Original scientific paper
https://doi.org/10.17234/ZGB.30.3
Apokalyptische Kammermusik – Edgar Allan Poe dichtet den Schiffbruch, Alfred Kubin zeichnet ihn
Hans Richard Brittnacher
orcid.org/0000-0003-0282-2510
; Free University Berlin
Abstract
Abenteuergeschichten zur See bieten ein exemplarisches Schema für moderne Heldennarrative – sie liefern der bürgerlichen Welt die ersehnten ›Daseinsmetaphern‹ (Blumenberg), die ihr kulturelle
Überlegenheit und ökonomische Tatkraft, männliche Entschlossenheit und technische Effizienz bescheinigen. Der einzige Roman von E. A. Poe irritiert diesen unverwüstlichen Optimismus durch sein poetisches Bekenntnis zum Untergang. In einer elegischen Suite von Untergangserfahrungen wird das Scheitern so oft variiert, bis es endlich gelingt – und von den Akteuren in fast lüsterner Apathie erlebt wird. In den Tuschezeichnungen von Alfred Kubin hat die diffuse Lockung des Untergangs ihre kongeniale Entsprechung gefunden.
Keywords
Schiffbruch; Schiffsuntergang; Apokalypse; Kannibalismus; Polfahrt; Edgar Allan Poe; Alfred Kubin
Hrčak ID:
272138
URI
Publication date:
1.2.2022.
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