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Original scientific paper

Die Idee der „inneren Form“ und ihre Transformation

Tanehisa Otabe ; University of Tokyo, Faculty of Letters, Institute of Aesthetics, Japan


Full text: german pdf 355 Kb

page 5-21

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Abstract

Der Begriff der „inneren Form“ stammt vom Begründer des sogenannten Neuplatonismus, Plotin, und hatte entscheidenden Einfluss auf die ästhetische Theorie von der Renaissance bis zum 18. Jahrhundert. Lessings Annahme eines „Raphael ohne Hände“ in Emilia Galotti (1772) verkörpert das Ideal des neuplatonischen Künstlers, der mittels seiner rein geistigen Konzeption schafft, ohne durch die materielle Welt beeinträchtigt zu werden. Allerdings macht die Vorstellung eines Malers, der nicht malt, die spezifische Problematik der neuplatonischen Kunstauffassung offenbar. Im 19. und 20. Jh. wurde die neuplatonische These, dass die innere Form (bzw. das Konzipieren) der Form am Körper (bzw. dem Produzieren) vorausgehe, auf verschiedene Weise in frage gestellt. So vertritt z. B. Konrad Fiedler die These, dass die innere Konzeption erst dann vollendet wird, wenn sie sich in einer konkreten Materie realisiert. Jedoch lässt sich die „industrielle Formgestaltung“ im 20. Jh., die dem Konzipieren gegenüber dem Produzieren Priorität verleiht, als ein, wenn auch unerwünschter, Nachkömmling des Neuplatonismus bezeichnen. Ferner zeugt Duchamps ready made auf ironische Weise vom Überleben der neuplatonischen Kunstauffassung bis ins 20. Jahrhundert, sofern dieses sowohl das Schaffen mit den Händen als auch das Material vernachlässigt und darüber hinaus industrielle Massenprodukte als Kunstwerke zur Schau stellt.

Keywords

Entmaterialisierung; Form am Körper; Fragment; Geist und Buchstabe; habitus; industrielle Formgestaltung; Innere Form; Naturnachahmung; Raphael ohne Hände; ready made

Hrčak ID:

38849

URI

https://hrcak.srce.hr/38849

Publication date:

30.6.2009.

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