Original scientific paper
Aufzeichnungen aus den Quellengebieten
Radoslav Katičić
Abstract
Aufzeichnungen aus den Quellengebieten
Dieser Beitrag will ein Streiflicht werfen auf Ursprung und Kontinuität der kroatischen Dichtersprache, auf die Grundlagen des stilitischen Wertgehaltes der kroatischen Schriftsprache. In dieser Beziehung ist man sich immer mehr bewusst, wie wichtig die Grundlagen sind, die schon in der mittelalterlichen kroatischen Literatur gelegt wurden und die weiteren Entwicklungen weitgehend bestimmten. Prof. J. Hamm, dessen siebzigstem Jahresjubiläum dieser Band gewidmet ist, hat als Forscher und als Organisator unsere Kenntnis dieser Literatur sehr bereichert. Er hat aus der pariser glagolitischen Sammlung altkroatischer geistlicher Lieder (code slave 11) ein Gedicht herausgegeben und textuel hergestellt, in dem ein starkes Aufbegehren gegen die ungerechten und unterträglichen Zustände in Gesellschaft und Kirche zum Ausdruck kommt. Es ist interessant festzustellen wie sehr dieses bedeutende mittelalterliche Dichterwerk nach Ausdruck und Inhalt in der kajkawischen Lyrik, in den Balladen des zeitgenössischen Dichters Miroslav Krleža gegenwärtig ist. Dabei ist die Frage, ob Krleža sich unmittelbar an dem mittelalterlichen Gedicht inspiriert hat, was an sich wichtige Elemente des mittelalterlichen Gedicht inspiert hat, was an sich durchaus möglich ist, von untergeordneter Bedeutung. Wesentlich ist, dass sich wichtige Elemente des mittelalterlichen Gedichtes, seine Diktion und seine Thematik, in der barock stilisierten und kajkawisch, inspiereten Lyrik Krleža's ganz und gar nicht als Fremdkörper ausnehmen, sondern restlos in ihr aufgehe, ja, sie sogar grundlegend ausmachen. Daraus erkennt man, wie wichtig die mittelalterlichen Stilelemente in der kroatischen Literatur kajkawischen Ausdruckes sind. Es ist dies ein frappantes Zeugnis von der Kontinuität im Aufbau der kroatischen Schriftsprache, ein interessanter Beleg für die Fülle an stilistischem vertgehalt, der sie in seiner geschichtlich entfalteten vielschichtigkeit trägt. Krleža's Balladen sind, unter vielem anderem, auch ein eindringlicher Protest gegen die eindimensionelle und flache Auffassung der kulturellen und stilgeschtlichen Determinanten der kroatisch Schriftsprache, wie sie in der südslawischen Philologie überhand genommen hatte und das kroatische sprachlich Selbstbewustsein bestimmen wollte. In schöpferischer Tat hat er bewiesen, dass die Totalität des kroatischen literarischen Ausdruckes mit seinen geschichtlich bewährten Werten auch heute relevant gegenwärtig ist. Der Begriff "kroatische Sprache" gewinnt dadurch einen volleren Inhalt, und de zukünftigen literar- und sprachgeschichtlichen Forschung ist auf eine recht anregende Weise der Weg gewiesen.
Keywords
Hrčak ID:
14227
URI
Publication date:
30.9.1976.
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