Review article
https://doi.org/10.17234/SocEkol.25.1.6
Anthropozän – was für ein Ende des Kapitalismus?
Matko Meštrović
; Institute of Economics, Zagreb, Croatia
Abstract
Vor etwa zweihundert Jahren hat ein geologisches Zeitalter angefangen, das von einem ausgeprägten Einfluss der menschlichen Aktivität auf die Ökosphäre gekennzeichnet ist, in der neueren Zeit bekommt es die wissenschaftliche Bezeichnung Anthropozän. Deshalb ist es unbedingt nötig, eine Frage des Verhältnisses der Nuturwissenschaften und der Macht, der Kultur und der Geiszteswissenschaften zu stellen. Die Welt kann nicht länger als ein Ding an sich betrachtet werden, als ein Gleichgewicht oder ein Differenzpunkt, nach dem man näher bestimmen kann, was menschlich, was geschichtlich und was gesellschaftlich ist (Wark, 2015). Die Determinanten des „von Menschen dominierten“ geologischen Zeitalters als Begriff gilt es in der kapitalistischen Form von Gesellschaftsverhältnissen in Frage zu stellen. Das ist eine Gesellschaftsform, in der materielle Verhältnisse unter Menschen vorherrschen und soziale unter Sachen, während die Geldzirkulation als Kapital dem Selbstzweck dient. Nicht der Mensch ist das Subjekt (nicht einmal die herrschende Klasse), sondern das Kapital (Cunha, 2015).
Die Wissenschaft ist dermaßen mit wertbeladenen Annahmen verflochten, dass das Anthropozän sich als etwas mehr oder anders als ein wissenschaftlicher Begriff zeigt, es ist also völlig fraglich, was der Begriff Anthropozän eigentlich bedeutet. Den jetzigen Moment transhistorisch darzustellen, indem man verschiedene Gesellschaften räumlich oder zeitlich voneinander nicht unterscheidet, wäre gerechtfertigt nur wenn wir annähmen, dass unsere jetzige Lage im Grunde die Folge unserer Biologie sei (Baskin, 2014). Die Geschichte über die geologische Tätigkeit der Menschheit lenkt die Aufmerksamkeit von Schlüsselfragen der Macht, der Geopolitik und des Erbes des Imperialismus ab. Gerade diese Faktoren haben aber eine Welt geschaffen, in der die Verteilung von Nutzen und Lasten tief und ungerecht verzerrt ist. Die Ursachen für globale Umweltveränderungen sind soziogenetisch und nicht anthropogenetisch. Deshalb kann das Anthropozän als Begriff weder eine Erklärung für die Umweltkrise noch ein politisches Rezept für deren Überwindung bieten (Eckersley, 2015). Die durch Kapital konstituierte Bewusstseinsformen oder „objektive Denkformen“, verfallen nicht von selbst. Im Maße, in dem an die geschichtliche Grenzen des Kapitalismus gestossen wurde,brechen starke Spannungen aus zwischen der Unmöglichkeit , die reale Valorisierung fortzusetzten und des allgemeinen Bewusstseins, das kapitalistische Existenzbedingungen verinnerlicht und kann (oder will) sich nichts anderes vorstellen, als in diesen Formen zu leben (Kurz, 2011).
Im vorliegenden Artikel werden nur einige Rahmenansätze der Thesen hervorgebracht, die unbedingt nötig sind, um den fraglichen Begriff aus dem Titel in seiner Vielfältigkeit aufzudecken. Die Verbindungen zwischen den genannten Posten sind implizit und es gilt die Frage zu erörtern, wie man tiefgründiger und komplexer ihr Verhältnis erforschen kann.
Keywords
Anthropozän; Transhistorie; Soziogenetik; Anthropogenetik; Sozialfetischismus
Hrčak ID:
178368
URI
Publication date:
26.3.2017.
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