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AUF DEN SPUREN EINES ANONYMEN BILDHAUERS SAMOBOR'S UND SEINER UMGEBUNG
Doris Baričević
Sažetak
ln der Sammlung des Museums fur Kunst und Gewerbe in
Zagreb befinden sich Holzplastiken der vier Evangelisten, uber
deren Herkunft und Meister nichts bekannt ist. Di e Figuren
sind 74 cm hoch, stehen auf runden Basen und werden von
ihren Symbolen in Tier- und Engelsgestalt begleitet.
Bemerkenswert sind die Gesichtszgge der Evangelisten mit
der hohen Stirn und der grossen, stark hervorspringenden Nase
mit verdickter Spitze uber den geschwungenen Lippen. Auffallend
ist die Schragstellung der Augen deren aussere Winkel gegen
die Schlafen zu nach unten gezogen sind und uber đenen die
Brauen in derselben abfallenden Linie verlaufen. Umgeben sind
diese Gesichter von einem Kranz spiralig gedrehter, strahlenformig
abstehender Locken und mit Barten, deren gekrauselte
und gewellte Behandlung ahnlich stilisierte Z0ge aufweist.
lm Gegensatz zu den ausdrucksvollen Kopfen haben die Korper
uberhaupt kein Volumen und treten unter den Gewandern
nicht hervor. Flache, parallele Faltenzuge umgeben den unterhalb
des schmalen Brustkorbs nur durch cine leichte Schwellung
angedeuteten Leib, spannen sich Iiber den Knien und legen sich
mit leicht gewellten Saumen um die nackten Fusse. Der barock
bewegte Umriss der Figuren beruht auf den schwungvoll drapierten
Umhangen mit ihren flatternden Saumen. Die Behandlung
der Hande und FOsse zeigt ebenso wie der nackte Korper des
kleinen Engels đes Matthaus cine gewisse Derbheit und anatomische
Mangel. Bezeichnend fur đie Art dieses anonymen Bildhauers
ist das grobgescnittene Gesicht des Engels mit dem
ernsten, unkindlichen Ausdruck.
Im Profil sind die Evangelistenfiguren sehr flach, fast reliefartig
behandelt. Es ist anzunehmen, dass es sich um Kanzelfiguren
handelt, welche in den Nischen der Brustung standen. Ihre relativ
bewegte Korperhaltung mit đen abgewinkelten Knien und den
ausgreifenden Bewegungen der ąnde spricht daf0r, dass sie
trotz der manieristischen Anklange der Gesichtszuge aus dem
ersten Drittel đes t8 Jahrhunderts stammen.
Ein anderes, zur Ganxe erhaltenes, Werk desselben Bildhauers
bestatigt diese Datierung. Es handelt sich um den Altar des
HI. Jodocus in der Pfarrkirche der Hl. Barbara in Rude bei Samobor.
Der einfache, von zwei Saulen getragene Aufbau mit
dem von Voluten flankierten Aufsatz zeichnet sich durch die
schon geschnitze Ornamentik der Umrahmung des Mittelbildes
und der Altarflugel aus. Sie besteht aus einem breiten, gerippten
und gewundenen Band um welches sich grosse, locker geschwungene
und ausgezackte Akanthusblatter ranken, cine Ornamentart
welche in Nordkroatien nicht vor 1720 auftritt. Vom ursprunglichen
Figurenschmuck hat sich nur die Gruppe der HI. Dreifaltigkeit
im Aufsatz nebst zweier kleiner Engel und Engelskopfchen
erhalten. Christus und Gott Vater sind ihrem Gesichtstypus und
der Gewandbehandlung nach direkte Gegenstucke zu den Evangelistenfiguren
und ebenso wie die kleinen Engel mit den ernsten
Gesichtern deutlich als Werke desselben Meisters zu erkennen.
Der Altar stammt der lokalen Tradition nach aus der Kapelle
der Hl. Anna der alten Surg Samobor. Zu seiner Entstehungszeit
waren die Grafen von Auersperg Herren der Burg und sicher
auch die Besteller des Altars. Es ist anzunehmen, dass auch die
Wahl des Bildhauers ihr Verdienst war, es bestehen jedoch daruber
keine archivalischen Angaben.
Der Altar in Rude ist neben den vier Evangelistenfiguren das
einzige Werk dieses anonymen Bildhauers mit welchem er aus
dem Dunkel der Vergangenheit auftaucht. Es ist anzunehmen,
dass er zur Zeit der Entstehung des Altars und auch der Evangelistenfiguren
in Samobor weilte, es bestehen jedoch keine Anhaltspunkte
daf0r, dass er ein einheimischer, bezw. lengere Zeit
in Samobor ansassiger Bildhauer war und auch mit den Zagreber
Bildhauern dieser Zeit kann man ihn nicht in Verbindung bringen.
Die Grafen Auersperg hatten durch ihre familiaren Verbindungen
mit Krain die Gelegenheit einen Kunstler aus dieser
slowenischen Provinz nach Samobor kommen zu lassen und such
die Moglichkeit dass er aus einem der nordlichen Alpenlander
zugezogen war kann nicht ausser Acht gelassen werden.
Seine Formensprache gehort dem Kreis der volkst0mlichen
Schnitzkunst der Alpenlander an. In seinen Werken, deren handwerkliche
Mangel nicht zu 0bersehen sind, mischen sich Stilelemente
verschiedener Epochen. Als provinzieller Meister beharrte
er bei veraiterten Formen. Die ausdruckvollen Kopfe seiner Figuren
und die charakteristische stilisierte Haar- und Bartbehandlung
stammen noch aus dem Formenschatz des alpenlandischen
Manierismus und aus demselben Stilempfinden entspringen
auch die eckigen Bewegungen der Figuren oder die tanzerisch
labile Haltung des Evangelisten Johannes. Zu diesen manieristischen
Komponenten gesellt sich bei den Gewandern der
Stil der schmalen Parallelfalten aus der Zeit um 1700 in vereinfachter
und rustifizierter Form, wahrend đie fur die Zeit nach
1720 charakteristische Unruhe der Gewandbehandlung nur bei
den gewellten und gebauschten Saumen der Umhange in Erscheinung
tritt.
Ključne riječi
Hrčak ID:
151562
URI
Datum izdavanja:
15.12.1976.
Posjeta: 1.376 *