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Beitrag zu Erkenntnissen uber die Chronoiogie des friihmittelalterlichen Graberfeldes Gornjenica

Željko Tomičić orcid id orcid.org/0000-0002-6780-1887 ; Institut za arheologiju, Zagreb


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Gomjenica in der Nahe von Prijedor, Republik Bosnien und Herzegowina, versucht der Autor, die relative Chronologie des Fundortes darzulegen. Femer ist der Autor bestrebt, die Schmuckgruppe der einzigartigen Ein-und Dreibeerenohrringe innerhalb der Bestande des Graberfeldes in Gornjenica zu evaluieren, beziehungsweise die moglichen Ausgangspunkte der kunsthandwerklichen Tatigkeit wahrend des 10. und ll. Jahrhunderts aufzuzeigen. Das Graberfeldinventar gibt Aufschluss iiber die lTberschneidung des stldpannonischen Bijelo-Brdo-Kulturkreises und des Kulturkreises des altkroatischen Staates. Im nattirlichen Zwischengebiet des mediterranen, dalmatinischen, kroatischen Kulturkreises und des pannonischen Bijelo-Brdo Kulturkreises des kroatischen Frtihmittelalters begegnen wir auf dem Territorium des heutigen Nachbarstaates Bosnien und Herzegowina einigen bedeutenden Fundorten, denen wohl die besondere Aufmerksamkeit der Archaologie gilt. Es handelt sich um den Horizont der frtihmittelalterlichen Skelettgraberfeldem in Reihen, freigelegt im unteren Flusslauf der Vrbas in der Umgebung von Banja Luka (Bagruša bei Petoševci, Mahovljani und Tučić) beziehungsweise am Fliisschen Gomjenica, dem rechten Nebenfluss der Sana unweit von Prijedor (Abb. 1). Der Fundort des mittelalterlichen Graberfeldes, freigelegt 1963 im Dorf Gomjenica, ungefahr 5 km siidlich von Prijedor, erstreckt sich auf einer Al1uvialterrasse des rechten Ufers der Sana am Standort Baltine bare. Das Graberfeld Jiegt in einem ftachen Sand-und Kiesgebiet. In zwei archaologischen Kampagnen wiihrend der Jahre 1963 und 1964 wurde das Graberfeld mit 246 Reihengrabem freigeJegt. Die Verstorbenen wurden in Gruben in einer durchschnittlichen Tiefe von 0,40 bis 0,90 m begraben. Die Graber bildeten relativ regeimaBige Reihen, die iiberwiegend in Richtung Nordwesten-Siidosten ausgerichtet waren. Es wurde eine unterschiedliche Positionierung der Kopfe und Unterarme dokumentiert. In etwas mehr als 50%, oder genauer gesagt in 126 Grabanlagen, wurden reiche Grabbeigaben freigelegt. Beim Grabinventar iiberwiegen, verstandlicherweise, Schmuckgegenstiinde als Teil der Frauentracht. Nach lTberzeugung der Archaologin Nada Miletić, Leiterin der archaologischen Ausgrabungen in Gomjenica, finden sich im Graberfeld Schmuckgegenstande, die fiir die Kottlach-Kultur, den altkroatischen dalmatinischen und den Bijelo-Brdo-Kulturkreis charakteristisch sind. Das Graberfeld datierte N. Miletić in die frtihmittelalterliche Periode, genau er in das 10.-11. Jahrhundert. Die archaologischen Funde aus Gomjenica werden im Landesmuseum (Zemaljski muzej) in Sarajevo aufbewahrt. Es wurde eine osteoJogische AnaJyse des anthropologischen Materials vorgenommen, die gezeigt hat, dass die untersuchte bestattete BevOlkerung aus Gomjenica aufgrund ihrer rassentypologischen Zusammensetzung zum Typus der Nordide gehorte, ohne sichtbare Merkmale einer Mischung mit fremden Elementen. Eine detaillierte Evaluierung der beweglichen Funde wurde baJd nach den' archiiologischen Ausgrabungen durchgefiihrt und ausfiihrlich im wissenschaftlichen Beitrag von N. Miletić vorgestelIt. Es sei insbesondere darauf hingewiesen, dass sich auch der prominente deutsche Archaologe und ausgezeichnete Kenner der Bijelo-BrdoKultur, Jochen Giesler, mit der Bestimmung eines Teiles der Schmuckgegenstiinde aus dem Graberfeld in Gomjen ica beschaftigte. Sein groBes Interesse bei der horizontalstratigraphischen Forschung innerhaJb von Gomjenica galt den Beziehungen zwischen den gegossenen Ohrringen des sogenannten Volinya-Typus und dem Horizont der Bijelo-Brdo-Funde im Allgemeinen. Daher sei auch auf Gieslers Feststellung hingewiesen, dass das Graberfeld in Gornjenica, das sogar 52 Exemplare rustikaler gegossener Volinya-Ohrringe hervorbrachte, nebe n dem Graberfeld Ptuj-Grad ein Fundort mit der groBten Anzahl dieser einzigartigen Varianten des Hauptschmuckes sei. Giesler erschien das Graberfeld neben Prijedor als ein aussagekraftiges Polygon, das seiner Meinung nach zwar eine marginale Lage hatte, aber irnmerhin eine relativ chronologische Datierung der Volinya-Ohrringe des Typus 17.b ermoglichte. Als Bijelo-Brdo-Funde kartierte er neben Ohrringen des Typus 17.b auch Ohrringe der Typen 14, 15. und 16., sowie Halsringe der Typen 39.