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Original scientific paper

Das Koledanje und Seine Heidnischen Elemente in Neudorf und Anderen Burgenlandkroatischen Dörfern

Georg Holzer orcid id orcid.org/0000-0001-9894-5405 ; Institute of Slavistics, University of Vienna, Spitalgasse 2, Hof 3, 1090 Wien, Austria


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page 101-131

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Abstract

Im koledanje der Kroaten und anderen Slaven treten heidnische und christliche Vorstellungen in besonders enger Verbindung auf. Der so genannte Umzug mit Gesang ist, wiewohl er heidnische Wurzeln hat, ins Kirchenjahr integriert – er wird am Stefans- oder Silvestertag oder zu Dreikönig begangen – und inhaltlich christlich verbrämt. Ursprünglich war er von der Kirche verboten, wie aus den Bestimmungen des ältesten slavischen Pönitentiale hervorgeht, das auch den heidnischen Ursprung des Brauchs unterstreicht.
Trotz dieses Verbots hat sich das koledanje bei den Kroaten bis in unsere Gegenwart erhalten, und zwar besonders gut bei denen von Neudorf bei Parndorf im nördlichen Burgenland. Das Neudorfer koledanje-Lied ist in vier Varianten überliefert, die sich voneinander nicht unwesentlich unterscheiden, aber alle einander näher stehen als irgendeinem Liedtext aus einer anderen burgenland-oder
mutterlandkroatischen Gemeinde. Zwei dieser Varianten wurden nach dem Vortrag ein und desselben Informanten, Ivan Kusztrich, aufgezeichnet, und selbst sie unterscheiden sich voneinander. Ivan Kusztrich (1871-1951), Neudorfer Oberlehrer und Kantor, wird aufgrund seiner Herkunft aus dem gehobenen Bauernstand selbst nie an den koledanje- Umzügen teilgenommen haben; er musste das Lied aber Jahr für Jahr gehört haben, wenn die „kleinen Leute“, deren Gepflogenheit das war, die Bauern des Dorfes reihum aufsuchten und ihnen gegen eine kleine Verköstigung das koledanje sangen. Dieses im Hinblick auf die „Soziologie“ des koledanje interessante Detail findet selbst im Text des Neudorfer koledanje-Lieds seinen Niederschlag, indem dieses mit dem Vers anhebt: Guten Abend, Herr [sc. des Bauernguts]!
Nicht nur der Brauch als solcher hat heidnische Wurzeln, sondern auch der mit ihm verbundene Liedtext. Das zeigen die in ihm zum Ausdruck gebrachten oder zumindest angedeuteten heidnischen Vorstellungen und Motive wie der Hof des Donnergottes Perun, dessen Sohn auf dem Ross, der goldene Sattel, der Apfel, der Wunderbaum und der den Donnergott verkörpernde Vogel auf seinem Wipfel.
Mit dem aus Kroatisch Tschantschendorf aus dem südlichen Burgenland stammenden koledanje-Lied steht das Neudorfer in einer besonders engen Beziehung. In manchen Einzelheiten stimmen sie miteinander überein, und das sogar exklusiv gegenüber allen anderen Überlieferungen, und in anderen ergänzen sie einander wie zwei Scherben ein und desselben Krugs.
Am Ende des Beitrags werden zum Vergleich auch koledanje-Liedtexte aus anderen kroatischen Dörfern des Burgenlands und aus Kroatien kurz vorgestellt. Es zeigt sich, dass die burgenländischen Texte gegenüber denen aus Kroatien keine gesonderte Überlieferung verkörpern, sondern mit diesen zusammen ein gemeinsames nach Inhalt und Form abgestuftes Kontinuum bilden.

Keywords

koledanje; Euchologium Sinaiticum; Merseburger Pönitentiale; Neudorf; Burgenland; Ivan Kusztrich; Urslavisch

Hrčak ID:

45116

URI

https://hrcak.srce.hr/45116

Publication date:

18.12.2009.

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