Original scientific paper
Alternative Mode im Spätsozialismus
Inga TOMIĆ-KOLUDROVIĆ
Abstract
Die vorliegende Arbeit widmet sich folgendem Paradox: Der
Industriezweig der Modeproduktion, der seinen immanenten
Gegebenheiten gemäß eine große Verbraucherzahl und die
gesellschaftliche Anerkennung seiner Prämissen voraussetzt,
konnte in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts – im gesellschaftlichen
Kontext des Spätsozialismus – nicht verwirklicht
werden. In der Zeit des Sozialismus war "alternative Mode"
ein unweigerlich zum Scheitern verurteilter Produktionszweig.
Um wirklich exklusiv zu sein, ermangelte es ihr an der
Glaubwürdigkeit, wie sie der Haute Couture des Westens
zukam – der es folglich auch gelang, die Massenerzeugung
von Konfektionsartikeln unter eigenem Namen anzutreiben.
Der gesellschaftliche Status alternativer Modeartikel war
verwurzelt in der Äußerung eines individuellen Lebensstils,
den nur eine geringe Zahl gleich denkender Mitglieder einer
bestimmten Gesellschaftsgruppe für sich zu beanspruchen wusste. Alternative Mode diente an sich als der Nachweis
eines solchermaßen praktizierten Lebensstils und zeugte vom
gesellschaftlichen Kontext, innerhalb dessen sie existierte.
Erzeugnisse "alternativer" Mode, die in der Zeit des
Sozialismus entstanden, negierten allein durch ihre Existenz
das gesamte gesellschaftliche und politische System. Somit
war ihre alternative Position sowohl auf gesellschaftlicher als
auch politischer Ebene gerechtfertigt. Da alternative Mode im
Wesentlichen aber nutzlos war und in Einzelexemplaren
angefertigt wurde, blieb sie andererseits wiederum auf
Bereiche beschränkt, die traditionell der "Kunst" zugerechnet
wurden. Ebenso wenig ist es zu einer Hinterfragung der
postmodernen, industriell definierten Neuinterpretierung der
Kunst gekommen.
Keywords
Hrčak ID:
19896
URI
Publication date:
31.12.2001.
Visits: 2.848 *