Preliminary communication
Psychiatrisch-rechtliche Urteilsfindung – Das Kind und die Scheidung
Željka VUKŠIĆ-MIHALJEVIĆ
Drago GRUBEŠA
Abstract
Die Scheidung der Eltern stellt für das Kind eine große
Bedrohung dar, da dadurch das bisherige Verhältnis zu den
Eltern zerstört wird. Der mit dem Zerfall der Ehe einsetzende
Kampf um die Kinder, der nicht selten auch über die Kinder
selbst geführt wird, bringt starke Konflikte mit sich. Der
vorliegende Artikel ist eine Fallstudie aus dem Bereich der
Urteilsfindung in einem Scheidungsprozess, bei dem das
Kind einem Elternteil zugesprochen wird. Die Autoren
verweisen in ihrer Arbeit auf den psychodynamischen Aspekt
der psychiatrisch-rechtlichen Urteilsfindung. Die Studie hat
folgende Ziele: 1) Es sollen die psychodynamischen Folgen
untersucht werden, die eine Scheidung für Kinder und Eltern
hat. 2) Es sollen die zwischenmenschlichen Beziehungen
nach der Scheidung, verschiedene Entwicklungsfaktoren
sowie die Rolle der Geschlechstzugehörigkeit des Kindes im
Laufe der Zuerteilung des Sorgerechts untersucht werden.
3) Die Autoren wollen dem Leser einen kurzen Einblick in die
Fachliteratur aus dem Bereich des Kindschaftsrechts
gewähren. Ergebnisse und Schlüsse: 1) Zwischenmenschliche
Beziehungen und Verhaltensmuster auf Seiten von Eltern und
Kindern nach der Scheidung sind geprägt von gewichtigen
psychodynamischen und psychologischen Veränderungen
hinsichtlich Qualität und Verfügbarkeit. 2) Das Verhältnis der
ehemaligen Ehepartner nach der Scheidung, verschiedene
Entwicklungsfaktoren sowie die Geschlechtszugehörigkeit des
Kindes beeinflussen nachhaltig die Zuerteilung des
Sorgerechts. 3) Es wird die Frage aufgeworfen, wie wichtig
die elterlichen Absprachen selbst für die seelische Anpassung
des Kindes sind. 4) Die Zuerteilung des Sorgerechts ist eine
komplexe interdisziplinäre Frage, die dem psychologischen,
soziologischen, psychiatrischen und rechtlichen Aspekt der
Ehescheidung Rechnung tragen muss. 5) Die Experten, in
deren Händen die Entscheidung über die Zusprechung des
Sorgerechts liegt, müssen stets im Blick behalten, dass die
erzielte Lösung dem Kind ermöglichen muss, mit seinen
psychologischen Problemen zurechtzukommen, und dass es
am allerwichtigsten ist, im besten Interesse des Kindes zu
handeln und, so weit es geht, Schäden zu vermeiden.
Keywords
Hrčak ID:
16252
URI
Publication date:
31.12.2004.
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