Original scientific paper
Parlamentswahlen und Wählerverhalten in Zagreb an der Wende zum 20. Jahrhundert
Ines SABOTIČ
Stjepan MATKOVIĆ
Abstract
Während der Herrschaft des Bans Khuen-Héderváry
(Amtszeit: 1883-1903) stimmten die Wahlmänner der im
Raum Zagreb bestehenden drei Wahlbezirke zumeist
zugunsten der herrschenden Volkspartei. Sobald jedoch mehr
Raum für eine freiere politische Willensentscheidung
gegeben war, kam es auch zu Veränderungen. Trotz der
Bedeutung, die dem politischen Wirken der Opposition
zukam, spielten natürlich auch die Wähler eine große Rolle.
Darunter befanden sich einerseits nämlich Beamte und
Ruheständler, denen das Stimmrecht aufgrund ihres Berufes
zustand, was sie zu Loyalität gegenüber ihrem Brotherrn bzw.
der Obrigkeit verpflichtete. Ihnen gegenüber standen
Gewerbetreibende, Kaufleute und Privatiers, die sich dank
des Zensuswahlrechts eine gewisse Unabhängigkeit
gegenüber der Obrigkeit erworben hatten. Gerade in diesen
Kreisen, genauer: im überwiegend von Gewerbetreibenden
besetzten dritten Wahlbezirk fand die Opposition bei den
Wahlen des Jahres 1898 große Unterstützung. Ein solcher
Trend sollte sich fortsetzen und den Weg ebnen für
verschiedene oppositionelle Gruppen, die in einzelnen
Zagreber Wahlbezirken die Übermacht gewannen. Zu jener
Zeit manifestierte jeder Wahlbezirk seine eigene politische
Identität, die sich je nach Berufsstand der Wahlmänner
herausbildete: Die überwiegend von Beamten und
Angestellten bevölkerte Oberstadt (Gornji grad) blieb in den
Händen der "Magyaronen" (Ungarnfreundlichen), die
"bürgerliche" Unterstadt (Donji grad) optierte für die
kroatisch-serbische Koalition, während die mehrheitlich
gewerbetreibenden Wahlmänner des dritten Wahlbezirks der
Partei des Rechts von Josip Frank ihre Stimme gaben.
Letztere Partei war im Grunde auch die am wenigsten
konservative, da ihre Mitglieder zur Durchsetzung ihrer
Ansichten tiefgreifendere Veränderungen forderten.
Keywords
Hrčak ID:
16263
URI
Publication date:
30.4.2005.
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