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Original scientific paper

Gräber der Virovitica-Gruppe aus Voćin Rückblick auf den Anfang der Urnenfelderkultur im nördlichen Kroatien

Daria Ložnjak


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Abstract

Das Gebiet von Voćin im Tal des Flüßchens Voćinka liegt im Einzugsbereich der Drau-Ebene, die es - als tausendjährige Verkehrsstraße -mit dem Osten und dem Westen verband. Bei den archäologischen Konservierungsausgrabungen des Kirchenkomplexes Pohođenja Blažene Djevice Marije in Voćin wurden zwei Brandgräber aus der Zeit der älteren Phase der Urnenfelderkultur entdeckt. Aufgrund des Bestattungsrituals und der Keramikfunde wurde das Grab der Virovitica-Gruppe der Urnenfelderkultur zugeschrieben, von deren Verbreitung im Drau-Tal eine immer größere Zahl der belegten Siedlungen und Gräberfelder derselben kulturellen Zugehörigkeit zeugt. Ein Element der Virovitica-Gruppe sind die Fußschalen als Grabbeigaben. Die Form des als Urne dienenden Topfes aus Grab 1 ist gekennzeichnet durch Merkmale des Virovitica-Stils, während die horizontalen Facetten bei Fundgegenständen der Virovitica-Gruppe (Virovitica, Grab 5, Vetovo) nur selten als Verzierung vorkommen, und die nächsten Parallelen im südlichen Transdanubien (Mohács, Lengyel) zu finden sind. Die als Deckel dienende Fußschale weist enge Parallelen mit der Schale aus Grab 4 in Drljanovac (MAJNARIĆ-PANDŽIĆ, 1988, 12, T. II, 3) auf. Im Grab 1 wurden vier Gefäße gefunden, die den auf den Gräberfeldern in Virovitica, Sirova Katalena, Drljanovac und Moravče entdeckten Formen entsprechen, während die Topfverzierung auf Parallelen im südlichen Transdanubien und in der Gruppe Barice-Gređani hinweist. Im Grab 2 wurden zwei Gefäße entdeckt. Die Überreste der Schalen aus Grab 2 lassen sich seinen Formen nach ganz deutlich in die Virovitica-Gruppe einordnen. Parallelen hat er im Grab 12 in Drljanovac (MAJNARIĆ-PANDŽIĆ, 1994, 48, T. 2, 3) und im Grab aus Sotin (VINSKI-GASPARINI, 1973, T. 17, 5). Die Gräber lassen sich aufgrund der Tonwaren - da die Metallgegenstände fehlen - in die Zeit Br D datieren, als neben den Virovitica Formen auch die Einflüsse der Baierdorf-Velatica-Gruppe erscheinen. Die Entdeckung der Gräber in Voćin ist nicht überraschend, wenn man die Tatsache berücksichtigt, daß die mittlere Podravina als Ausgangspunkt der Virovitica-Gruppe bezeichnet wurde (VINSKI-GASPARINI, 1973, 37).
Der Forschungsstand zur Mittelbronzezeit im westlichen Teil des nördlichen Kroatiens löscht den Wissensdurst noch lange nicht, so daß zahlreiche Fragen zum Anfang der Spätbronzezeit in dieser Region offen bleiben. Aus den erwähnten Gründen wäre es verfrüht, schon jetzt von einer Kontinuität zu reden. Es ist wichtig, nochmals darauf hinzuweisen, daß hier, am Anfang der Virovitica-Gruppe, beziehungsweise der ältesten Phase der Urnenfelderkultur, Formen auftauchen, die sich bis zur mitteleuropäischen Hügelgräberkultur zurückverfolgen lassen, und daß Keramikformen aus Siedlungen und Gräberfeldern von einer stark vertretenen kulturellen Erscheinung zeugen. Aufgrund 42 der Keramikformen, der Metallgegenstände und der Art der Bestattung gehören die folgenden Gebiete zur Urnenfelderkultur des mittleren Donauraumes: südliches Mähren, südwestliche Slowakei, Burgenland, ungarisches Transdanubien, Steiermark, südöstliches Slowenien und nördliches Kroatien (STUCHLÍK, 1993, 286).
Der gegenwärtige Stand der Forschungen im Gebiet des mittleren Donauraums weist darauf hin, daß der Anfang der Spätbronzezeit ein kontinuierlicher Prozeß aus der Mittelbronzezeit war, gekennzeichnet durch Neuerungen bei den Tonwaren, gelegentlich auch in Bestattungsritualen sowie in der Erscheinung neuer Metallformen. Aus der Anfangsphase der Spätbronzezeit wurde allmählich die Urnenfelderkultur, in welcher sich alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens entwickelten. Im nördlichen Kroatien lassen sich zwei Erscheinungen zurückverfolgen: Die mit Transdanubien und dem nordöstlichen Slowenien verbundene Virovitica-Gruppe, innerhalb derer bestimmte regionale Unterschiede erkennbar sind, und die geographisch mit den Ereignissen im nördlichen Bosnien verbundene Gruppe Barice-Gređani. Das Problem der Genese und Datierung der Virovitica-Gruppe wird hoffentlich in den künftigen Erforschungen der Siedlungen und der dazugehörenden Gräberfelder dieser Gruppe sowie Forschungen zur Mittelbronzezeit im westlichen Kroatien aufgeklärt werden können.
