebiets, das Bosiljina bezeichnet wird. In der kroatischen historischen Topographie war der Begriff Bosiljina nicht klar definiert. Zuvor sei eine bedeutende Tatsache hervorzuheben, die bis heute nicht zur Geltung gebracht wurde. Bosiljina war nämlich als definiertes weites Gebiet niemals eine administrativ – politische Einheit im Rahmen der Gespanschaft von Klis wie beispielsweise Poljica, Drid, Zmina und Zagora. Zudem erhielt es nie eine eigene kirchliche Ordnung. Es blieb ein rein geographischer Gebietsbegriff, der jedoch ziemlich häufig in historischen Quellen genannt wird, aber nie als Teil des organisierten staatlichen Territoriums. Wir könnten es beispielsweise mit den heutigen Mikroregionen in Norddalmatien, Ravni kotari und Bukovica vergleichen, die gleichfalls keinerlei Verwaltungs – oder Kirchenorganisation aufweisen, auch wenn sie als definierter geographischer Raum existieren. Interessant ist hierbei der Umstand, dass es kein Einzelbeispiel im Mittelalter war, da wir in der gleichen Gespanschaft, der von Klis, noch einige solcher Regionen haben. Da sind das bereits genannte Mezlina sowie historische Gegenden in den heutigen Kaštela, Podmorje, Dilat und Dubrava im Kozjak – Hinterland. Es wäre nützlich dieses Thema genauer zu analysieren und mit anderen frühmittelalterlichen Gespanschaften in Kroatien zu vergleichen. Erhaltene Quellen sprechen von Bosiljina ohne nähere Bestimmung, doch kann man aus dem Kontext des Inhalts schließen, dass es sich um eine größere Gegend und nicht um eine vereinzelte Siedlung handelt. In Zvonimir’s Schenkungsurkunde an die Spliter Bürger und den Erzbischof von Split aus dem Jahre 1078 heißt es: in Bosiline, meo regali territorio. Da es sich meist um Weiden handelt ist es völlig logisch, dass größere Gebiete geschenkt wurden. Das Problem ist zusätzlich erschwert durch die Forderungen seitens Šibenik und Trogir auf den gleichen Raum. In dieser Hinsicht schenkte Bela IV beispielsweise den Bürgern von Šibenik 1251 unter anderem auch ein Land (terra) mit dem Namen Boscilina. Im Hinblick darauf geht man auch hier davon aus, dass es sich um einen größeren Landstrich handelt. Es scheint so, dass unterschiedliche Dokumente und Schenkungsurkunden nur von Teilen Bosiljina’s sprechen, abhängig davon, ob sie Šibenik oder Trogir zugesprochen werden. Dieses ist jedoch im Text der Urkunden nicht genauer präzisiert. Demzufolge gibt es auch unterschiedliche Interpretationen bezüglich der Gegend Bosiljina: als Gegend um Primošten, Marina oder Drid, Vinišća, was alles zusätzlich das wahre Bild vernebelt. Die Umstände werden erst klarer als 1333 der Raum Bosiljina endgültig zwischen Šibenik und Trogir aufgeteilt wird. In diesem Dokument steht in der Beschreibung der Grenzen eindeutig “ita ad Lucam Borovizam, que est inter Bossigline.“, was bedeutet, dass die Bucht Borovica, unweit des Kaps Ploča (Planca), Bosiljina in zwei Teile teilt. Ab diesem Zeitpunkt bezieht sich der Name auf die mittelalterliche Siedlung im Gebiet des heutigen Ortes Marina, der bis sogar Anfang des 20. Jahrhunderts auch offiziell Bosiljina genannt wird. Demzufolge wandelt sich das Regionym Bosiljina in ein Oikonym im Distrikt Trogir, während es in Šibenik weiterhin die Bedeutung eines Regionyms beibehält. Dies ist zudem durch das Beispiel der Gründung des Dorfes Široke in Bosiljina im Jahre 1448 eindeutig belegbar. Als Regionym schwindet die Bezeichnung in beiden Teilen des Territoriums am Anfang der frühen Neuzeit, an erster Stelle aufgrund der Tatsache, dass es weder einen eigenen administrativen noch kirchlichen Verwaltungsapparat hatte. Anhand der Rekogniszierung, die vom Museum der kroatischen archäologischen Denkmäler an einigen Stellen im Territorium von Bosiljina durchgeführt wurden, entdeckte man auch einige Weiler des Dorfes Bosiljina, bzw. des zukünftigen Ortes Marina. Einer davon befindet sich in Dolac von Marina, unweit der Frletin Häuser, an der Grenze der fruchtbaren Ackerfelder und Berghänge sowie unterhalb der bekannten Pilgerstätte, bzw. der Höhle der Heiligen Philip und Jakob, wo sich auch ein mittelalterlicher Friedhof befindet. Besonders interessant sind die