-40, zweiteilige Anhanger des TYpuS 9., Schellen (Typus 10.) und Knopfe (Typus 11.). Seine Aufmerksarnkeit richtete er auch auf das Kartieren der1deinen Ohrringe mit einer S-Schlaufe und stellte dabei zutreffend fest, dass dies aufgrund von technischen Mangeln infolge der damaligen Veroffentlichung der Bestande, keine zuverlassigen Ergebnisse bringt. Besondere Aufmerksarnkeit widmete Giesler auch dem Kartieren der altkroatischen Schmuckgruppen, indem er versuchte, zuverlassigere und prazisere relativ-chronologische Zusammenhange zwischen Ohrringen des Typus l7.b und dem iibrigen Material der BijeloBrdo-Pragung zu finden. Leider nahm Giesler dabei keine detaillierten horizontalstratigraphischen Analysen der Verbreitung von unterschiedlichen Vruianten der Fingerringe vor, die in den Grabanlagen innerhalb des Graberfeldes neben dem Dorf Gomjenica freigelegten wurden. Nachfolgend legen wir unsere Auffassung von der Bedeutung des frtihmittelalterlichen Skelettenreihengraberfeldes Gornjenica, zu der wir aufgrund der Ergebnisse der horizontaJstratigraphischen Analyse, oder genauer gesagt der relativ-chronologischen Lage des Grabes gelangt sind, dar. Vor den abschlie!3enden UberIegungen seien dennoch einige wichtige Anmerkungen gemacht. Bei der Evaluierung der samtlichen BesUinde des Graberfeldes Gornjenica, beziehungsweise bei der Analyse der horizonta1stratigraphischen Zusammenhange innerhalb dessen, haben wir zwalf sehr aufschlussreiche und an Funden reiche Grabanlagen ausgewahlt und in T. l. bis T. 8. dargestelIt. Diese Grabanlagen ermaglichten uns die Erstellung einer typologisch-chronologischen Tabelle des Graberfeldes (Tabelle 1.) beziehungsweise einer typologischen Kombinationstabelle (Tabelle 2.), im Rahmen deren wir alle unsere bisherigen Betrachtungen im Zusammenhang mit dem Graberfeld uberprufen kannen. Tabellen l . und 2. zeigen die erste deutlich hervorgehobene Kombinationsgruppe: einfache kleine Ohrringe mit getrennten Enden (Typus 13.), zahlreiche Varianten gegossener Ohrringe wie die des Typus l4.a, l5.a, 15.c, l5.d, l6.a und l6.b, gro!3formatige Ohrringe mit einer S-Schlaufe (Typus 1.) sowie Halsketten aus zweigliedrigen Anhangem (Typus 42.a), beziehungsweise Fingerringe mit einem dreieckigen Reifen (Typus 31.b). Diese Formen der Schmuckgegenstande wurden anhand der horizontalstratigraphischen Beziehungen der fruhesten Bestattungsphase am Graberfeld neben Gornjenica zugeordnet. Im nardlichen Teil des Graberfeldes sind dies beispielsweise die Grabanlagen Nummer 4.,21. (T. 1., 1.) und 43. (T. 1., 2.), und im westlichen Teil die Grabanlagen Numrner 100. CT. 2.) und 161. (T. 3.). Mit Vorkomrnen der erwahnten Schmuckgegenstande entstand de jacto die erste Bestattungsphase am Graberfeld, die wir als die Phase Gomjenica I bezeichnet haben. Das Grabinventar dieser Phase erscheint synchron mit der frUhen Phase der I. Stufe der Bijelo-Brdo-Kultur CT. 9.). Die Analyse der Bestattungsstufen im Graberfeld von Gornjenica ergab, dass eine neue Phase folgte. Charakteristisch ftir diese, als Gomjenica II. bezeichnete Phase ist das Vorkomrnen von groBformatigen Ohrringen mit einer S-Schlaufe in Verbindung mit neuen Schmuckgegenstanden, genauer gesagt mit verschiedenen Formvarianten der Fingerringe (Tabelle 1. i 2.). Es handelt sich um Fingerringe der Typen 32., 33., 34. und 36. Viel wichtiger ist jedoch unserer Meinung nach das Vorkommen einer vallig neuen Schmuckgruppe von gegossenen rustikalen traubenfarrnigen Ohrringen des sogenannten Volinya-Typs, bezeichnet als Variante l7.b. Um die neu entstandene Situation -d.h. den Beginn dieser neuen Bestattungsphase am Graberfeld von Gornjenica -zu verdeutlichen, haben wir einige besonders charakteristische Grabanlagen berausgesucht. Es handelt sich dabei um die Grabanlagen Nummer 13. CT. 4.1.),30 CT. 4.2.), 44. CT. 5.), 125. CT. 7.),156, die uberwiegend im sudastlichem und nordostlichen Teil des Graberfeldes freigelegt wurden. Die neuen Formen von Fingerringen und insbesondere die neuen Varianten von Ohrringen CTyp 17.b) sind uberwiegend ftir den sudlichen Teil des Graberfeldes, aber auch fur sein nordliches Segment, charakteristisch (T. 10.). Eine besondere Erscheinung innerhalb des Graberfeldes Gomjenica sind die Schlafengehange mit Schlaufen und einer, beziehungsweise drei bikonischen hohlen Beeren. Mit dieser einzigartigen Schmuckgruppe haben wir uns detaillierter in unserer Untersuchung zur Chronologie des fruhmittelalterlichen Graberfeldes in Mahovljani bei Banja Luka befasst. Bei dem Fundgut dieses Graberfeldes entdeckten wir namI ich zwei grund legende Gruppen von Schlafengehangen, die wir aufgrund der Anzahl von