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Romanisches Schwert aus dem Fluß Sava bei Jasenovac Beitrag zu Erkenntnissen über romanische Waffen in Slawonien

Željko Tomičić


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Der Versuch, Aspekte des Lebens im mittelalterlichen
Slawonien, d.h. auf dem Gebiet zwischen dem Fluß Sutla
im Westen und der Donau im Osten zu rekonstruieren,
stellt für die Archäologie sowie für die übrigen historischen
Disziplinen eine besonders komplexe Aufgabe
dar. Dabei ist die Archäologie freilich aus-schließlich auf
unbewegliche oder bewegliche Funde angewiesen, die mit
der Ansiedlung, der sakralen und profanen Baukunst und
mit der materiellen und geistigen Kultur im Allgemeinen
verbunden werden.
Aufgrund der Untersuchungen des Vorkommens
einzelner beweglicher Funde konnte die Archäologie auch
einige Segmente, d.h. Gruppen von Funden der materiellen
Kultur aus dem romanischen Zeitalter identifizieren. In
diesem Zusammenhang stellt die Waffenherstellung eine
äußerst interessante Gruppe unter den Handwerken dar,
innerhalb derer die ausdrucksvollsten Zeugnisse gerade die
Schwerter romanischer Provenienz sind.
Es ist bekannt, daß das bewegliche romanische Erbe,
vor allem aus dem Bereich der Waffenherstellung,
innerhalb des europäischen Kulturerbes relativ bescheiden
vertreten ist. Dies bezieht sich vor allem auf Funde zweischneidiger
eiserner Schwerter, der sogenannten Spathen.
Einer ähnlichen Situation begegnen wir auch auf dem
Gebiet des mittelalterlichen Slawoniens und Kroatiens.
In der vorliegenden Studie befassen wir uns mit dem
fragmentarisch erhaltenen Exemplar eines Schwertes
romanischer Provenienz, das als Zufallsfund aus dem Sava-
Flußbett bei Jasenovac im Heimatmuseum Našice aufbewahrt
wird (Abb. 1 und Abb. 2). Dank des Verständnisses
des Herrn Josip Waller, des damaligen Museumsleiters,
wurde uns 1996 das Schwert zur wissenschaftlichen
Untersuchung und Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
Deshalb möchte ich mich bei dieser Gelegenheit herzlich bei
den Kollegen vom Heimatmuseum Našice für ihre Hilfsbereitschaft
bedanken.
Aufgrund der Knaufform läßt sich das Schwertexemplar
von Jasenovac als Schwert des Typus α klassifizieren.
Es handelt sich um das Fragment eines eisernen
zweischneidigen Schwertes. Die Länge des erhaltenen
Teils beträgt 46,8 cm (Abb. 1 und 2). Der linsenförmige
Schwertknauf ist 6,6 cm breit, 2,1 cm dick und 3,5 cm hoch
und ist angebracht auf einem 0,5 cm dünnen trapezförmigen
Griff mit rechteckigem Querschnitt und mit
einer ca. 1 cm schmalen Parierstange, von der nur die eine
10,2 cm lange Hälfte erhalten ist. Die Parierstange hat
einen viereckigen Querschnitt. Auf einer Seite des Griffs
lassen sich Überreste der Umkleidung erkennen, die
wahrscheinlich aus Holz war. Der erhaltene Teil der
Klinge ist 32,8 cm lang, maximal 5,3 cm breit und ca. 0,5
cm dick. Auf beiden Seiten hat die Klinge eine breite
„Blutrille“ im Hohlschliff.
Aufgrund der Kartierung der frühromanischen
Schwerter ist ihre weite Verbreitung im mittelalterlichen
Slawonien und Kroatien nachgewiesen (Karte 1). Bei den
Funden der Spathen des Typus α tritt die Umgebung von
Jasenovac mit zwei Exemplaren hervor, denn – wie schon
früher angemerkt – auch der im Heimatmuseum Našice
