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Original scientific paper

Der Wunderbaum

Radoslav Katičić


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page 47-86

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Abstract

Hier wird der ursprüngliche Text der rituellen Beschreibung des Weltenbaums in slawischer Überlieferung auf Grund seiner in Liedern der slawischen Folklore bis auf unsere Zeit erhaltener Fragmente wiederhergestellt. Bei allen Unsicherheiten, die dabei verbleiben, ist es doch möglich, die grundlegende Textgestalt mitsamt ihrem weiteren Zusammenhang der Mythenerzählung im ursprünglichen Wortlaut wohlbegründet herzustellen und diese als neuerschlossene Quelle für haidnische slawische religiöse Vorstellungen zu verwerten. Den Weltenbaum stellte man sich in dieser Überlieferung dreiteilig vor. Oben der trockene Wipfel, auf dem statt grünen Laubes goldene Fransen wachsen. Auf seiner Spitze sitzt ein Raubvogel, Adler oder Falke. In der Mitte sind Stamm und Zweige, um die gereizte Bienen schwärmen. Unten, an der Wurzel, quillt Wasser hervor. Am Wasser ist ein Pelztier, ein Marder. Da liegt auch ein Stein. Unter dem Baum, beim Stein, befindet sich ein weiches Lager, auf ihm ein Liebespaar, oder auch eine Schlange, ein Drache. Dieser schlängelt sich den Stamm hinauf und bedroht das Nest des Raubvogles und seine Jungen. Vergebens! Es gelingt ihm nicht den Raubvogel zu bezwingen. Die drei Teile des Baumes sind die himmlische, die irdische und die Unterwelt. Der Raubvogel ist der Donnergott, der Drache sein göttlicher Gegner. Dieser mythische Vorgang wird in auf Grund von Lautentsprechungen in ihrer ursprünglichen Syntagmatik und Paradigmatik exakt wiederhergestellten authenti - schen Fragmenten urslawischer Sakraldichtung erzählt. Das indogermanische Altertum dieser Überlieferung bezeugen Entsprechungen in der Ilias Homers und in der nordischen Edda.

Keywords

Slavic mythology; wonder tree; snake/dragon; falcon; eagle

Hrčak ID:

8156

URI

https://hrcak.srce.hr/8156

Publication date:

2.2.2006.

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