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Eurokommunismus und Menschenrechte
Julius Oswald
Abstract
Als Eurokommunismus bezeichnet man den ideologisch-politischen Kurs der Kommunistischen Parteinen in einigen westlichen Industriestaaten. Die Eurokommunisten haben sich von Moskau emanzipiert, orientieren sich an den gesellschaftlichen Verhältnissen ihrer eigenen Länder und möchten den Sozialismus nicht durch die »Diktatur des Proleteriates« sondern auf demokratischem Wege verwirklichen. Deshalb versichern sie, sich an die Spielregeln der westlichen Demokratie zu halten und für die Menschenrechte einzutreten. Gleichzeitig distanzieren sie sich entschieden von der Sozialdemokratie und betonen, daß die Lehren von Marx, Engels und Lenin nach wie vor die ideologische Grundlage ihres Handelns seien. Die Ablehnung der bürgerlichen Menschenrechte durch die Klassiker des Marxismus läßt sich nur schwer mit den den offiziellen Bekenntnissen der Bestimmung des Menschen als »Gattungswesen« und als »Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse« nicht mit Rechten in Einklang bringen läßt, die das Individuum vor Übergriffen der Gesellschaft und des Staates schützen. Den Euro— kommunisten fällt es deshalb auch schwer, die in der »Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen« garantierten Rechte auf Privateigentum und Religionsfreiheit zu achten und gleichzeitig ihrem Bekenntnis zum Marxismus-Leninismus treu zu bleiben.
Keywords
Hrčak ID:
54643
URI
Publication date:
20.8.1983.
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