Original scientific paper
Die heretische "Bosnische Kirche"
Jaroslav Šidak
Abstract
Die heretische "Bosnische Kirche"
Diese Abhandlung stellt den Versuch dar, die Resultate der, mehr als ein Jahrhundert dauernden, Diskussion über das Problem der haeretischen "Bosnische Kirche" festzustellen. Nachdem dieses Problem durch die Entdeckung der heimischen Quellen, die in mancher Hinsicht den Anklagen der lateinischen Gegenschriften zuwiderlaufen, euf die Tagesordnung der wissenschaftlichen Forschung um die Mitte des 19. Jahrhunderts gestellt wurde, ist das 1. Kapitel der kritischen Uebersicht der grundlegenden Controversen in ihrer chronologischen Reihenfolge gewidmet. Die These von F. Rački über den dualistischen Charakter der "bosnischen Haeresie" und ihre allmähliche Annäherung an das rechtgläubige Christentum wird heute, mit seltenen Ausnahmen, wieder als der geeignetste Rahmen für jede weitere Forschung anerkannt obwohl sie in manchen wichtigen Einzelheiten der Kritik nicht standhalten konnte. Der Schwerpunkt wird auch weitehrin an der Behandlung vieler Einzelfragen beruhen. Die für dieses vielseitige Problem charakteristisch sind.
Das 2. Kapitel ist den eigentlichen Trägern der "Bosnischen Kirche", dem Orden der "krstjani" (Christen), gewidmet. Sein mönchisches Gepräge wird heute fast allgemein als bewiesen anerkannt und auch seine Organisation unterscheidet sich nach der Meinung des Verfassers wesentlich von jener der westeuropäischen Dualisten. Die "maiores christianorum", mit dem "děd" (Grossvater) als dem "episkup" der "Crkva bosanska" (Bosnische Kirche) an der Spitze, bildeten auch ihre Hierarchie. Seit dem Anfang des XIII. Jahrhunderts stand dieser Orden unter dem Schutz der Staatsgewalt und seine "Bosnische Kirche" trug bis ins XV. Jahrhundert die Hauptmerkamle einer Staatskirche. Dabei war sie mit dem heimischen Adel, als Bürge für seine Privilegien, eng vernuden.
Im 3. Kapitel untersuch der Verfasser die strittige Frage über die dualistischen Merkmale in der Lehre der "Bosnischen Kirche". Er stellt fest, dass der Versuch, solche in der Ornamentik der Grabdenkmäler (stećci) und dem Texte ihrer Handschriften zu entdecken, erfolglos böieb und dass in den Zeugnissen, die aus der Mitte dieser Kirche stammen, keine dualistischen Elemente überhaupt zu finden sind. Offen bleibt jedoch die Frage über die Herkunft einiger Glossen in der vermissten Handschriften des s. g. Srećković' Evangeliums. Was die Frage des Ritus anbelangt, sprechen schwerwiegende Gründe für die Abwesenheit der Liturgie in der "Bosnischen Kirche"; der einzige schriftlich bezeugte Ritus in der Handschrift des "krstjanin" Radoslav ist, wie unzweideutig bewiesen wurde, auch anderen dualistischen Häretikern gemeinsam.
Im letzten, 4. Kapitel hebt der Verfasser die wichtigsten Momente aus der Geschichte der "Bosnischen Kirche" hervor. Er vertritt die Meinung über ihre Kontinuität mit der katolischen "ecclesia bosniens" und datiert ihre Verselbständigung in die 30-er Jahre des XIII. Jahrhunderts, als Rom den Versuch unternahm, sie stamt dem Orden der "krstjani" gründlich zu reformieren. Ihr Unterganng wurde durch die harten verfolgungen des Jahres 1459. und den darauffolgenden Zusammenbruch des bosnischen Staates infolge türkischer Invasion verursacht.
Keywords
Hrčak ID:
14271
URI
Publication date:
30.9.1977.
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