Biography
Giuseppe (Josef) Müller Biologe und Entomologe-Systematiker, anlässlich des 130. Geburtsjahres und 45. Todesjahres
Branko Britvec
; Dugi dol 51, HR-10000 Zagreb
Abstract
Giuseppe Müller (Zadar, 24. IV. 1880 – Triest, 21. IX. 1964) war Sohn eines Österreichers und einer Kroatin. Er studierte Naturwissenschaften an der Philosophischen Fakultät in Graz. Er promovierte 1902 und erlang den Doktorgrad mit der Dissertation Ein Beitrag zur Kenntnis der Bipaliiden.
Müller beschäftigte sich zunächst mit der Botanik und wurde 1900 für die morphologischen Untersuchungen von Wurzeln der tropischen Orchideen mit dem Unger-Preis der Universität Graz geehrt.
Als Lehrer der Naturkunde im österreichischen Gymnasium in Triest gründete Müller im damaligen Società Adriatica di scienze naturali Entomologische Sektion. Er entwickelte das Programm der wissenschaftlichen Arbeit bei der Forschung von Insekten der Adria- und Balkanregion, insbesondere bei der Forschung von blinden Insekten, den Bewohnern der Karstgrotten, was zu jener Zeit ein vollkommen neues Forschungsgebiet darstellte. Aus jener Zeit stammte seine bedeutende Monographie zu blinden Trechen (Carabidae), für die er mit dem Ganglbauer-Preis ausgezeichnet war.
Das erste Jahr des Ersten Weltkrieges verbrachte Müller in einer Anti-Malaria-Station in Albanien. Aus Albanien wurde Müller ins bakteriologische Laboratorium in Wien eingeladen. In seiner umfangreichen Monographie über die Kleiderlaus Pediculus humanus bewies Müller, dass sich der Fleckfiebererreger Rickettsia prowazekii nicht nur durch Lausstiche, sondern auch durch Parasitenausscheidungen verbreitet.
Im Jahr 1921 bekleidete Müller das Amt des Konservators des Naturhistorischen Museums in Triest, und zwei Jahre später wurde er zum Direktor des Museums und des Botanischen Gartens ernannt. Die Zeitschrift Atti del Museo civico di storia naturale di Trieste veröffentlichte die Originalarbeiten in- und ausländischer Autoren und war weltweit geschätzt. Müller gründete unterirdische biologische Station in den berühmten Adelsberger Grotten (Postojnska jama).
Von 1930 bis 1940 reiste Müller mehrmals nach Nordafrika und untersuchte dort vorwiegend die Käfer aus der Familie Histeriden. Müller plante den Bau des Aquariums in Triest, das 1933 eröffnet wurde und für das er zahlreiche Korallenfische aus dem Roten Meer anschaffte. 1928 beschäftigte sich Müller in Äthiopien mit der Forschung und Zubereitung von Antiseren gegen Schlangenbisse.
In seiner Arbeit war Müller sehr systematisch. Der Begriff Art war für ihn immer sehr streng an die geographische Verbreitung gebunden. Müller nahm sich viel Zeit auch für seine Schüler; er beriet sie im Labor mit den Büchern und machte häufige Exkursionen in die nähere oder fernere Umgebung wie auch längere Aufenthalte in gebirgige Ortschaften vom Ternowaner Wald (Selva di Tarnovo) über Učka und Velebit bis Mosor.
Als er wegen seines Alters (1946) das Museum verließ, war er einige Jahre Direktor von Centro sperimentale agrario e forestale und zeigte auch für angewandte Entomologie große Begabung.
Müllersche Sammlung ist insbesondere wegen der eterminationsgenauigkeit und ausgesprochener Reichhaltigkeit von Typen unterschiedlicher von ihm beschriebener Arten und Rassen bedeutend. Die Sammlung beinhaltet 80 große Schachteln von Koleopteren, 74 Schachteln von Formiciden und 73 Schachteln von Orthopteren.
Müller war mit Triest und dem adriatischen Gebiet bzw. mit den »geliebten adriatischen Ländern« – wie er oft zu sagen pflegte – eng verbunden. Andererseits war er geistig und mit seinem ganzen Wesen an Wien gebunden. Mit dem Wiener Naturhistorischen Museum arbeitete er sein ganzes Leben lang zusammen und in Wien wurden zahlreiche seine Manuskripte veröffentlicht. Er wurde zum Ehrenmitglied der Wiener zoologisch-botanischen Gesellschaft ernannt.
Müller bearbeitete die Käfer aus 34 Familien, über 50 seine Manuskripte beschäftigten sich jedoch mit der Familie Carabidae, etwa 30 Manuskripte mit der Unterfamilie Bathysciinae (Catopidae). Über die genannten Themen hinaus erforschte Müller auch die Grotten-Pseudoscorpionen, Krebse der Karstgewässer (Crustacea), einige Kriechtiere und Greifvögel.
Vor dem Ersten Weltkrieg besuchte Müller oft die Grotten an vielen Orten und Inseln von Istrien bis Mitteldalmatien. Müller beschrieb mehr als 160 Insektenarten aus 226 Grotten von Tirol bis Krim. In seinem Hauptwerk I Coleotteri della Venezia Giulia, Teil I Adephaga (1926) und Teil II Polyphaga (1949–1953) befinden sich zahlreiche Angaben zu den Käfern Istriens, der Inseln der Kvarner-Bucht, des nördlichen Teils des Kroatischen Küstenlandes, des Gorski kotar und Sloweniens. Seine Manuskripte über die Ameisen beruhten größtenteils auf dem von seinem Schulkameraden und Freund P. Novak aus Split gesammelten Material.
Müller beschrieb 757 neue Insektentaxa, davon 42 neue Gattungen und Untergattungen sowie 715 neue Arten und niedrige Ränge. Sechs neue Insektentaxa wurden zu seiner Ehre nach seinem Namen benannt.
Das Verzeichnis enthält 223 veröffentlichte Werke von Müller.
Keywords
Hrčak ID:
38484
URI
Publication date:
30.6.2009.
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