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Conference paper

DER ZUSAMMENHANG VON DEPRESSION, ANGST UND HERZERKRANKUNG - EINE PSYCHOSOMATISCHE HERAUSFORDERUNG

Hans-Peter Kapfhammer ; Klinik für Psychiatrie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria


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Abstract

Hintergrund: Depressive Störungen und Herzerkrankungen
sind auf vielfältige Weise miteinander verschränkt. Die
Analyse ihres Zusammenhangs erfolgt vorteilhaft innerhalb
eines biopsychosozialen Krankheitsmodells.
Methoden: In einer systematischen Recherche wurden in
der wissenschaftlichen Literatur der letzten 15 Jahre Studien
zu epidemiologischen, ätiopathogenetischen und therapeutischen
Dimensionen der Komorbidität von Depression, Angst
und Herzerkrankung analysiert und thematisch dargestellt.
Ergebnisse: In einer epidemiologischen Perspektive sind
rezidivierende Depressionen im Langzeitverlauf mit einer
Erhöhung des Risikos für koronare Herzerkrankungen verbunden.
Depressionen spielen eine bedeutsame Rolle in der
Auslösung kritischer kardialer Ereignisse wie z.B. Myokardinfarkt.
Für diverse kardiale Erkrankungen liegt die Querschnittsprävalenz
depressiver Störungen deutlich über der in
der körperlich gesunden Allgemeinbevölkerung erwartbaren
Rate. Depression trägt im weiteren kardialen Krankheitsverlauf
zu einer signifikanten Erhöhung der somatischen
Morbidität und Mortalität bei. Die analogen Zusammenhänge
von Angst, posttraumatischer Belastungsstörung und Herzerkrankung
bewegen sich in einem vergleichbaren Bereich.
Möglicherweise spielt Angst pathogenetisch eine bedeutsamere
Rolle hinsichtlich weiterer kardialer Komplikationen
und letaler Ausgänge als Depression. In einer ätiopathogenetischen
Perspektive sind vermutlich nicht alle symptomatologischen
Dimensionen einer Depression von gleicher
Relevanz hinsichtlich einer Kardiotoxizität. Vitale Erschöpfung,
Anhedonie und Hoffnungslosigkeit scheinen mit
einem besonderen Risiko assoziiert zu sein. Mit einer
negativen kardialen Prognose verknüpft ist eine Postmyokardinfarkt-
Depression, die sich als therapie-resistent erweist.
Auf einer psychologischen Konstruktebene wurden Typ-APersönlichkeit,
Ärger/Feindseligkeit, Typ-D-Persönlichkeit
und Alexithymie erforscht. Psychologische und psychopathologische
Variablen müssen einerseits in den Kontext
psychosozialer Stressoren gestellt, andererseits zusammen mit
Hans-Peter Kapfhammer: THE RELATIONSHIP BETWEEN DEPRESSION, ANXIETY AND HEART DISEASE -
A PSYCHOSOMATIC CHALLENGE Psychiatria Danubina, 2011; Vol. 23, No. 4, pp 412-424
413
grundlegenden psycho- und neurobiologischen Variablen
analysiert werden. Dysfunktionen der HPA-Achse und der
sympathikomedullären Aktivität, reduzierte Herzratenvariabilität,
veränderte Thrombozytenaktivität sowie erhöhte
proinflammatorische Prozesse spielen eine bedeutsame
pathophysiologische Rolle sowohl für die Depression als auch
die kardiale Erkrankung. Neurobiologische Aspekte von
Angst- und posttraumatischen Belastungsstörungen sind
hiermit zu verbinden. Differenzielle Effekte müssen für
kritische kardiale Ereignisse angenommen werden. In einer
therapeutischen Perspektive liegen mehrere randomisierte und
Plazebo-kontrollierte Studien vor, die belegen, dass SSRI
wirksam und sicher depressive Störungen bei kardiologischen
Patienten behandeln können. Sie tragen möglicherweise auch
zu einer günstigeren somatischen Prognose bei. Vor allem
kognitiv-behaviorale Psychotherapieverfahren besitzen eine
Evidenzbasierung. Es ist derzeit nicht möglich, pharmako- und
psychotherapeutische Ansätze hinsichtlich einer differentziellen
Indikation zu bewerten.
Schlussfolgerungen. Depressive und Angststörungen bei
kardialen Erkrankungen definieren paradigmatisch eine
psychosomatisch-somatopsychische Herausforderung im
medizinischen Versorgungssystem. Die pragmatische Umsetzung
dieser psychosomatischen Perspektive geschieht
vorteilhaft durch einen CL-psychiatrischen Dienst in enger
Kooperation mit der Kardiologie.

Keywords

Herzerkrankung; Depression; Angst; posttraumatische Belastungsstörung; Epidemiologie; psychologisch; neurobiologisch; Therapie

Hrčak ID:

76854

URI

https://hrcak.srce.hr/76854

Publication date:

31.12.2011.

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