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Original scientific paper

HOCHZEITSBRÄUCHE IM DORFE MOLVE EINST UND HEUTE

Ivan Ivančan ; Institute of Ethnology and Folklore Research, Zagreb, Croatia


Full text: croatian pdf 3.587 Kb

page 175-189

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Abstract

In dem Artikel werden die Hochzeitsbräuche von einst und jetzt in dem Dorfe Molve im Drautal geschildert und die gemeinsamen Züge sowie die Unterschiede aufgezeigt, und ebenso die in der Entwicklung resp. durch Degeneration eingetretenen Veränderungen im Zeitraum von 1900 bis heute.
Einst wurde bei dem Abschluss der Ehevereinbarungen gefordert dass die Braut in ihr neues Heim je mehr Bodenbesitz, Vieh, Kleidungs — und Haushaltungsgut und Bargeld mitbringe. Heute ist das wichtigste Moment die Gewinnung einer neuen Arbeitskraft, denn die Jugend wandert immer mehr in die Städte ab und niemand ist da das Feld zu bearbeiten.
Die grundlegende Struktur der Hochzeitsbräuche ist die gleiche geblieben, aber in formaler Hinsicht hat sich vieles geändert. Die Hochzeitsfeier ist abgekürzt worden, Ausstattung und Aufputz haben sich verändert, die Hochzeitsgäste werden nicht mehr wie einst durch den »pozovic« (Einlader), der einen Hahn mit sich trug, eingeladen, sondern von dem Bräutigam selber, der mit einer Flasche Wein in der Hand die Gäste einladen geht. Der Hochzeitszug ist anders aufgestellt und es werden nich mehr die alten Hochzeitsmärsche gespielt, sondern beliebige neue Melodien. Aber auch viele andere Elemente sind mehr oder weniger einer Veränderung anheimgefallen.
Die Mode ist eine der Ursachen der Verwerfung der alten Hochzeitsrequisiten, der neuartigen Musik und der Zubereitung neuer Speisen. Aber auch die neuen Wirtschaftsformen haben in die Hochzeit neue Requisiten hineingetragen, einesteils weil die althergebrachten verloren gegangen sind, andernteils infolge der Auflassung des heimischen Spinnens und Webens im Dorfe.
Die ökonomischen Ursachen haben, indes, die tiefsten Veränderungen hervorgerufen, besonders den ansteigenden Mangel an weiblicher Arbeitskraft. Die Mädchen werden nicht mehr unerlässlicherweise angeboten, sie müssen nicht mehr Hochzeitsgeschenke vorbereiten, und manchmal gehen sie von Zuhause durch und verheiraten sich sogar mit Verzicht auf den Erbteil. Die ökonomischen Ursachen haben auch zu der Auflassung der naeh-hochzeitlichen Unterhaltungen geführt: des »prvic«, »drugiö« und »tretid« (erster, zweiter und dritter Sonntag nach dem Hochzeitstag) und sie haben zu der Kürzung der Hochzeitsfeier und zu der Verschiebung einiger Fristen innerhalb dieser beigetragen.
Einige hochzeitliche Formen, hingegen, entwickeln sich gerade jetzt. Die Trennung von Kirche und Staat brachte mit sich die neue Sitte des Marschierens durch das Dorf wenn man zu der standesamtlichen Trauung in das Gemeindehaus zieht. Eine besondere Entwicklung weisen die Hochzeitsscherze auf, und die komische Szene »Der Rindfleischverkauf« formt sich allmählich zu einen besonderen Teil dieser Bräuche. Diese Erweiterung der Schauspiel-Elemente beim Hochzeitsfest könnte man auch als Ersatz deuten für den Mangel an gewissen anderen Unterhaltungsmöglichkeiten.
Die Degeneration der. Bräuche offenbart sich also in ihrer Kürzung, der Abschaffung gewisser Funktionen und der Vereinigung mehrerer Funktionen in eine. Aus den Hochzeitsbräuche schwindet immer mehr der alte Stü. Das offenbart sich besonders beim Lied und dem Tanz. Es gibt keine alten Brauchtumslieder mehr und die Musik besteht aus einem Gemisch von einheimischen und fremdländischen Schlagern, kleinstädtischen Liedern und anderen Pseudo-Volkserzeugnissen, die von den Soldaten heimgebracht, sowie durch den Rundfunk und Plattenspieler verbreitet werden. Die künstlerische Form der Hochzeitselemente ist in einer Degeneration begriffen und die Unterhaltungs-Elemente verdrängen allmählich die ehemaligen brauchtümlichen.

Keywords

Hrčak ID:

35786

URI

https://hrcak.srce.hr/35786

Publication date:

14.9.1966.

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