Original scientific paper
Kunst und Schönheitsbegriff in der kroatischen Neuscholastik
Zlatko Posavac
Abstract
Betrachtet man Antun Kržan (1835–1880), den Verfasser von Razprava o ljepoti [Erörterung über die Schönheit], als den unbestreitbaren Begründer eines Schrifttums, das die ästhetische Problematik in Kroatien thematisiert und dabei noch vor der Enzyklika Aeterni patris eine neuscholastische Ausrichtung annimmt, so wird der Platz neben ihm sofort, aber auf eine etwas andere Weise, von Antun Petrić (1829–1908) beansprucht, der außerhalb Zagrebs als des Mittelpunkts des kroatischen philosophischen Lebens in der neueren Geschichte tätig war. In seinen späteren Lebensjahren beschäftigte Petrić sich mit den Problemen der Freiheit und des freien Willens, jedoch in den Jahren seiner intellektuellen Reife war er mit ästhetischen Problemen beschäftigt und widmete der ästhetischen Problematik zwei umfangreiche Werke in italienischer Sprache: La definizione del bello data da Vicenzo Gioberti, esaminata in se e nei suoi fondamenti, Zara 1875, (insgesamt 421 Seiten) und etwas später die Untersuchung Le obbiezioni contro la definizione del bello proposta dal professor Stanislav Cundari riviste ed esaminate, Zara 1883–1885 (I–II, insgesamt 618 Seiten). Den Buchtiteln zufolge könnte es scheinen, als ob es sich um Kommentare handle. Doch haben die Bücher von A. Petrić, die ihrem Ausgangspunkt nach tatsächlich Reflexionen eines Kommentators darstellen und in ihrer Weitläufigkeit sogar ermüdend sind, in erster Linie einen kritischen bzw. kritisch-polemischen Charakter und sind zugleich um die Formulierung einer eigenen Position bemüht. Als das Werk A. Petrićs im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erschien, erregte es in der kulturellen und philosophischen Öffentlichkeit Kroatiens nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie etwa in Italien (wohl deshalb, weil es in Italienisch verfasst war), doch griff man im Laufe des 20. Jahrhunderts wieder darauf zurück, so dass die Schriften in neuerer Zeit wieder zum Untersuchungsgegenstand wurden. Historiographische Objektionen merken jetzt bereits an, dass die ästhetischen Analysen Petrićs ihren Ausgangspunkt im traditionellen und, sit venia verbo, konservativen Horizont des Problems haben, dass sie jedoch in konkreten Untersuchungen durchaus mit modernen und neuen Fragen zusammentreffen, die von der eigenen Zeit und durch eine kritische Einstellung aufgeworfen wurden. Daher kommt es bis zu einem gewissen Grad auch zu unkonventionellen Lösungen. Die ursprüngliche Charakterisierung der standardmäßigen neuthomistischen Orientation wurde zur generellen Bezeichnung Neuscholastik ausgeweitet, wobei einige Autoren auch scotistische Züge aufweisen. (Der hier veröffentlichte Text schließt an die Forschungsergebnisse des Projekts »Kunst und Schönheitsbegriff in der kroatischen Neuscholastik« an, die im letzten Heft von Prilozi präsentiert wurden.)
Keywords
Hrčak ID:
76492
URI
Publication date:
6.12.1999.
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