Original scientific paper
Philosophie und Rhetorik
Ernesto Grassi
; Universität München, Njemačka
Abstract
Patrizis Sorge ist die genaue Abgrenzung der Rhtorik gegenüber der Philosophie zu vollziehen, damit die erste nur nicht zum Bereich des Philosophierens gerechnet werde, also faktisch prinzipielle Ablehnung der Problematik der humanistischen Tradition, auf die wir hingewiesen haben. Patrizi erreicht dieses Ziel, indem er auf das causale Denken folgendermassen zurückgreift:
Die Unterscheidung zwischen Materie und Form ist – wie wir schon hervorgehoben haben – dem traditionellen Denken wesentlich: Materie ist da Passive, Dunkle, der Urwald (hyle), das nur druch die Form, durch die Idee »gelichtet« werden kann. Das Hauptproblem einer solchen Auffassung ist, wie man zur transzendenten Welt der Ideen gelangt: dies geschieht durch das Modell des causalen Denkens. Von der Wirkung gelangt man zur ersten Ursache, die eine universale über jede Zeit und Ort ragende Bedeutung erreicht. Es ist genau solch ein causales Denkene, gegen das die Humanisten sich gewendet haben.
Nun wiederholt Patrizi die traditionelle These, dass alles nur auf Grund einer Ursache »ist« und dass die Ursache mit dem »Begriff« - als Form – sich deckt, jene Form, die in die Materie sich »hineinlässt«: »ninuna cosa esce ad essere veruno, se non per la via delle cagioni…e le cagioni sono il fine prinzipale…dopo il quale viene la forma conceputa la quale e la stessa che scende nella materia« (Op. cit. II, S. 10 B).
Hiermit gelangt Patrizi zum wesentlichen Schluss, dass die Rhetorik dem Gebiet der überzeugung und der Meinung, während das Wissen dem des Begründens zukommt: »la persuasione ci da opinione…la scienza e uns apere fermo…e l’opinione una oredenza informe…la scienza ci insegno per la dimostrazione e la opinione nella topica« (Op. cit. II, S. 12 A). Wir haben also hier endgültig die Anerkennung der traditionellen Funktion der Rhetorik: diese wird nur als Mittel zugelassen, um den Menschen in dem, was schon rational bewiesen wurde, zu überzeugen (»la lode si dara alla scienza ed alla virtu« (Op. cit. II, S. 21 A).
Will man dem Denken des Humanismus die Rolle eines »neuen« Denkens – das die Neuzeit bestimmt – zusprechen, so kann gewiss dies weder auf dem Gebiet der Rhetorik, durch einen Rückgriff auf die Rhetorik des Patrizi, noch auf dem Gebiet der Philosophie durch die Wiederaufnahme des platonischen und des neoplatonischen Denkens geschehen. Patrizis Werk ist – in diesem Zusammenhang von theoretischen und historischen Problemen – wichting, denn er liefert uns exemplarisch die Möglichkeit, die Grenzen zwischen traditionellem und tatsächlich neuem Denken aufzudecken.
Keywords
Hrčak ID:
88497
URI
Publication date:
5.12.1983.
Visits: 1.841 *