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Die Ethnizität in der frühmittelalterlichen Archäologie: das Beispiel frühslawischer Funde in der adriatischen Region

Florin Curta ; University of Florida, Department of History, Gainesville


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str. 17-50

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Bereits seit dem 12. Jahrhundert wird die Urheimat der Slawen in das geographische Zentrum der modernen Ausbreitung der slawischen Sprachen gelegt. Eine genaue Analyse der historischen Quellen deutet jedoch, aus guten und berechtigten Gründen, auf die Notwendigkeit hin, dass eine andere Betrachtungs– und Herangehensweise hinsichtlich der slawischen Migration angenommen werden muss und dass diese Quellen eine andere Interpretation erfordern. Es scheint, dass der Begriff “Sclavenes” (Sclavinen) als Überbegriff für die Beschreibung verschiedener nördlich des byzantinischen Limes lebenden Gemeinschaften während des Großteils des 6. Jahrhunderts diente. Auch wenn zweifellos barbarischer und höchstwahrscheinlich slawischer Herkunft, ist dieser Begriff im Grunde eine gedankliche Konstruktion byzantinischer Autoren. Diese Behauptung mag auf den ersten Blick als Revisionismus erscheinen, doch fundiert die Grundlage dieses Arguments nicht nur auf der Analyse schriftlicher Quellen, sondern auch auf vereinzelten archäologischen Funden, wie beispielsweise den “slawischen Bogenfibeln” und Keramik des “Prager Typs”. Es bestehen keine festen Beweise, die eine Siedlung oder einen Friedhof, der mit der “slawischen” oder der so genannten Prager Kultur verbunden wird, ins 6. Jahrhundert datieren. Anhand Interpretationsmöglichkeiten versucht man die Keramik in bestimmte Typen zu klassifizieren, dabei sollte die ethnische Zuordnung der Keramik ernsthaft und in Anbetracht des heutigen archäologischen Wissens über die Keramikherstellung, stilistischen Variationen und ethnischen Grenzen betrachtet werden. Im Grunde genommen besteht kein ernsthafter Beweis, der die im heutigen Slowenien gefundene und dem Prager Typ zugeordnete Keramik mit den Slawen in Verbindung bringen kann, zumindest nicht mit jenen Slawen, die Papst Gregor dem Großen oder Paulus Diaconus bekannt waren. Abgesehen von der ungenauen Ortbestimmung des slawischen Dorfes in der Lopichis Episode aus der Geschichte der Langobarden von Paulus Diaconus, existiert keinerlei Information in den historischen Quellen über die politische Situation im frühen 7. Jahrhundert in den Regionen, die Die Ethnizität in der frühmittelalterlichen Archäologie: das Beispiel frühslawischer Funde in der adriatischen Region sich im heutigen Slowenien, Kroatien oder Bosnien und Herzegowina befinden. Darüber hinaus bestehen keinerlei Anzeichen, die beweisen, in welcher Sprache die Bewohner der vor kurzem freigelegten Siedlungen in Nord– und Zentralslawonien sowie in Nordkroatien im 7. und 8. Jahrhundert kommunizierten. Es wird lediglich angenommen, dass sie eine slawische Sprache hatten. Ebenso wie die Linguisten lediglich davon ausgehen, dass die Sclavinen und die Anten, die in den byzantinischen Quellen erwähnt werden, eine gemeinsame slawische Sprache nutzten. Solche Annahmen können nicht gewährleistet werden und entsprechen in keinem Fall einem interessanten linguistischen Phänomen. Die Kontinuität antiker Ortsbezeichnungen ist in Kroatien und Slowenien seit langem bekannt, wie die Beispiele Poetovio–Ptuj, Celeia–Celje, Aquileia– Aquileja oder Salona–Solin belegen. Diese Namen wurden von der ansässigen slawischsprachigen Bevölkerung angenommen und später