ausgepragten bikonischen glatten Blechbeeren als Typus III. und Typus IV bezeichnet haben. Hierbei haben wir bei den Schlafengehangen des Typus III, d.h. mit einer bikonischen Beere, eine Unterteilung vorgenommen in Variante III.a -mit einer Schlaufe, auf die eine Beere angebracht wird -, und in Variante IIl.b -mit zwei Schlaufen -die ebenfalls eine bikonische Beere aufweist. Die Schlafengehange des Typus III. und Typus IV. Iassen sich am Graberfeld Mahovljani sehr zuverlassig datieren, da sie im archaologischen Kontext freigelegt wurden. Unter Berucksichtigung des gleichzeitigen Vorkommens anderer Schmuckgruppen wurden sie in die fruhe Phase der L Stufe der Bijelo-Brdo-Kultur datiert. In Gomjenica wurde, wie scbon erwahnt, eine groBere Anzahl von Schlafengehangen des Typus III. und des Typus IV. registriert. In der Grabanlage Nummer 2l. begegnen wir ihnen als Variante lILa, also mit einer Schlaufe, in Verbindung mit dem Ring des Typus 13. und dem Ohrring des Typus l5.e. Interessant ist das gleichzeitige Vorkommen von Schlafengehangen des Typus IlLa und Typus IV. in der Grabanlage Nummer 125. CT. 7.). Dort erscheinen Schlafengehange des Typus Illa und des Typus IV. zusammen mit groBformatigen Ringen, die eine SSchlaufe mit je zwei kleinen Peden aufweisen, dann mit einem Ring des Typus 31. und mit gegossenen rustikalen Exemplaren der Volinya-Ohrringe des Typus 17.b. In der Grabanlage Nummer 156. CT. 8.) begegnen wir-einem Paar von Schlafengehangen des Typus IlLa zusammen mit einem Ring des Typus 31., einem Halsring des Typus 42.a, beziehungsweise grol3formatigen Ringen mit einer S-Schlaufe. Alle drei angeftihrten Grabanlagen (21 , 125 i 156) datierten wir, wie spater ersichtlich sein wird , in die fruhen Bestattungsphasen am Graberfeld Gornjenica, beziehungsweise in die Phase n Gomjenica I. und Gomjenica II. Diese beiden Bestattungspbasen entsprechen nach dem von J. Giesler vorgeschlagenen absolut-chronologischen Schema der zeitlichen Dauer der I. Stufe der Bijelo-Brdo-Kultur Die Phase Gornjenica II. stimmt zeitlich uberein mit unserer spaten Phase der I. Stufe der Bijelo-Brdo-Kultur beziehungsweise nach Gieslers chronologischem Schema, mit der Endphase der I. Stufe der Bijelo-Brdo-Kultur CT. 10.). Bei einer kleineren Gruppe der Grabanlagen im n6rdlichen Teil des Graberfe1des erkannten wir die dritte Bestattungsphase im Graberfeld. Diese Phase bezeichneten wir als Gomjenica III., was aus der typologischen KombinationstabeHe des Graberfeldes (Tabelle 1.) beziehungsweise aus der typologischen Kombinations-/Typo10gietabeile (Tabelle 2.) hervorgeht. Es handelt sich um Beigaben in Form von Silberringen mit einer S-Schlaufe und neuen Ringformen, oder genauer den Ringen der Typen 26., 27. und 29. Es geht vor allem um die Grabanlagen Nummer 8., 10. und 35. im n6rdlichen Teil des Graberfeldes, aber auch um die Grabanlage Nummer 79., im westlichen Randteil des Graberfeldes. Die Phase Gomjenica III. ist synchron mit unserer fruhen Phase der II. Stufe der Bijelo-Brdo-Kultur beziehungsweise, nach Gieslers chronologischem Schema, mit dem Anfang dieser Stufe CT. ll.). SchlieBlich haben wir anhand der Bestande aus den Grabanlagen Nummer 69, 202. und 223. (T. 12.) die letzte Bestattungsphase im Graberfeld bei Gornjenica, die wir als Phase Gomjenica IV. bezeichnet haben, festgestellt. In diesen Grabanlagen wurden einige Schmuckgegenstande wiedererkannt, die aus der fruheren Zeit i.ibemommen word en sind. Es handelt sich zum Beispiel um Formen, die sich aus frtiheren Bestattungsphasen erhalten haben, wie das Fundgut der Grabanlage Nummer 69. zeigt, in der neben Ohrringen des Volinya-Typus (Typus l7.b) auch altere Schmuckformen der Fingerringe vorkommen (Typen 31.a und 31.b). Ein Novum ist der Ring mit einem bandf6rmigen Reifen, der gemaB Gieslers Typologie als Typus 35 bezeichnet wurde. Bosanska Posavina ist ein Gebiet, in dem drei groBe europaische geographische Regionen einander begegnen: Mitteleuropa mit seinem ostalpinen Kreis, das Mittelmeer und der DonauraumlBalkan. Diese Tatsache soUte man stets vor Augen haben, wenn man die dortigen materiellen archaologischen Zeugnisse betrachtet, bewertet und sich eine Meinung i.iber das analysierte Gebiet bildet. Das Gebiet vom Flusslauf der Una im Westen, der Save im Norden und der Drina im Osten sowie den Dinariden im Si.iden steHt im geographischen Sinne den auBersten si.idlichen Rand des groBen Karpatenbeckens dar. Dieser peripannonische Rand entlang der Flusstaler der Una, Vrbas und Bosna bildete eine permanente naturIiche Verbindung zwischen dem zentralen Teil Europas im Norden und seinem mediterranen