Review article
https://doi.org/10.17234/SocEkol.28.1.3
Feminismus und Psychotherapie: Radikalismus der Ideen im Vergleich zur Begrenzung der Methode
Petra Dražić
orcid.org/0000-0001-5650-568X
; Klinika za psihijatriju Vrapče, Bolnička cesta 32, 10 000 Zagreb
Abstract
Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Stellungnahmen zur Institution der Familie aus der Perspektive führender theoretischer Paradigmen im Rahmen der Psychotherapie: Der psychoanalitischen, humanistischen / existenzialistischen und kognitiv-bihevioralen. Wir sind der Meinung, dass eine große Anzahl von psychotherapeutischen Schulen eine wichtige, wenn nicht die Schlüsselquelle von psychischen Problemen im Funktionieren der Kernfamilie loziert. Dabei sucht die Psychotherapie nach Ursachen in einzelnen Disfunktionen, während die Institution an sich nicht in Frage gestellt wird. Die Theorien der Psychotherapie nehmen auf diese Weise implicite eine funktionalistische Position der Familie gegenüber ein. Einer solchen Stellungnahme widersetzen sich Perspektiven des radikalen und marxistischen Feminismus als feministische Konfliktsoziologie. Der radikale und der marxistische Feminismus stellen heterogene Ansätze dar, für wichtig halten sie aber einen gemeinsamen Lozierungspunkt einer der Zentralstellen der patriarchalen Opression und Ausbeutung gerade in der Institution der Familie. Entsprechend diesen Berührungspunkten, aber auch großen Unterschieden in Perspektiven hat sich an der Grenze zwischen Psychotherapie und Feminismus die feministische Psychotherapie entwickelt als ein Ansatz, der in seine therapeutische Arbeit feministische Prinzipien einschließt, die Grenzen dieser Disziplin werden in Betracht gezogen. Wir kommen zum Schluß, dass die Psychotherapie eine Erweiterung der Horizonte unbedingt nötig hat, sowie eine Analyse der bisher vernachlässigten oder essenzialisierten gesellschaftlichen Ungleichheiten, dabei bietet ihr der Feminismus Einsichten in die politische Dimension der Intimwelt. Jedoch begrenzen der, dem psychotherapeutishen Ansatz inhärente Individualismus, die ungleiche Machtverteilung im therapeutishem Verhältnis, sowie die Orientierung in Richtung dominanter Tendenzen in der Wissenschaft die emanzipatorische Reichweite der feministischen Psychotherapie bedeutend. Es entsteht der Eindruck, dass die Psychotherapie mit ihren Zielen, Techniken und der Verbundenheit mit dem Patriarcht unbedingt den Feminismus pazifiziert, auch wenn im Hintergrund radikale Ideen stehen.
Keywords
feministische Psychotherapie; marxistischer Feminismus; radikaler Feminismus; Familie; Psychotherapie
Hrčak ID:
218859
URI
Publication date:
9.4.2019.
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