Überreste von Behausungen aus Trockenmauerwerk mit ausgesprochen massiven Mauern. Es handelt sich dabei um einzellige Objekte, die einen Weiler (vicus) villae Bosoglina bildeten, der jedoch während der frühen Neuzeit aufgrund der wachsenden Gefahr seitens der Türken verlassen wurde. Die Dorfbewohner zogen daraufhin in ein neu gegründetes Dorf des Bischofs von Trogir mit gleichem Namen, das wegen der Renaissancekirche Sv. Maria im Laufe der Zeit in Marina umbenannt wurde. Der Wehrturm und das befestigte Dorf wurden Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut. Die Besonderheit des Baukomplexes in diesem Weiler wird durch die Tatsache bestärkt, dass es sich dabei um ein seltenes Beispiel von Behausungen aus Trockenmauerwerk handelt, die aus dem römischen Zeitalter stammen, die wiederum im Mittelalter umgewandelt bzw. wiederbenutzt wurden. Bewegliche Oberflächenfunde aus Keramik bezeugen dies anschaulich. An das Sanktorem Marina wird ein weiterer Irrtum gebunden, der in die kroatische Geschichtsschreibung durch die verdienten Historiker Ivan Lucić und Pavao Andreis aus dem 17. Jahrhundert kam und von den zeitgenössischen Autoren ohne weiteres angenommen wurde. Es handelt sich dabei um einen Rechtsstreit zwischen dem Klerus von Šibenik und jenem von Trogir, der Ende des 12. und im 13. Jahrhundert geführt wurde und sich auf die Teilung der kirchlichen Einkünfte bezog. Im Originaldokument heißt es: omnium ecclesiarum de Sibenico et de Campo marine et de Macro. Šibenik und Mokro sind in diesem Fall nicht strittig, da sich Šibenik auf das Kastrum und seine Umgebung selbst sowie Mokro auf das Gornje und Donje polje (Obere und untere Feld) bezieht. Es ist hingegen das Toponym Campus marinus, das diesen Irrtum hervorrief, da es als Feld von Marina übersetzt wurde aber sich eigentlich um das “Feld am Meer“ handelt, bzw. um das heutige Morinje mit der gleichnamigen tiefen Bucht bei Šibenik. Dieser Irrtum geschah im sprachlichen Sinne aufgrund der Doppeldeutigkeit der Semantik des lateinischen Begriffs marinus. Die zusätzliche Stimmhaftigkeit des Appellativs mit dem Titular der Kirche des heutigen Ortes Marina ist reiner Zufall, die alle, außer den Historiker Frane Dujmović aus Šibenik, in die Irre führte, der als einziger den strittigen Text richtig deutete, auch wenn er diesen überhaupt nicht erklärte, da er davon ausging, dass er an sich schon ausreichend klar ist. Ein oberflächlicher Blick auf die Karte des Küstengebiets des nördlichen Dalmatiens reicht aus um zu erkennen, dass Dujmović Recht hatte als er den Begriff de Campo marine mit Morinje gleichsetzte, jenem Teil in der gleichnamigen tiefen Meeresbucht, der bis Donje polje reicht. Im Rechtsstreit zwischen dem Bischof von Trogir und dem Klerus auf einer Seite und dem Klerus von Šibenik auf der anderen Seite kommt es zur Teilung der Einkünfte omnium ecclesiarum de Sibenico et de Campo marine et de Macro in drei gleiche Teile. Es handelt sich dabei offensichtlich um Kirchen, die zum Klerus von Šibenik gehören. Die räumliche Aufteilung ist völlig logisch, da es sich vor allem um Kirchen von Šibenik, bzw. jenen in der Stadt und der näheren Umgebung, handelt, ferner um den strittigen Namen Campo marine und Mokro, das als Gornje und Donje polje von Šibenik identifiziert wurde. Es ist ein Gebiet, welches die Linie Vrpolje – Grebaštica im Osten nicht überschreitet und im kirchlichen Sinne dem Šibeniker Archipresbyterat unterliegt. Genauer gesagt geht es um jene Parochie (Pfarrbezirk) von Šibenik, die in der Reorganisation des Spliter Erzbistums 1185 dem Bischof von Trogir (Traguriensis episcopus habeat has parohias: Tragurium, Drid, Sebenicum et totum comitatum Zqgorie) zugesprochen wurde. Im Hinblick darauf ist es nun augenscheinlich, weshalb der heutige Ort Marina, bzw. das mittelalterliche Bosiljina, nicht das Gebiet mit Namen Campus marinus sein kann, aus dem einfachen Grund, da das Territorium im Rahmen der Perochie Drid lag, über das der Šibeniker Stadtpfarrer keinerlei Ingerenzien hatte.
Ključne riječi
Bosiljina; Drid; Marina; Gespanschaft; Pfarrbezirk
Hrčak ID:
81279
URI
Datum izdavanja:
7.12.2009.
Posjeta: 3.252 *