Original scientific paper
Johannes Reinhart
; Institut für Slavistik, Wien
Abstract
Der Sammelband der Wiener Nationalbibliothek, Codex slavicus № 78, wurde von Tornas Petrinic im Jahre 1503 für den Archipresbyter von Brinje und drzitelj von Jelovik, Matij Gascanin, in der Lika geschrieben. Er beinhaltet folgende
Werke: die kroatisch-glagolitische Übersetzung des Quadragesimales des Jacobus von Voragine OP (f 1298), den apokryphen Descensus Ioannis Bapti- stae ad inferos, drei aus dem Alttschechischen übersetzte Homilien auf das Matthäusevangelium,
sowie eine Reihe von weiteren, bisher noch unidentifizierten Predigten, die jedoch ebenso mit größter Sicherheit - wohl aus dem Lateinischen - übersetzt wurden. Zu einigen davon gelang es, parallele Texte in kroatisch-glagolitischen
Sammelbänden ausfindig zu machen (z. B. im Grskovicev zbomik, Zgombicev zbomik, Antoninov konfesional, Sammelband von Krk N2 42). In kroatisch-glagolitischer Übersetzung sind die Fastenpredigten des Jacobus von Voragine neben dem Petrinicev zbornik, in dem 22 Homilien erhalten sind, noch in zwei weiteren Sammelbänden (Petrisov zbornik [1468], Zbornik zakna Luke [1445]) mit je einer Homilie vertreten. Das Werk ist durch eine große Anzahl von Bohemismen gekennzeichnet. Dies würde eine Übersetzung aus einem alttschechischen
Original nahelegen. Ein solches besteht aber nicht, ebensowenig konnte bisher eine alttschechisch glossierte lateinische Handschrift als Vorlage eruiert werden. Neben den tschechischen Sprachelementen weist der Petrinicev zbornik auch eine Schicht von Kajkavismen auf, die auf einen Archetyp in der kajkavisch-cakavischen Kontaktzone schließen lassen. Dadurch reiht sich der Petrinicev zbornik in eine Reihe von anderen kroatisch-glagolitischen Handschriften
aus dem 15. und 16. Jh. ein, die ebenso in diesem Gebiet verfaßt wurden.
Keywords
Hrčak ID:
214696
URI
Publication date:
10.5.1996.
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