aufbewahrte Fund stammt aus dem Flußbett der Sava bei
Jasenovac. Wir sind uns natürlich der Tatsache bewußt,
daß unsere Kartierung nicht den tatsächlichen Verbreitungsstand
der Funde frühromanischer Schwerter des
Typus α zeigt.
Jedenfalls fällt eine größere Konzentration von
Schwertern des Typus α an der Posavina-Verkehrsstrecke
auf, denn zu dieser Gruppe ist auch das im Historischen
Museum in Budapest aufbewahrte Exemplar einzuordnen,
auf das mit Recht früher in der Literatur hingewiesen
wurde. Bemerkenswert ist das Auftreten solcher
Schwertfunde entlang der Flußläufe. Dies wird von allen
angeführten Exemplaren belegt, die aus der Sava, aus dem
Flußbett der Kupa bei Karlovac sowie aus der Nähe des
Baches Sratka in Međimurje stammen.
Bei unserer Kartierung sind jedenfalls auch die zu dieser
interessanten Version gehörenden Schwerter aus dem
Gebiet Kroatiens zu berücksichtigen, auf die schon früher
hingewiesen wurde (Vinski, 1983, 27ff). Dabei handelt es sich
um den Fund eines Schwertes vom Velebit-Gebirge (Abb.
5) und den linsenförmigen eisernen Knauf eines Schwertgriffs
von Biskupija-Crkvina bei Knin (Abb. 6). Des weiteren
wurde bei Trogir, am Standort Bihaći- Stombrate das
Fragment eines Ortbandes entdeckt. (Vinski, 1983, T. V,
3) (Abb. 9).
Romanische Schwerter mit linsenförmigem Knauf,
also Typus α, wurden vom Ende des 10. Jahrhunderts bis
zum Anfang des 14. Jahrhunderts verwendet, wobei sie
im 11. und 12. Jahrhundert den am weitesten verbreiteten
Schwerttypus in Europa darstellten.
Die schweren Sturm- und Verteidigungswaffen wie
Schwerter, Lanzen und Helme sind im romanischen
Zeitalter in den benachbarten Gebieten Europas bekannt,
vor allem auf dem Gebiet des Königreichs der Salier
(1024-1125). Dort erscheinen Schwerter des Typus α fast
ausschließlich als Einzelfunde aus Flüssen, Seen und
Sümpfen.
Die Darstellungen von Waffen aus der romanischen
Epoche – vor allem Schwerter, die buchstäblich dem
Vergessen entrissen wurden, zum Beispiel auf Wandteppichen,
in der Buchmalerei etwa in liturgischen
Büchern (Kirchenschätze), in der Wandmalerei der
sakralen (Stadt- und Dorfkirchen) und profanen Baukunst
sowie des Kunsthandwerks – stellen in unserer Analyse
besondere Werte dar. Des weiteren sind verschiedene
Varianten romanischer Schwerter in der sakralen Plastik,
auf Kunstwerken der Miniaturmalerei in liturgischen
Büchern sowie in Elfenbein dargestellt.
Eine erstklassige Bildquelle ist der berühmte einzigartige
“ Teppich von Bayeux” (Abb. 17). Obwohl auf diesem Meisterwerk des 11. Jahrhunderts keine Schwerter
des Typus α, sondern andere Varianten abgebildet sind,
die in dem Teil des damaligen Europas beliebt waren, den
sie darstellen, läßt es doch genug Raum zur Einschätzung
der wichtigen Rolle des Schwertes in der europäischen
Gesellschaft im Mittelalter.
Schwertknäufe mit immer stärker gebogenem unteren
Teil und flach linsenförmig erscheinen vom Ende des 11.
Jahrhunderts an sowie im 12. Jahrhundert. Entsprechende
Schwertknäufe sind auf dem Tragaltar des Roger
von Helmanshausen aus Abdinghof, datiert in das frühe
12. Jahrhundert, dargestellt.
Ein weiteres wertvolles Dokument der Romanik mit der
authentischen Darstellung eines Schwertes des Typus α ist
die Throndarstellung des Kaisers Otto III. (983-1002) im