Gebiet im Suden. Die Materialfunde der vorgeschichtlichen, antiken und mittelalterlichen Perioden, die in dem Gebiet freigelegt wurden, das in diesem Beitrag betrachtet wurde -also zwischen dem Flusslauf der Save im Norden und den Dinariden im Si.iden -bestatigen die groBe Bedeutung dieses Gebiets in der Vergangenheit Europas. Es ist eine Kontaktzone zwischen dem pannonischen und dem mediterranen Teil Europas, die zugleich auch ein naturgegebener Verkehrsknotenpunkt zwischen Nord-und Si.ideuropa beziehungsweise zwischen dem Westen und dem Osten entlang des Save-Drau-Donau-Korridors ist. Daher seien nachfolgend kurz die wichtigsten Materialquellen aus der Zeit der Spatantike und des Fruhmittelalters erwahnt, die das archaologische Bild i.iber die Ereignisse im betrachteten Gebiet wesentlich erhellen. Auf dieser Grundlage werden wir danach versuchen, uns eine Vorstellung von der Bedeutung des freigelegten und evaluierten fruhmittelalterlichen Graberfeldes Gornjenica innerhalb des gleichzeitigen Horizontes des Graberfeldes im bosnischen Teil der Posavina zu bilden. Im 6. Jahrhundert, wahrend der Reconquista des Kaisers Justinian I. (527-565), erlebten die Bergwerke imFlusstal der Japra ein Wiederaufbli.ihen, und parallel dazu bildete sich von der Save im Norden bis zum Glamoč-Feld im Suden ein Netz von Refugien beziehungsweise Festungen (ta castra) wie das Castellum Balkis, ein Refugium am Wall burg Zecovi in Čarakovo, sudIich von Prijedor und Vrbljani bei Ključ, in der Nahe der Quelle des Flusses Sana. Das Netz von Castren und Refugien, ausgebreitet in der gebirgigen Zone von Kozara in Richtung Si.iden, sollte die Bev6lkerung in den Stadtgemeinden des betrachteten Gebiets schutzen, aber auch das Verkehrsystem, das Sudpannonien und Dalmatien verband. Jegliche Versuche Justinians, das Gebiet vom Donauraum bis zur Ionischen Bucht, d.h. der Adria, zu sichem und vor neuen Gefahren aus dem Norden -den Awaren, Slawen und Anten -zu schutzen, scheiterten. Nach dem Tod des Kaisers und der Umsiedlung der Langobarden von Pannonien nach Italien im Jahre 568 entstand eine gefahrliche Kluft, in der es bald zum Fall Sirmiums, der spatantiken Metropole, im Jahre 582 und zum Einfall der Awaren unter Khagan Bajan im Jahre 597 entlang der alten r6mischen Strasse Servicij-Salona kamo Kurz aufgehalten, eroberten die Awaren erst in ihrem zweiten Feldzug im Jahre 602, nach dem Tod des byzantinischen Kaisers Mauricius Tiberius Delminium, danach zerst6rten sie wahrscheinlic~ Salona und letztlich die Stadt Narona im Flusstal der Neretva. In der verwi.isteten Ebene am rechten Ufer des Flusses Save, aber auch tiefer sudIich, in Richtung Dinariden, siedelten sich am Obergang des VI. zum VII. Jahrhundert in der fruhen Migrationswelle die Slawen an, die die i.ibriggebliebenen Teile des autochthonen r6mischen und germanischen spatantiken Substrats uberIagerten. Dieses neue Superstrat siedelte sich dauerhaft in den Gebieten der einstigen r6mischen Provinzen Pannonien und Dalmatien an und bildete dort unter awarischer Herrschaft territoriale Einheiten, die die Keime bestimmter spaterer politischer Keme darstellten. Am bedeutenden Verkehrsknoten um das heutige Banja Luka, uber das seit urgeschichtlichen Zeiten die groBe europaische Verkehrsroute vom Karpatenbecken zum Mittelmeer ver1ief, befand sich ein Verteidigungszentrum, den die Awaren beherrschten. Ende des 8. Jahrhunderts und um das Jahr 800, d.h. wahrend der Gestaltung der neuen politischen Landkarte Europas, als durch die Ankunft der Franken die Eigenstandigkeit der peripheren gentilen Herrscher, die fruher dem awarischen Khaganat untergeordnet waren, begiinstigt wurde, war das in diesem Beitrag behandelte Gebiet, Teil der friihslawischen gentilen Herrschaft, deren Zentrum sehr wahrscheinlich Siscia war, einst eine bliihende Stadt der Antike. Funde friih.karolingischer Waffen aus Rudići bei Glamoč, die Reitausriistung (Sporen) aus Rakovčani bei Prijedor beziehungsweise aus Bagruša bei Petoševci, und das besonders wertvolle Exemplar einer Riemenzunge aus Vrbljani bei Ključ sind neben einigen derzeit noch bescheidenen Funden aus Sisak, materieUe Zeugnisse einer systematischen Ausdehnung des Interessengebiets des Frankischen Kaiserreichs nach Osten. Die kontinuierliche Bedeutung des Erzbeckens von Japra, in dessen Zentrum sich der Fundort von Gomjenica befindet, wurde durchaus auch im Friihrnittelalter erkannt. Zeugnisse der Beziehung der lokalen Bev6lkerung zu den Naturreichtiimern -Eisengruben und andere Metalle -spiegeln sich u.a. auch in der deutlich ausgepragten lokalen Eigenstandigkeit und dariiber