Hinsichtlich der noch immer offenen Frage der Datierung der Virovitica-Gruppe läßt der gegenwärtige Forschungsstand auf ihre Fortdauer bis in die Ha-A1-Stufe schließen. Von älteren Fundgegenständen sei der Topf in Virovitica-Form parallel mit einem Topf jüngerer Form und Dekoration aus dem Grab 2 aus Zagreb-Vrapče (VINSKI-GASPARINI, 1973, T. 23, 5-9) erwähnt, was von P. Turk (TURK, 1996, 120) angemerkt wurde. Zugunsten des kontinuierlichen Weiterbestehens der Virovitica-Gruppe in der Periode Ha A und des erkennbaren Baierdorf-Einflusses spricht das Gräberfeld in Drljanovac, wo Grabanlagen (Gräber 2, 5, 6, 11, 12, 13) der Virovitica-Gruppe identifiziert worden sind (MAJNARIĆ-PANDŽIĆ, 1988, 15-16, T. I, 1; T. III; T. IV, 1, 2; MAJNARIĆ-PANDŽIĆ, 1994, 51, T. 1-3), wie auch Gräber, die dem früheren Teil der II. Phase der Urnenfelderkultur (Gräber 3, 8) zugeordnet wurden (MAJNARIĆ-PANDŽIĆ, 1988, 14-15, 17, T. I, 4; T. VI) und Gräber, in welchen sich Elemente der Virovitica- und der Zagreb-Gruppe vermischen (MAJNARIĆ-PANDŽIĆ, 1988, 15-17, T. II, 2-3, T. IV, 4-6).
Siedlungen, deren Anfang in die Zeit Br D/Ha A1 datiert wird, sind u.a. die Siedlung auf dem Kalnik sowie der Standort Igrišće, wo die archäologischen Funde neben Keramikproduktion auch eine metallurgische Produktion belegen (MAJNARIĆ-PANDŽIĆ, 1992; VRDOLJAK, 1995). Genauso begann Novigrad an der Sava, das sich in der Region einer reichen metallurgischen Produktion befand, in der Zeit Br D/Ha A1 und bestand bis in die Zeit Ha B (MAJNARIĆ-PANDŽIĆ, 2000). Die Gređani-Gruppe wurde in die Zeit Br D/Ha A1 datiert, und die neusten Forschungen und Datierungen der Siedlung Mačkovac-Crišnjevi stellen die Frage nach der Datierung der älteren Phase der Gruppe Barice-Gređani in der Posavina (KARAVANIĆ, MIHALJEVIĆ, KALAFATIĆ 2002). Es sei darauf hingewiesen, daß in den Gräbern der Viroviticaund der Gređani-Gruppe Metallgegenstände nicht häufig sind, während in den in die Zagreb-Gruppe datierten Gräbern solche Funde schon fast regelmäßig als Beigaben vorkommen (Zagreb-Vrapče, Martijanec-Žgališće, Drljanovac Grab 8). Neben reichen Vorräten von Bronzegegenständen, die in der Zeit Ha A1 vorkommen, bezeichnete das Auftreten von Metallgegenständen in den Siedlungen und Gräberfeldern die Blütezeit der Metallverarbeitung in diesem Gebiet in der älteren Phase der Urnenfelderkultur. Deshalb läßt sich die erste Phase der Urnenfelderkultur als die Zeit der Formierung dieser kulturellen Erscheinung im nördlichen Kroatien bezeichnen. Im Laufe ihres weiteren kontinuierlichen Bestehens haben sich starke Baierdorf-Velatica-Elemente beigemischt, die zu einem Bestandteil der Virovitica-Gruppe der Urnenfelderkultur in diesem Gebiet geworden sind. Die Periode der Vermischung der Baierdorf-Velatica-Elemente in die Virovitica-Gruppe kommt der älteren Phase der Gruppe Zagreb-Vrapče gleich, was der Datierung aufgrund der Analyse der Horte in Slowenien sowie den Ergebnissen der archäologischen Forschungen in Slowenien und Transdanubein entsprechen würde. Zugunsten dieser Behauptung sprechen auch die vorläufigen Ergebnisse der Sichtungen vor Ort in der Podravina. Wir hoffen, daß künftige archäologische Untersuchungen im nördlichen Kroatien die älteste Phase der Spätbronzezeit - ihren Anfang sowie ihren Bezug zur Mittelbronzezeit und ihr Ende, d.h. den Übergang zur Blütezeit der älteren Urnenfelderkultur, auf dem Gebiet von nördlichem Kroatien, aufklären werden.

Keywords

Urnenfelderkultur; Virovitica-Gruppe; Barice-Gređani-Gruppe; Nordkroatien; Siedlungen; Gräberfelder; Keramik; mitteleuropaischer Donauraum

Hrčak ID:

788

URI

https://hrcak.srce.hr/788

Publication date:

16.6.2003.

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