Review article
Ein Blick auf die Lage der Kärntner Slowenen in Vergangenheit und Gegenwart
Tone Zorn
Abstract
Diese Übersicht bietet einen Durchschnitt zur Problematik der slowenischen Minderheit als autochthoner Bevölkerung im österreichischen Teil Kärntens. Zuerst berührt sie die Lage der Minderheit seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als sich der Prozess einer mehr oder weniger planmässig durchgeführten Germanisierung der Kärntner Slowenen bemerkbar zu machen begann, ein Prozess, der noch heute andauert. Schon zu jener Zeit hielt das herrschende deutsche Bürgertum Kärnten für eine einheitliche deutsche Provinz, und die herrschenden deutschen Elemente erkannten den Slowenen den Rang eines gleichberechtigten Partners nicht an (so wie sie dies auch heute nicht gelten lassen wollen).
Wenn der Verfasser über das bekannte Kärntner Plebiszit (vom 10. Okt. 1920) spricht macht er darauf aufmerksam, dass in der damaligen österreichisch-deutschen Propaganda die nationale Frage nicht erwähnt wurde; man betonte vielmehr vor allem den Kärntner Regionalismus, ferner die soziale Problematik, sowie die Staatseinrichtung der fortschrittlichen Republik Österreich im Vergleich zum konservativen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien) und änhliche Fragen. Es ist charakteristisch, dass demgegenüber die Kärntner Deutschnationalisten heute behaupten, die Kärntner Slowenen hatten dadurch, dass sie sich bei der Volksabstimmung für Österreich entschlossen haben, ihrer Nationalität entsagt. Ferner wird in diesem Beitrag die übrige plebiszitäre Problematik in ihren Grundzügen dargelegt. Das gilt auch für die Beschreibung der Lage der Kärntner Slowenen während der ersten Republik Österreich. Dann bespricht der Verfasser die Lage der slowenischen Minderheit nach dem Anschluss Österreichs an das nazistische Deutschland im Jahre 1938. Bezeichnenderweise untersehied sich damals die Lage der Kärntner Slowenen von der des übrigen slowenischen Volkes dadurch, dass sie als erste vom deutschen Nazismus betroffen wurden.
Danach folgt eine kürzere Darstellung des antifaschistischen Widerstandes der Kärntner Slowenen während des zweiten Weltkriegs, eines Widerstandes, der organisch in den allgemeinen antifaschistischen Kampf des gesamten slowenischen Volkes eingeschlossen war. Doch die Grundbetonung dieser Übersicht liegt auf der Beschreibung der Lage der Kärntner Slowenen in der zweiten Republik Österreich. Dabei wird die politische Entwicklung der slowenischen Minderheit seit dem Jahre 1945 dargestellt sowie die Einstellung der zweiten Republik Österreich zu den Kärntner Slowenen. Ein besonderer Platz gehört darin der Darstellung der Problematik der österreichischen Minderheitenpolitik gegenüber der slowenischen Minderheit und ihren Bemühungen, durch die Minderheitengesetzgebung jene Verpflichtungen zu annulieren, die Österreich aufgrund des Staatsvertrags über die Erneuerung eines unabhängigen und demokratischen Österreichs von 1955 auf dem Gebiet des Minderheitenschutzes (besonders im Artikel 7 des Staatsvertrags) übernommen hatte.
Keywords
Hrčak ID:
216797
URI
Publication date:
12.5.1977.
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