Review article
Mythologie, Riten und Zeitkonzeptionen bei sesshaften Völkern und Nomaden
Maja DRAGUN
Abstract
Diese Studie analysiert den Bezug zwischen nacht- und
tagorientiertem Symbolsystem einerseits und den Sphären
von Ackerbau, Mythologie, Ritualen und Religion andererseits
im Lebensalltag alter Völker und Stammesgemeinschaften. Es
wird die These aufgestellt, dass durch die angeführten
Symbolsysteme die Axiome des gemeinschaftlichen Lebens
sowie spezifische Zeitkonzeptionen begründet werden.
Hierbei wird beobachtet, dass das nachtorientierte
Symbolsystem auf geradezu organische Weise mit dem
Lebensstil sesshafter und vom Ackerbau lebender Völker
verbunden ist, das tagorientierte Symbolsystem wiederum mit
dem Lebensstil von Wandervölkern: a) Die nomadische
Lebensweise charakterisieren patriarchaler Monotheismus,
der Glaube an einen Neubeginn, Sonnenkult, Tieropfer, ein
von Schamanen gewahrter Symbolismus und eine lineare
Zeitkonzeption; b) sesshafte Ackerbauern neigen zu
matriarchalem Polytheismus, Lunar-Epiphanie
(Mondverehrung), Festen zur Pflege des Fruchtbarkeitskultes
mit zyklisch dargebrachten Menschenopfern, zu
Auferstehungs- und Reinkarnationsglauben und einer
zyklischen Zeitkonzeption. Des Weiteren erfährt der Leser, wie
sich die Opferkulte sowohl bei Ackerbauern als auch bei
Nomaden mit der Zeit euphemisieren, d.h., statt wie
ursprünglich Tiere und Menschen zu opfern, werden
symbolhafte Handlungen vollzogen, um auf diese Weise das
der Gottheit geweihte Opfer zu evozieren.
Keywords
Hrčak ID:
19312
URI
Publication date:
31.10.2003.
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