Evangeliar von Bamberg (Abb. 18). Dabei handelt es sich
um die älteste erhaltene Darstellung eines Schwertes des
Typus α, worauf schon von Nadolski hingewiesen wurde
(NADOLSKI, 1954, 28, Fig. 4; VINSKI, 1983, N. 104, Tab. XV,
1). In dem oben erwähnten Evangeliar aus dem Bamberger
Dom, entstanden in der Malerschule Reichenau, ist Kaiser
Otto III. mit seinem höfischen Gefolge, d.h. seinen
Hofleuten dargestellt, unter denen der Schwertträger einen
wichtigen Platz – rechts von der Kaisergestalt – einnimmt
(Abb. 5). Diese erstklassige ikonografische Quelle, d.h. die
spätottonische Miniatur, wird auf das Ende des 10.
Jahrhunderts datiert. Um das Jahr 1000 wurden die
Schwerter mit linsenförmigem Knauf als Merkmal der
führenden Gesellschaftsschicht zum modischen Vorbild für
Schwerter ab dem 11. Jahrhundert und später.
Die Malerei der Romanik, die noch in der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts in den liturgischen Büchern
lebendig war, ist in den Skriptorien an der ostadriatischen
Küste an einem Beispiel der Miniaturmalereien eines
Antiphonars (Abb. 6) besonders interessant dokumentiert.
Es handelt sich um die Initialen aus dem
Antiphonar „F“ im Kloster des hl. Franziskus im Zentrum
von Zadar, entstanden am Ende des 14. Jahrhunderts,
aber mit ausgeprägten Beimischungen des früheren, d.
des romanischen Stils. Auf dem Initial wurde ein Ritter
einer eisernen, bis zu den Knien reichenden Tunika
dargestellt, mit dem charakteristischen herz - oder
mandelförmigen Schild romanischer Provenienz und
einem Helm und, besonders interessant, mit einem
Schwert des Typus α (Abb. 19). Große, lange herz- oder
mandelförmige Schilde wie das im Antiphonar aus Zadar
dargestellte Exemplar waren im 11. und 12. Jahrhundert
allgemein verbreitet in Europa.
Das ausgewählte Beispiel der bildlichen Darstellung
des Schwertes vom Antiphonar aus Zadar, datiert auf das
Ende des 14. Jahrhunderts, belegt die anhaltende Persistenz
des beliebten romanischen Schwerttypus bis tief
das Mittelalter.
Im Abschluß unserer Diskussion über den Fund des
Schwertes aus dem Sava-Fluß bei Jasenovac können wir
annehmen, daß es sich um ein romanisches Waffenexemplar
erstklassiger Fertigung handelt, das sich
aufgrund seiner typologischen Merkmale sowie der
parallelen verwandten Funde aus Deutschland, der
Slowakei, Italien, Polen, Finnland und der Ukraine
zuverlässig in das 11. Jahrhundert datieren läßt, und
dessen Provenienz in den Werkstätten vorzüglicher
Waffenhersteller im Westen Europas zu suchen ist.
Das Schwert des Typus α aus dem Flußbett der Sava
hat das Bild von der Verbreitung der romanischen Waffen
auf dem Gebiet des mittelalterlichen Kroatiens bereichert
und die Bedeutung des Posavina-Verkehrskorridors,
beziehungsweise der wichtigen Rolle des Flußüberganges
in der Umgebung von Jasenovac unterstrichen. Nicht
zuletzt hat der im Heimatmuseum Našice aufbewahrte
Fund auf das Bedürfnis nach der systematischen Erforschung
der Waffenherstellung als einem unzureichend
erforschten Segment des gesamten Kulturerbes des
Mittelalters hingewiesen.

Ključne riječi

Middle Ages; sword; Romanic style; Slavonia; Croatia

Hrčak ID:

811

URI

https://hrcak.srce.hr/811

Datum izdavanja:

20.7.2002.

Podaci na drugim jezicima: hrvatski

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