Izvorni znanstveni članak
DER SARKOPHAG AUS BALE (VALLE)
Branko Fučić
; Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti u Zagrebu
Sažetak
Der Autor bearbeitet den Steinsarkophag aus der Pfarrkirche im Bale (Valle) in Suden Istriens.
Auf der Langsseite des Sarkophages ist eine Reihe von Arkaden, unter denen sich Baume befinden, dargestelIt. Auf der Breitseite ist ein von vegetabilen Elementen umgebenes Kreuz dargestellt.
Der Autor datiert den Sarkophag ins VII- VIII. lh., wobei er sich auf das Kreuzmotiv und die stilistischen Charakteristika der eingemeisselten Verzierung stiitzt. Das Kreuz stellt sich als deutliches, dominantes und lesbares Zeichen dar, was fiir die nach konstantinische Epoche des Christentums spricht.
Die grundlegenden Charakteristika fur die Entwicklung der fruhmittelalterlichen Plastik sind Reduktion der Volumina, Verflachung der Plastizitiit und eine Tendenz zur graphischen Aufiosung der Formen. Schliesslich reduziert sich das Relief auf zwei parallele Flachen und die Formen werden zu in den Stein geschnittenen Zeichnungen. Diese antiklassischen Tendenzen beherrschen die Plastik ab dem VI. lh. vollends und erreichen ihre ganz spezifische stilistische Ausformung in der Flechtornamentik des IX, X. und XI Jh.
Auf dem Sarkophag von Bale finden wir trotz der ganz extremen Reduktion der Volumina und der Tendenz zur graphischen Auflosung der Form aber noch nicht jene Morphologie, die fur die Flechtornamentik charakteristische werden wird. Vielleicht sollte man, wie auf eine Ankundigung, dass wir von der Flechtornamentik nicht mehr weit entfernt sind, auf jene vegetabilen Formen (Baume unter den Arkaden und Knospen um das Kreuz herum) aufmerksam machen, die wir im Motiv-Repertoire der Flechtornamentik finden werden. Daher muss der Sarkophag von Bale in jene Zeit datiert werden, die der Flechtornamentik un mittelbar vorrausgeht, also ins VII-VIII. Jh.
Ist nun die Verzierung, die in den Sarkophag von Bale eingemeisselt wurde, nur Ornament oder hat sie auch eine tiefere Bedeutung? Auf diese Frage antwortet der Autor mit seiner ikonographischen Interpretation.
Die Arkadenreihe auf dem Sarkophag ist stellvertretend fur ein ganzes Bauwerk (pars pro toto), und dieses Bauwerk ist das Himmlische Jerusalem wie es in der Apokalypse als Vision beschrieben wird. Das ist das ewige, paradiesische Domizil der Seligen. Die Baume unter den Arkaden sind die allegorische Darstellung des Paradieses als Garten, als »locus refrigerii et pacis«, aber sie sind auch jene Lebensbaume, die - laut Apokalypse Kap.22 - im Himmlischen lerusalem wachsen und jeden Monat Fruchte tragen.
Auch das Kreuz auf dem Sarkophag von Bale besteht nicht aus zwei trockenen und toten Balken, es ist vielmehr lebendiges, grunes Holz, »lignum viride«, denn aus dem Querbalken des Kreuzes spriessen Knospen hervor. Um das Kreuz herum wachsen Biiume und junge Triebe. Ein derartiges Kreuz, das auch die lebendige Vegetation selbst ist und wie ein lebender Baum unter anderen Biiumen wiichst, dieses Kreuz entspricht eigentlich jenem Bild, das Vmantius Fortunatus (530-610) in seinem Hymnus »Lustra sex qui jam peregit« uberaus plastisch zeichnete. Dieser Hymnus wird in der Liturgie zur Auffindung des Heiligen Kreuzes, zur Erh6hung des Heiligen Kreuzes und am Karfreitag
gesungen. Die betreffenden Verse von Venantius Fortunatus lauten:
Crux fidelis, inter omnes
Arbor una nobilis:
Silva talem nulla profert
Fronde fiore, germine:
Dulce, ferrum, dulce lignum,
Dulce pondus sustinent.
Der Sarkophag von Bale ist die Botschaft eines verstorbener Auftraggebers: - er ist dessen Bekenntnis zum christlicher Glauben an das ewige Leben nach dem physischen Tod, zun Glauben an die paradiesische Seligkeit und zum Glauben an da. fruchtbare und erlosende Kreuz Christi. Der Sarkophag von Bale ist engagierte Kunst, Kunst im Dienste der Idee, Kunst, die mal mit den Auge geniesst, die man gleichzeiting aber auch liest.
Ključne riječi
Hrčak ID:
165211
URI
Datum izdavanja:
15.12.1986.
Posjeta: 1.458 *