Review article
KONSTRUKTION DER GESCHLECHTLICHKEIT UND TOLERANZ
Inga Tomić-Koludrović
; Faculty of Philosophy, Zadar
Abstract
Die Analyse des Geschlechterverhaltnisses kann Gegenstand
verschiedener theoretischer Ansatze sein. Im vorliegenden
Text wird der ethnomethodologische Zugang zur Konstruktion der
Geschlechtlichkeit als Indikator der Toleranz auf Mikro- und Makroebene
betrachtet. Die Grundthese lautet, dal! das Geschlecht
eine gesellschaftlich hervorgebrachte und individuelI erqanzte
soziale Konstruktion sei. Da die unausgesproche Verpflichtung
zum Frau-sein bzw. Mann-sein besteht und da die Toleranz gegen
Ober einer dritten oder vierten Mčglichkeit ausnehmend gering
ist, fOhlen sich sogar Transsexuelle genčtigt, jeden Tag aufs
neue ihr neues Geschlecht unter Beweis zu stellen. Besonders in
einer androzentrisch strukturierten Realitšt mit der Geschlechterkonstruktion
des Patriarchats ist der Lebensalltag durch Teilung
und Ungerechtigkeit bestimmt. In Kroatien wurde das Patriarchat
aus formal egalltaren, in Wahrheit aber patriarchalen sozialistischen
Zeiten Obernommen und nicht lange nach EinfOhrung der
demokratischen Gesellschaftsordnung durch das prarnoderne
Kriegsparadigma zusatzlich gefestigt. Der in Kroatien immer noch
andauernde Kriegszustand tragt zu politischer und moralischer
Rigiditat bei, die ein Hindernis nicht nur fur eine grčl!ere Toleranz
gegenOber vielgestaltiger Geschlechtlichkeit ist, sondern auch die
Vorgange der postindustriellen Modernisierung der gesamten
kroatischen Gesellschaft entkraftet.
Keywords
Hrčak ID:
32146
URI
Publication date:
1.3.1996.
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