hinaus auch in einer eigentiimlichen Autochthonitat und prunkvoDen Tracht wider, wie das Grabinventar der bestatteten Bev6lkerung zeigt. Dieses Spezifikum spiegelt sich vor allem in manchen einzigartigen und originellen Schmuckgegenstanden wider, die die Archaologie im Horizont der friihmittelalterlichen Reihengraberfelder des bosnischen Teils der Posavina freilegte. Der erwahnte Horizont der friihmittelalterlichen Graberfelder weist Besonderheiten auf, die sie zu einer eigenstandigen kultureUen Mikroregion machen. Eines der bedeutenderen kunsthandwerklichen Zentren d iirfte wohl im weiteren Gebiet von Prijedor, d.h. in der Umgebung von Gomjenica, liegen. Das gr6Bte Zentrum ist allerdings im friihmittelalterlichen Sisak zu suchen, wo die lokale Produktion durch zahlreiche Schmuckgegenstande, vor allem aber durch den einzigartigen Fund einer Gussform fiir traubenf6rrnige Ohrringe und Kreuze, nachgewiesen wurde. Es handelt sich sicherlich um ein Gebiet, in dem zwei besonders charakteristische friihmittelalterliche Kulturkreise standig interferieren. Das betrachtete Gebiet und insbesondere das einzeln bewertete Inventar des Graberfeldes in Mahovljani bei Banja Luka und das hier analysierte Graberfeld in Gomjenica bei Prijedor weise n deutlich auf eine starke Integriertheit der Bev6lkerung in den Bijelo-Brdo-Kulturkomplex, d.h. den pannonischen Kulturkomplex, hin mit fast ebenso evidenten Einfiiissen aus dem kroatischen Adriagebiet. Ein Verbindungspunkt dieser beiden Kulturkreise sind die charakteristischen Schmuckgegenstande, denen wir die kommenden Zeilen widmen. An dieser Stelle sei auf die schon mehrrnals erwahnten einbeerigen und dreibeerigen bikonischen Schlafengehange als einen spezifischen autochthonen Schmuckgegenstand hingewiesen. Hierbei handelt es sich in der Tat sehr wahrscheinlich um ein lokales Produkt, fiir das wir eine besondere Bezeichnung vorschlagen -Typus Gomjenica-Mahovljani, basierend auf den eponymen Fundorten dieser Fundgruppe. Vor aDem in Gomjenica ist diese Fundgruppe mit einer groBen Anzahl von Gegenstanden vertreten. Innerhalb dieses vorgeschlagenen Typus unterscheiden wir, wie bereits erwahnt, zwischen den einbeerigen bikonischen Schlafengehii.ngen, die wir als Typus III mit seinen zwei Varianten bezeichnet haben (IlLa und III.b), und den dreibeerigen bikonischen Schlafengehangen des Typus IV. Das friihe Vorkommen des erwii..hnten Schmucktypus Gomjenica-Mahovljani in Bosanska Posavina bereits in der Phase Gomjenica 1., d.h. in unserer friihen und spaten Phase der I. Stufe der Bijelo-Brdo-Kultur im Zwischenstromgebiet, beziehungsweise nach Gieslers chronologischem Schema in der Stufe L, in Kombinationen -also gleichzeitig -mit den Exemplaren der rustikalen gegossenen Volinya-Ohrringe, belegt eine bestimmte Originalitii.t dieser Schmuckforrn im erwahnten Gebiet, in dem friihmittelalterliche Graberfelder vorkommen, die iiblicherweise sehr reich an Grabinventar sind. Die Einzelfunde der Ohrringe des Typus III. und Typus IV. im Gebiet Dalmatiens, zum Beispiel in Biskupija-Crkvina, Oton, Smrdelji und bei Šibenik in Donje polje, beweisen die Kontinuitat des Vorkommens dieser Schmuckgruppe sowie die Haufigkeit der kulturellen und anderen Beziehungen zwischen dem pannonischen und dem mediterranen Gebiet Kroatiens (Abb. 1.). Dafiir dOrfte auch der Fund eines eher schlecht erhaltenen dreibeerigen Schlafengehanges (Typus IV) aus dem friihmittelalterlichen Graberfeld am Standort Stranče Gorica in Vinodol sprechen. Anhand unserer chronologisch-typologischen Tabelle 1lassen sich die Schlafengehange der Typen III. und IV. aus dem Inventar des Graberfeldes Gornjenica sowohl Gieslers als auch und unserer fruhen Phase der L Stufe der Bijelo-Brdo-Kultur zuordnen, wahrend der Typus IV. etwas lii.nger, d.h. bis zum Ende Gieslers I. Stufe der BijeloBrdo-Kultur beziehungsweise bis zum Ende unserer spaten Phase der I. Stufe der Bijelo-Brdo-Kultur dauerte. Dies entspricht einem Zeitraum von der Mitte des 10. lahrhunderts bis ungefahr um das Jahr 1030. Auf eine relativ ahnliche Situation weisen auch die Funde gleichartiger Schlafengehange im Graberfeld Mahovljani bei Banja Luka hin. Unsere Aufmerksarnkeit werden wir im Folgenden kurz auch auf das Gebiet Mittelkroatiens lenken. Genauer, auf zehn eigentiirn1iche Exemplare prunkvoller silberner Schlafengehange mit drei bikonischen Beeren in Filigran-und Granulationstechnik, die in der Grabanlage 96 gefunden wurden und die die Archaologin Katica Simoni, Leiterin der Ausgrabungen des mittelalterlichen Graberfeldes Zagreb-Stenjevec, als Typus Stenjevec bezeichnet. Die mittlere Beere