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EINE UNGEWÖHNLICHE HOCHZEIT IN JABUCETA

Zvonko Lovrenčević


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page 178-190

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Abstract

ZUSAMMENFASSUNG
EINE UNGEWÖHNLICHE HOCHZEIT IN JABUCETA
In Jabuceta, einem kleinen Dorf im Bilo-Gebirge bei Bjelovar in Kroatien wurde am 21. Jänner 1962 eine Hochzeit abgehalten, deren dramatische Umstände Aufsehen in der ganzen Gegend erregten.
In diesen Gebirgsdörfern misst man der strengen Befolgung des althergebrachten Hochzeitszeremoniells noch grosse Wichtigkeit bei, ja selbst den glücklichen Verlauf der zukünftigen Ehe, und man ist deshalb auf das Einhalten jeder Einzelheit dieses Zeremoniells sehr bedacht.
In neuerer Zeit zwingen die Eltern ihre Kinder zwar nicht mehr Ehen nach ihrem Beschluss einzugehen, aber die Kinder sind dennoch darauf bedacht bei ihrer Wahl sowohl ihren eigenen Gefühlen, als auch gleichzeitig dem Willen der Eltem Genüge zu leisten. Bei der Hochzeit die hier beschrieben wird, kam es jedoch zu solcher Divergenz zwischen den Eltern und ihrem Sohn, dass man das Hochzeitszeremoniell in seinen Grundelementen ändern musste um die Ehelichung durchführen zu können und gleichzeitig dem öffentlichen Schicklichkeitsgefühl zu genügen. Die wahren Gründe die zu diesem Ereignis führten, blieben zwar bis heute unbekannt, eines jedoch ist gewiss, materielle Gründe waren es nicht. Das Ereignis verlief ungefähr so wie es im folgenden beschrieben wird.
Im Sommer des Jahres 1961 gab der 18 jährige Bursch Mato Saraja seinen Eltern bekannt, dass er seine Dorf- und Altersgenossin Dragica Stefec zu ehelichen beabsichtige. Die Eltern, besonders die Mutter, waren dagegen und verweigerten

die Einwilligung. Die jungen Leute fassten jedoch den Entschluss trotz diesem Widerstande zu heiraten und nach der Trauung sich in ihrem Elternhause anzusiedeln.
Da aber in diesem patriarchalischen Dorfe ein solcher Fall noch niemals vorgekommen war, bereitete die Frage der Durchführung des gewohnten Hochzeitszeremoniells allgemeine Aufregung. Es wurde nämlich notwendig mit der Tradition zu brechen und das war eine Frage über die man sowohl die Meinung der Verwandtschaft beider junger Leute, als auch die des Dorfes, der Behörde und der Kirche einholen musste — denn hier galt es neue und ungewohnte Regeln gutzuheissen. Die Verhandlungen darüber dauerten einige Monate und endigten damit, dass sich der Partei der Mutter nur ihre Verwandtschaft anschloss, hingegen der Partei des Sohnes sowohl seine Schwester, sein Onkel und der Grossvater, wie auch die gesamte Verwandtschaft väterlicherseits, aber auch das ganze Dorf und die nähere Umgebung. Die entscheidende Hilfe auf Seite des jungen Paares stellten Onkel und Grossvater vor. Mit Einwilligung des Vaters des Mädchens wurde ein neues Hochzeitszeremoniell aufgestellt, welches im Hauptsächlichen die wichtigsten Teile des alten Zeremoniells enthielt, jedoch ohne die Teile die sich sonst im Eltemhause des Burschen abspielen. Die Vaterstelle vertrat der Grossvater, die Verwandtschaft väterlicherseits vertrat der Onkel und die Verwandtschaft mütterlicherseits vertrat die Schwester. Durch diese Übereinkunft wurde sowohl der Tradition, als auch der Würde des altersgewohnten Zeremoniells Genüge geleistet, und damit war auch die Verwandtschaft und die Öffentlichkeit einverstanden. Jetzt erst konnte die Hochzeit stattfinden. Vater und Mutter des Burschen waren jedoch von dem Fest ausgeschlossen, denn so verlangte es das neuformulierte Zeremoniell. Die Hochzeiter zogen am Elternhause vorbei ohne dass auch einer es mit einem Blicke gewürdigt hatte.
Es vergingen aber nur zehn Tage und der Vater gab nach und besuchte den Sohn und dessen junge Gattin. Bald danach erklärte sich auch die Verwandtschaft mütterlicherseits einverstanden mit der Lösung und so blieb auch der Mutter nichts anderes übrig als sich mit der Tatsache abzufinden und sich mit dem jungen Paar zu versöhnen.

Keywords

Hrčak ID:

34594

URI

https://hrcak.srce.hr/34594

Publication date:

5.3.1964.

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