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Original scientific paper

DODOLE UND PRPORUSCHE — MAGISCHE REGENSBESCHWORUNGSBRÄUCHE

Vesna Čulinović-Konstantinović


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page 73-95

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Abstract

Die magischen Regensbeschwörungs-Bräuche gehören zur Gruppe der sehr verbreiteten frühjahr-sommerlichen Volksriten zur Sicherstellung der Bodenfruchtbarkeit. Im jugoslawischen Bereich kommen sie unter dem Namen »Dodola« und »Prporuša« vor. Diese uralte Kulturerbschaft reicht mit ihren Anfängen bis in die »Neolitzeit« zurück, wo sie, wie es scheint, mit dem Auftritt der ältesten dauernden Agrarsiedlungen verknüpft ist.
Unser Material über die Beschwörung des Regens umfasst zwei Gruppen:

1. wo eine einzige Person als Vermittler oder Stellvertreter einer grösseren Einheit durch imitative Magie, mit Wasser und anderen Hilfsmitteln bestrebt ist den Regen herbeizuzaubern, und
2. wo durch gemeinsame Ausübung magischer Akte neben einer zentralen Gestalt auch die grüne Vegetation sowie das Wasser eine wichtige Rolle spielen. Um ihr geineinsames Ziel sicherer erreichen zu können, besuchen sie in der Trockenzeit durch althergebrachte Sitten vorgeschriebene als magisch angesehene Stellen ihres Heimatbezirkes in ihrem Dorfe oder am nahen Flusse. Dieser zweiten Gruppe gehören auch unsere Dodole und Prporusche an. In ihnen werden die lebendige zentrale Gestalt und die Gleichartigkeit der magischen Zeremonie vereinigt. Die wichtige Rolle die die grüne Vegetation und das Wasser in der Ausübung der Zeremonie spielen, hat sich bis heute erhalten. Die zentrale Gestalt ist während der Ausübung der Zeremonie, d. h. während ihres Rundganges um die einzelnen Höfe des Dorfes und während ihrer Tänze mit zusammengefügten grünen Blättern umkleidet und wird von den Zuschauern mit Wasser bespritzt, während sie ihre Begleitung mit den als magisch erachteten Liedern begleitet. Solche grüne Maskierung hat sich bei den Dodolas besser erhalten. Die Prporusche sind heute nur noch mit Blumen oder einigen grünen Zweigen gekennzeichnet.
Diese uralte Sitte ist dem Verschwinden nahe. Das kommt dadurch, weil, dank dem technischen Fortschritt und der Zivilisation im Allgemeinen, die direkte und unabwendbare Abhängigkeit des Einzelnen von der ihn umgebenden Natur sich ständig verkleinert und das Gefühl der drohenden und unabwendbaren Naturgewalt auch im Dorfleben doch immer weiter entrückt. In unserem Lande aber haben sich, abgesehen von den grossen ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Zeit, die Spuren dieser uralten Magie doch so weit erhalten, dass wir noch in der Möglichkeit sind das Ganze dieses alten Kultes zu umfassen und die älteren Formen von den jüngeren zu unterscheiden.
Die Verschiedenheit der Benennung dodola, dodolica, dudula« wie auch der »prporuša, perperuša, paparuda»« usw. bezeugen uns die Intensität der Kontamination dieser Riten die als Folge des Ineinandergreifens der verschiedenen ethnischen Träger dieses Brauches zu verstehen sind. So kann man auch den geschlechtlichen Austausch der Hauptperson in einzelnen Gebieten besser begreifen. Wir Glauben, dass die geschlechtliche Zugehörigkeit der Hauptperson in der Ausübung des magischen Ritus im Anfang von keinem Belang war. Erst später diktierte die gesellschaftliche Ordnung einer bedingten ethnischen Einheit diese geschlechtliche Zugehörgkeit. Obgleich Dodola, der Tradition nach, eine weibliche Gestalt darstellt und die Prporuscha eine männliche, finden wir heute gar nicht so selten männliche Dodolas und weibliche (besonders bei Kindern) Prporuschas.
Es steht ausser Zwefel dass die Hauptperson von Alters her der Hauptträger der ganzen magischen Handlung ist. Sie vereinigt in sich eine ganze Reihe verschiedenster Elemente, deren Sinn auch heute noch sehr wenig bekannt oder auch fast unbekannt ist. Das Verstecken der Person hinter einer grünen Bekleidung, ganz gleich ob es sich um Holunder, versehiedene Arten von wilder Rebe oder auch richtiger Weinrebe handelt, hatten offensichtlich den Zweck, den Hauptträger der magischen Handlung vor den Augen der Zuschauer zu verbergen und so aus ihm eine depersonifizierte Figur zu formen. Der Tanz, das Hüpfen der Hauptperson während des Singens der magischen Lieder und seine Besprengung mit Wasser muss als ein Überbleibsel einer uralten Magie aufgefasst werden, ganz gleich ob es sich dabei nur um ein Wiederbeleben der grünen Saat, also der Natur im Allgemeinen, mit dem lebensspendenden Nass, oder um eine noch tiefere uns heute schon verborgene magische Handlung handelt.
Die Ritenlieder, bei uns in den letzten 150 Jahren verzeichnet, haben sich im Grunde gar nicht geändert, Ihr Hauptzweck ist noch immer die sugestive Herausforderung der Natur den innigen Sinn des Ritus nachzuahmen. Unter diesem Einfluss stehen die Ausführer der magischen Zeremonie wie auch die Zuschauer. Nur hat der alleinige Wunsch nach dem lebensspendenden Nass in der Dürre dem Ansinnen an eine allgemeine Fruchtbarkeit und Wohlstand seinen Platz abgetreten. Die alten Ausführer des magischen Ritus waren dabei immer nur die Träger des Wunsches ihrer engsten Umgebung, des eigenen Dorfes oder der eigenen Gegend. Die neuen Träger dieser Tradition, die Kinder und die Zigeuner, haben den ursprünglichen Sinn verflacht. Dabei haben auch die Gaben ihren Opfersinn verloren.
Das Vorkommen dieses Ritus ist im euro-asiatischen Raum weit verbreitet. Auch bei unseren Dodola und Prporuscha handelt es sich um zwei verschiedene Benennungen für den glelchen Ritus. Den Ort ihrer Entstehung dürfen wir aber nicht im jugoslawischen Raum suchen. Sie sind zu verschiedener Zeit durch verschiedene ethnische Träger hierhergebracht worden.

Keywords

Hrčak ID:

34409

URI

https://hrcak.srce.hr/34409

Publication date:

5.3.1964.

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