Izvorni znanstveni članak
Soziobiologie und das "egoistische Gen". Moral und Ethik aus der Sicht der modernen Biologie
Ivan KEŠINA
Sažetak
Die Soziobiologie, eine rezente Variante der
Verhaltensforschung auf evolutionstheoretischer Grundlage,
hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese evolutiven
Grundlagen der menschlichen Moral zu erforschen.
Ausgangspunkt für die Soziobiologie ist das Phänomen des
Altruismus. Das uneigennützige Verhalten kann aus
evolutionstheoretischer Perspektive nur entstanden sein und
sich erhalten haben, wenn es zur Weitergabe der Gene
beiträgt, die dieses Verhalten codieren. Die Hauptautoren
der Soziobiologie, E. O. Wilson und R. Dawkins, versuchen
die Ethik zu "biologisieren". Sie wollen nicht nur die
biologische Funktion der Ethik erklären; sie wollen die Ethik
ganz der Biologie eingliedern und mit Hilfe der
Evolutionstheorie der Ethik eine neue, naturwissenschaftliche
Grundlage geben. Sie gehen davon aus, dass sich die
Fähigkeit zu ethischem Handeln als evolutiv vorteilhaft, als
adaptiv erwiesen hat. Moral ist letztlich ein raffinierter Trick
der Gene, den Menschen tun zu lassen, was sie von ihm
wollen, nämlich sie effektiv zu reproduzieren. Der radikale
Naturalismus, wie ihn Wilson und Dawkins vertreten, kennt
letztlich keine Werte mehr, weil Gut und Böse nur die
Fiktionen des Menschen sind. Alles angeblich Moralische
steht letztlich im Dienst gen-egoistischer Strategien. Der
Verfasser dieses Beitrags kritisiert die Grundidee des
soziobiologischen Zugangs zum Phänomen der Sittlichkeit.
Die Soziobiologie hat gar nicht begriffen, was das "ethische
Phänomen" darstellt und dass ihre "Erklärung von Moral und Ethik" somit nur die Erklärung ihres eigenen Verständnisses
(besser: Unverständnisses) von Moral und Ethik ist. Der
Wahrheitsanspruch der Soziobiologie hebt sich selbst auf. Sie
kann in ihrem eigenen Verständnis nicht wahr sein, sondern
sie ist nur der wissenschaftlich angestrichene Ausdruck eines
ebenso paradoxen wie radikalen theoretischen Nihilismus.
Das ethische Phänomen ist ein solches, das jede
Rekonstruktion sprengt, welche nur das materiell Faktische
als Erklärung zulässt. Das Problem der Ethik ist nicht die
theoretische Erklärung des Altruismus, sondern die Erziehung
zur Aufmerksamkeit für das Gute. Wie in der theoretischen
Selbstaufhebung zeigt sie dasselbe auch in der praktischphilosophischen
Auffassung des Guten.
Ključne riječi
Hrčak ID:
19595
URI
Datum izdavanja:
31.12.2002.
Posjeta: 5.039 *