ist mit ihrer langeren Achse vertikal und die seitlichen Beeren sind mit ihren langeren Achsen horizontal zum Ring positioniert. Die bikonischen Beeren sind aus Filigrandraht in Durchbruchtechnik. Die Beeren sind auf der einen Seite mit Spulen des Filigrandrahtes und auf der anderen mit einem gehammerten S-Ende befestigt. Diese besonders interessante Schmuckgruppe, die Bestandteil der Frauentracht war, datierte Simoni an den Beginn des 12. Jahrhunderts, beziehungsweise in das ll. und 12. Jahrhundert. Ein ahnliches Beispiel der Schlafengehange, allerdings mit funf Beeren, wurde in Kloštar Podravski dokumentiert. Neuerdings wurden relativ ahnliche Exemplare der dreibeerigen Schlafengehange auch in Lobor in Grabanlage 108. an der nordlichen Seite des Schiffes der Kirche Majke Božje Gorske gefunden und in die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert. Es ist ersichtlich, dass es sich nicht um ein isoliertes Vorkommen handelt, vielmehr diirfte kiinftig mit ahnlichen Funden zu rechnen sein, die sicherlich zu ihrer praziseren Datierung, einer Unterscheidung zwischen den Varianten und nicht zuletzt auch zum Erahnen oder Entdecken ihrer kunsthandwerklichen Ausgangspunkte beitragen werden. Was die erwahnten Funde des Typus Stenjevec jedoch auf den ersten Blick offenbaren, ist die signifikante Verwandtschaft ihrer Grundmerkrnale mit den rustikaleren Varianten, die wir als den Typus GomjenicaMahovljani bezeichnet haben . Es sei darauf hingewiesen, dass im Inventar des Graberfeldes Zagreb-Stenjevec auch gegossene rustikale Ohrringe des Volinya-Typus l7.b vorkommen, aber auch -und dies ist besonders wichtig -ExempJare der prachtvoHen silbemen Ohrringe in Granulations-oder Filigrantechnik, die gemiill Gieslers Typologie als der Typus l7.a bezeichnet wurden. Das synchrone Vorkommen der prachtvollen und rustikalen Varianten der Beerenohrringe des Typus 17 im Inventar des Graberfeldes Zagreb-Stenjevec sowie der etwas schlichteren Varianten (l7.a), parallel zu den rustikalen gegossenen Volinya-Ohrringen (17.b) im friihmittelalterlichen Graberfeld Zvonimirovo-Veliko polje bei Suhopolje im Verwaltungsbezirk Virovitica-Podravina, lassen bestimrnte Oberlegungen auch in Richtung moglicher gemeinsamer Ausgangspunkte, d.h. der kunsthandwerklichen Zentren der erwahnten Schmuckvarianten, zu. Dies beweist gleichzeitig, dass paraHele Vorkomrnen der luxuriosen und rustikalen Varianten im Gebiet des Zwischenstromgebiets der Drau, Donau und Save iiblich waren. Waren im Falle der rustikalen ScWafengehange des Typus Gomjenica-Mahovljani (Typus III. und Typus IV.) bzw. ihrer luxuriosen Varianten des Typus Stenjevec auch synchrone Vorkomrnen moglich? Gegenwartig konnen wir diese Frage noch nicht beantworten, da uns Funde der erwlihnten Varianten aus einem zuverlassigen archaologischen Kontext fehlen, die unsere Oberlegung von der moglichen Synchronizitat der Vorkommen rustikaler und luxurioser dreibeeriger bikonischer Schlafengehange bestatigen wiirden. Zwischen den beiden erwahnten Typen von dreibeerigen Schlafengehangen, die absolut die grundlegenden Parallelmerkmale aufweisen -drei bikonische Beeren, verteilt an einem Ring mit einer S-Schlaufe -liegt eine Zeitspanne, die gegenwartig den Zeitraum von der ersten Half te des ll. bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts (nach Simoni) umfasst. Dies bedeutet dass es sich um eine Zeitspanne von nur zwei, hochstens drei Generationen handelt. Es besteht natiirIich ein Unterschied in der Anfertigungstechnik von bikonischen Beeren. Trotzdem sind wir iiberzeugt, dass eine kiinftige, prazisere Datierung der Funde aus dem Graberfeld Zagreb-Stenjevec vielleicht einen noch genaueren Einblick in die Reihenfolge der Bestattungen, d.h. in die relativ-chronologischen Beziehungen innerhalb dieses bedeutenden Fundortes, ermoglichen wird. Ein-und Dreibeerenohrringe des Typus Gomjenica-Mahovljani spiegel n den einfachen ruralen, man konnte sagen durchschnittlichen Geschmack und sozialen Status der Verstorbenen wider. Die luxuriosen Varianten des Typus Stenjevec in Granulations-und Filigrantechnik, wie auch die ahnlich prachtvoll granulierten und filigran angefertigten Ohrringe des Typus 17.a, spiegel n den Geschmack eines Teils der wohlhabenden Bevoikerung wider. Eine groBere Anzahl findet sich in beiden Fallen -sowohl im Inventar des Graberfeldes Zagreb-Stenjevec als auch im jiingeren Detail des Graberfeldes in Lobor -in den Grabanlagen der vomehmen Verstorbenen wieder. Das, was aufgrund der Vorkomrnen der rustikalen Varianten der Schlafengehange des Typus Gomjenica-Mahovljani und der luxuriosen Exemplare