modifiziert. In Kärnten scheinen die meisten Orte mit slawischem Namen aus jüngerer Zeit zu stammen, jedoch sind einige von ihnen mit germanischem Ursprung in der Tat Anpassungen älterer slawischer Bezeichnungen. Dies deutet auf die Existenz einiger toponymischer “Schichten” hin, die mit unterschiedlichen slawischen Gemeinschaften oder mit unterschiedlichen Perioden in der Geschichte der linguistischen Kollision von slawischsprachiger und nicht–slawischsprachiger Bevölkerung in der Region korrespondieren. Falls die Situation in Kroatien mit der Situation im Ostalpenraum überhaupt vergleichbar ist, so ist bezeichnenderweise hier anzumerken, dass man der Überzeugung ist, dass die “Slawisierung” der Namen antiker Orte im Illyricum erst in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts begann und im darauf folgenden gesamten Jahrhundert fortgesetzt wurde. Anhand dieser Beweise, die an sich schon Probleme in sich bergen, deutete Danijel Džino vor kurzem an, dass die indigenen Bewohner der ehemaligen römischen Provinz Dalmatien “zu Slawen wurden”, ähnlich den Briten, die zu Angelsachsen im post–römischen Britannien wurden, da sie einen “für die zugezogenen Siedler ausreichend Schlüsselwörter: frühen Slawen, Byzanz, “slawische Bügelfibeln”, Keramik, “Prager Typ”, die slawische Sprache ansprechenden kultur–ideologischen Diskurs nicht aufrechterhalten konnten um gleichen anzunehmen, wohingegen die politischen und praktischen Vorteile aus dem Identitätswechsel viel attraktiver für die einheimische Bevölkerung waren”. Mit anderen Worten, die einheimische Bevölkerung im Landesinneren wandelte ihre Identität und wurde zu Slawen als Folge der Transformation der Bewohner der Küstenstädte in “Romanen” (unter byzantinischer Verwaltung), wobei jedoch alle auszuschließen waren, die nicht in der Umgebung der Küstenstädte selbst lebten. Džino kommt zum Schluss, dass der Prozess “des Slawen– Werdens” eine komplexe Transformation des kulturellen Habitus in spezifischen politischen Umständen war, die das Illyricum vom Mittelmeer separierten und es in Richtung Kontinent und ins Randgebiet des awarischen Einflusses verlegten. Das Modell von Džino erklärt nicht, was mit der “einheimischen Bevölkerung” im 7. Jahrhundert geschah, bzw. zwischen der Aufgabe der Festungslokalitäten und dem Auftreten erster mittelalterlicher Dörfer. Das Modell bietet jedoch eine Alternative zur bisherigen Interpretation der archäologischen Funde, die auf dem Migrationsmodell begründet ist. Wenn die slawische Sprache, wie es angedeutet ist, als lingua franca innerhalb des späten awarischen Khaganats genutzt wurde, so kann es kein Zufall sein, dass sich der Einfluss der awarischen materiellen Kultur im heutigen Slowenien und Kroatien gerade im letzten halben Jahrhundert der awarischen Geschichte (um 750–800) ausbreitete. Doch unabhängig davon, ob die slawische Sprache in die nordadriatische Region durch awarischen Einfluss kam oder nicht, bestehen keine Beweise, dass die Bewohner, die von Archäologen als linguistische Urslawen in diesem Raum betrachten werden, aus irgendeiner anderen Gegend kamen. Zumindest kann gesagt werden, dass die Neuerwägung des Problems im Hinblick auf das Werk Making of the Slavs stark darauf hinweist, dass die Slawen nicht aus einer entfernten Urheimat migrieren mussten um zu Slowenen oder Kroaten zu werden.

Ključne riječi

frühen Slawen; Byzanz; “slawische Bügelfibeln”; Keramik; “Prager Typ”; die slawische Sprache

Hrčak ID:

81201

URI

https://hrcak.srce.hr/81201

Datum izdavanja:

16.12.2010.

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