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Die moralischen Wurzeln des Atheismus
Ivan Devčić
Abstract
Unter »-Atheismus« verstehen wir theoretische und praktische, implizite
und explizite Lebenshaltungen, welche die Tendenz beinhalten, die menschliche Existenz ohne den Galuben an Gott zu verwirklichen. Unter
»Moral« ist jene Lebensweise gemeint, die auf Gewissen und Personwürde beruht und nach einer integralen Entwicklung des Menschen strebt. In welchem Verhältnis steht eine so verstandene Moral zum Atheismus? Wir stellen fest, dass es verschiedene Verbindungen zwischen Moral und Atheismus gibt. Gott wird verneint, weil der Mensch nicht imstande ist, ihn mit seiner schöpferischen Freiheit oder mit dem Leiden in der Welt zu versöhnen, oder weil er meint, dass die Religion die Autonomie der Moral aufhebt. Die Kirche und die Christen haben auch den modernen Atheismus aus moralischen Gründen verursacht, indem sie die positive Seite der modernen Skepsis nicht verstanden, ein rationalistisches Gottesbild präsentiert und ein mangelhaftes Glaubensleben geführt haben. Es gibt, schliesslich, auch rein unmoralische Gründe für die Leugnung der Existenz Gottes.
Am Schluss fragen wir uns, ob dem Menschen eine Selbstverwirklichung
ohne Gott gelungen ist und stellen fest, dass dieser Traum des modernen Menschen nirgends verwirklicht worden ist. Im Gegenteil, der heutige Mensch erlebt überall eine Krise, die im Grunde moralische Wurzel hat und die auf diese Weise Zeigt, das eine Moral ohne Gott schwer zu verwirklichen ist. Das heisst nicht, dass man die moralische Verpflichtung ohne die Anerkennung der Existenz Gottes nicht erkennen, sondern nur, dass man sie ohne Gott nicht erklären und begründen kann. Die Kirche kann sich dem Atheismus wirksam entgegensetzen, indem sie sich auf ihren biblischen Ursprung besinnt und in ihrem Raum eine Gemeinschaft der wirklich freien Menschen verwirklicht.
Keywords
Hrčak ID:
85504
URI
Publication date:
15.6.1989.
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