des Typus Stenjevec beziehungsweise der fruher erwlihnten Exemplare der traubenfOrmigen Ohrringe (Typus 17) ersichtlich wird, ist ihr Verbreitungsgebiet. Das natiirliche Zentrum dieses Gebiets ist sehr wahrscheinlich das fruhmittelalterliche Siscia, in dem die Archaologie schon fruher zuverlassig das Vorkommen kunsthandwerklicher Werkstatten nachwies. Zu diesem natiirlichen Zentrum der heutigen Makroregion Mittelkroatiens orientierte sich auch die Bevoikerung, die ihre Verstorbenen in den Skelettreihengraberfeldem im Gebiet siidlich des Flusslaufs der Save, zwischen der Una und der Vrbas, bestattete. Wir sind jedoch iiberzeugt, dass an mehreren Orten, insbesondere im betrachteten Gebiet in der Nahe des Erzbeckens von Japra, grundlegende Voraussetzungen auch fUr die Entstehung der lokalen kunsthandwerklichen und anderen Werkstatten in den Siedlungen vorhanden waren, die aber durch archaologische Methoden noch nicht nachgewiesen worden sind. Ihr Vorhandensein lasst sich anhand des Spiegelbildes, das aus dem Inventar des Graberfeldes der bestatteten Bevoikerung hervorgeht, erahnen. Die Lage dieser Siedlungen in der Nahe der auBerst wichtigen mittela1terlichen Verkehrsrouten, die in NordSiid Richtung den Mitteldonauraum und insbesondere das Zwischenstromgebiet der Drau, Donau und Save mit der ostlichen Adriakiiste, d.h. mit dem Mittelmeer verbinden, trug zu ihrer Sonderrolle bei. Die Verkehrsbedeutung, reiche Lagerungen verschiedener Erze, landwirtschaftliche Flachen und gut verzweigte Hydrographie waren neben sonstigen nattirlichen Gegebenheiten die ausschlaggebenden Grtinde fUr ein kontinuierliches Leben. Dabei war die Verkehrsroute entlang des Flusstals der Una eine unausweichliche nattirliche Verbindung zwischen dem pannonischen und dem dalmatin.ischen Teil des kroatischen Gebiets, insbesondere in bestimmten historischen Etappen des Wachstums des kroatischen Reiches. Diese Kontinuitat des Lebens liisst sich auch mit historischen Ereignissen in Verbindung bringen, die Dank der groBen Bemtihungen L. Margitićs in neues ter Zeit zur Verdeutlichung und Durchleuchtung der allgemeinen Lage Kroatiens, vor alIem seines pannonischen Teils -Slawonien -und somit auch des Kemes der im ostlichen Ktistengebiet der Adria ansiissigen Ethnie, im europiiischen Kontext im Zeitraum seit der Mitte des 9. und insbesondere im 10. und ll. Jahrhundert, wesentlich beitrugen. Es sei kurz an einige bedeutende allgemeine historische Tatsachen erinnert. Bis in das ll. Jahrhundert hinein wurde das Dalmatinische Therna, das bereits frtiher, zwischen 867 und 886, zur Zeit der Herrschaft des byzantinischen Kaisers Basileios 1. , als eine besondere militiirische Verwaltungseinheit entstanden war" in ein Unterdalmatinisches Thema -mit Zadar als Zentrum -und in ein Oberdalmatinisches Thema -mit Dubrovnik als Zentrum -eingeteilt. Unsere absolut-chronologische Tabelle 3., in deren Mittelpunkt das Griiberfeld bei Gornjenica, als eines von etwa zwanzig Fundorten des stidpannonischen Teils des Bijelo-Brdo-Kulturkomplexes dargestelIt ist, zeigt, dass in Kroatien damals die Konige Stjepan Držislav, Svetoslav-Suronja oder Surinja sowie Mihajlo Krešimir II. herrschten. Nach dem Tode Stjepan Držislavs brach in Kroatien der Thronfolgekrieg zwischen seinen Sohnen Svetoslav Suronja (Surinja), Krešimir III. und Gojislav aus, der mit der venezianischen Besatzung des Unterdalmatinischen Thernas und der ugarischen Eroberung Slawon.iens 1027 endete. Das erwahnte Unterdalmatinische Thema blieb trotz zeitweiser Herrschaft kroatischer Herrscher i.iber Stiidte und InseIn (Rab, Cres, Lošinj, Krk) im 10. Jahrhundert dennoch innerhalb des Byzantinischen Reiches bis zur zweiten Hiilfte des ll. Jahrhunderts bestehen, als es wiihrend der Herrschaft der Konige Petar Krešimir IV. und Dmitar Zvonimir mit Kroatien vereinigt wurde (TabelI e 3.). Zu Zeiten der Bestattllng im Griiberfeld Gornjenica herrschten im benachbarten Ungam die groBen Ftirsten Taksony und Geza beziehungsweise der erste Konig alis der Arpadović-Dynastie, Stephan I. der Heilige (9971038). Auf dem byzantinischen Thron saBen damals die Kaiser Romanos II., Nikephoros, Ioannes Tzimiskes, Basileios II. (976-1025) beziehllngsweise Konstantinos VII. Porphyrogennetos und Romanos VIII. Im erwahnten Zeitraum herrschten im Westen machtige Kaiser der siichsischen Dynastie Otto 1., II. und III. sowie Heinrich II. und Konrad II. Die Erkenntnisse, die wir durch die Evaluierung des Grabinventars des frtihmittelalterlichen Graberfeldes in Gornjenica gewonnen haben, sind vielschichtig. Die freigelegten und analysierten Schmuckgegenstiinde, denen