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Gjuro Arnold als Ästhetiker im Kontext der Kontroversen der kroatischen Moderne. VI. Schluß

Zlatko Posavec ; Institut za filozofiju, Zagreb, Hrvatska


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str. 271-323

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Daß Gjuro Arnold in der kroatischen Kulturgeschichte Übergangen und verschwiegen wird, könnte man eigentlich nicht sagen. Ober Arnold wurden, was für kroatische Verhältnisse recht selten ist, sogar zwei Monographien in Buchform herausgegeben; als Autor wird er (zwar jeweils unterschiedlich) stets in allen einheimischen Enzyklopädien und Lexika erwähnt und dargestellt, Ober ihn erschienen eine Menge Artikel und Arbeiten, in denen von seinem Wirken als Dichter, Pädagoge und Philosoph oftmals in sehr positivem 1bne, oft auch mit übertriebenem Lob die Rede ist, andererseits wiederum allzu kritisch, ja sogar mit völlig negativen und geringschätzigen Urteilen. Dennoch wurde Arnold - hierbei denken wir in erster Linie an seine philosophische Tätigkeit -, trotz der ausnehmend affirmativen, vor vielen Jahren erschienenen Monographie von Prof. Dr. P.Vuk-Pavlović, in gewisser Weise marginalisiert, in den Hintergrund gerückt und nicht gerade geschätzt. Stellt man jedoch einen besonderen Aspekt des Arnoldschen philosophichen Denkens, d. h. die ästhetische Thematik und Problematik, in den Mittel-punkt des Interesses, so fällt es nicht schwer, eine Antwort auf die »Ursachen« und »Gründe« für die Vernachlässigung oder gar Ironisierung seiner Arbeit zu finden. Die Schuld dafür trägt in erster Linie die Geschichte der kroatischen Literatur, welche ihre Sicht und Beurteilung eines gewissen Traditionalismus in Arnolds Dichtkunst, seiner Zugehörigkeit zu den »Alten« und »Konservativen« im Konflikt zwischen »Alten« und »Jungen« in der Zeit der sog. kroatischen Moderne (von ca. 1890 bis ca. 1910) einfach unzureichend und steril Übermittelt und, natürlich völlig zu Unrecht und unerlaubtermaßen, aus der Sphäre literargeschichtlicher Historiographie auf den ästhetisch-philosophichenn Plan Obertragen hat. Hinzukommt, daß die sog. »Fortscrittlichen« zusammen mit den sog. kroatischen »Liberalen« zu Arnoids liberalem Konservativismus und deklarierter Religiosität (katholischer und philosophischer) eine a priori negativistis.che Einstellung gewonnen haben. Wendet man auf die ästhetischen Ansichten Gjuro Arnolds jedoch adäquate, dem Betrachtungsgegenstand gerechte Interpretationsmethoden zum philosophischen Verständnis an und betrachtet man sie komparativ im europäischen Kontext, so zeigen sich die ästhetischen Ansichten Arnolds in einer ganz anderen Form, als es die »gewohnte« (besser gesagt: die aufgedrängte) ist: insofern nämlich zeigen sie einen hohen Grad der Problemkenntnis zusammen mit einem prozessualen Niveau von Meditation und diskursiver Leistung, vollkommene Zeitgemäßheit (Modernitäat!) in einigen wichtigen, fundamentalen Momenten, sogar antizipative Luzidität im gleichberechtigten Dialog mit großen Namen des neueren und für Arnold zeitgenössischen Denkens. Ferner entdeckt man in seiner Anwendung einer adäquaten, innovierten Methodologie und seinem vorurteilsfreien Zugang (insbesondere von ideologischen Konzeptionen und Programmen, aber auch von jenen ästhetisch-~künstlerischen), daß Arnold in Kroatien, außer seinen wahren oder irrtümlichweise treuen Anhängern, einen ausnehmend großen Einfluß auf die Auffassung von Kunst und Kultur bei den kommenden Generationen hatte. Dieser Eintfluß war positiv, egal, ob es sich auch um das richtige Verständnis der Arnoldschen Propositionen hande1te; d. h. daß dieser Einfluß nicht ausschließlich negativ, daß er keineswegs nur negativ war, wie dies jahrzehntelang in bestimmten Kreisen oder sogar bei bestimmten Autoren im besonderen immer wieder hervorgehoben wurde.
Die bis vor kurzem noch praktizierte Marginalisierung, Vernachlässigung oder gar Unterschatzung Arnolds als Ästhetikers war zugleich auch ein Zeichen für das allgemeine mangelhafte Verständnis und die Marginalisierung der kroatischen Ästhetik als solcher, ein Zeichen gar für die Ableugnung ihres Werts, aber auch des Sinns, den die Erforschung ihres faktischen und geschichtlichen, aber einfach auch ihres philosophischen Werts bzw. ihrer Leistungen haben könnte. Es war dies zugleich ein Signum für die faktisch zum Stillstand gebrachte oder annullierte Forschungstätigkeit auf diesem Plan. Die intensive und extensive Untersuchung des kroatischen ästhetischen Denkens demonstriert am Beispiel des »Falls Arnold«, an der neuen, innovierten und modernisierten Sichtweise, daß Arnold als Ästhetiker in neuer Interpretation nur ein weiteres Beispiel dafi1r ist, daß man auf dem Plan der Geschichte der kroatischen Ästhetik in neuerer Zeit große Fortschritte gemacht hat. Gleichzeitig aber wird klar, daß solche Schritte und ästhetischen, philosophichen Interpretationen auch in Zukunft an zahlreichen Stellen der kroatischen Kultur-, Philosophie- und Kunstgeschichte nicht nur erst möglich, sondern gerade unbedingt notwendig, theoretisch und praktisch postulativ sind.

Ključne riječi

Hrčak ID:

81968

URI

https://hrcak.srce.hr/81968

Datum izdavanja:

5.12.1994.

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