wir besondere Aufmerksamkeit gewidmet haben, spiegeln die geistige Ebene des Lebens der Bevolkerung am Knotenpunkt der mediterranen und pannonischen Kulturelemente des frtihmittelalterlichen kroatischen Reiches wider, die die kulturellen Impulse aufnahm, diese anpasste und ihnen den AlIsdruck einer eigenen Autochthonitiit verliehen. Die Vorztige der nati.irlichen Lage und die ftir eine kontinuierliche Lebensforrn ausschlaggebenden Gegebenheiten genieBend, spielte diese frtihmittelalterliche Bevoikerung in der Niihe des wichtigen urbanen und geistigen Zentrums der frtihmittelalterlichen makroregionalen Einheit Mittelkroatiens -Siscia wohl auch eine bestimmte bedeutende historische Rolle. Die Grundlage fUr diese bedeutenden Rolle bildete die Verkehrsroute entlang des Unatals in Richtung Stiden und Norden, beziehungsweise die nattirlichen Schiitze des Erzbeckens im Flusstal der Japra. An diesen Faktoren lasst sich die Manigfaltigkeit des Kulturhorizontes erkennen, den die frtihmittelalterlichen Griiberfelder Gornjenica, Mahovljan.i, Bagruša bei Petoševci, Tučić und andere noch unentdeckte archiiologische Fundorte der Graberfelder und Siedlungen im bosnischen Teil der Posavina zum Vorschein bringen. Neben dem iiuBerst reichen und einzigartigen Fundus des sogenannten Bijelo-Brdo-Kulturkomplexes, das als dominierend im erwiihnten Horizont der Griiberfelder und insbesondere im Fundgut von Gornjenica erkannt wurde, ist auch ein bedeutender Beitrag aus dem stidlichen Kulturkreis, d.h. dem kroatischen Reich, nicht zu vemachliissigen. Vor allem jener aus den alten romanischen urbanen Zentren an der ostlichen Adriaktiste. Es scheint, dass Impulse alis diesen fortschrittlichen Zentren, in denen das inspirierte Kunsthandwerk eine jahrhundertealte Tradition besaB, nattirIich aufWiderhall in der Bevoikerung stieB, die diese Impulse tibemahm, anpasste und modifizierte sowie durch Handelskontakte in andere Regionen verbreitete. Impulse aus romanischen Zentren stieBen auf sehr fruchtbaren Boden gerade in jenem Gebiet, das Thema unseres Beitrags ist. Wie langlebig und kontinuierlich diese Uberrnittlung der Goldschmiedekunst war, bestiitigt auch ein interessantes Detail aus Historia Salonitana des Archidiakons Thomas, der die Ki.instler (Goldschrn.iede und Kirchenmaler) aus Zadar, die zum Beispiel in Bosnien tiitig waren, expJizit erwiihnt. Die urbanen, tiberwiegend romanischen Zei:J.tren des Frtihmittelalters an der 6stlichen Adriakiiste -so z.B. Zadar und Split sowie andere Stiidte -waren Quellen eines jahrhundertealten kunsthandwerklichen Gewerbes, das die weit entfemt liegenden nordlichen Gebiete mit immer neuen Schmuckforrnen, vor allem der Goldschmiedekunst, inspirierte. In seinen Aufzeichnungen tiber den Erzbischof Bernard von Split, der dieses Ehrenamt sei t 1200 bekleidete, macht Thomas Archidiakon in seiner HISTORIA SALONITANA eine wertvolle Angabe tiber die Sahne Zorobabelos, Matthlius und Aristodios, die, obwohl von der benachbarten Adriaktiste -Apulien -stammend, seit ihrer Kindheit Einwohner von Zadar waren. So wird Matthaus unter den an gesehen en Btirgern von Zadar in den Dokumenten aus den lahren 1193 und 1198 erwahnt. Thomas Archid.iakon ftibrt an: "Sie waren iiberwiegend in Bosnien tiitig, da sie ausgezeichnete Maler und sehr gute Goldschmiede waren. AujJerdem waren sie sehr vertraut mit Latein und der slawischen Schrift" . Die gleiche wertvolle mittelalterliche Quelle filhrt ferner an, dass unser Kulturgebiet insbesondere zur Zeit des Spliter Erzbischofs Laurentius, also in den sechziger lahren des ll. lahrhunderts, Kontakte zu den weit entfernten kunsthandwerklichen Zentren wie bei spie ls weise zu der syrischen GroBstadt Antiochien pfiegte. Der Spliter Erzbischof Laurentius " .. . sandte einen seiner Diener nach Antiochien, um die Gold-und Silberschmiedekunst zu erlernen. " Die Aus-und Weiterbildung im Kunsthandwerk, insbesondere in der Goldschmiedekunst, in den damals bertihmten Kunstzentren im gesamten Mittelmeerraum sowie die darauf folgende gelungene Obertragung der dort erworbenen Fertigkeiten in die Heimat ist eine tibliche und allem Anschein nach kontinuierliche Erscheinung in den reichen romanischen Gebieten an der astlichen Adriaktiste. Obersetztung: Nina Matetić Pelikan Lektoriert von Renata Čupić

Ključne riječi

Friihmittelalter; Kroatien; Bosnien und Herzegowina; Bijelo-Brdo Kultur; Graberjeld; Grabfunde; Schmuck; angewandte Kunst; relative Chronoiogie; absolute Chronologie

Hrčak ID:

81471

URI

https://hrcak.srce.hr/81471

Datum izdavanja:

10.12.2007.

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