Synthesis philosophica, Vol. 22 No. 1, 2007.
Original scientific paper
Integration des Absoluten in das Leben des Volkes. Hegels Bestimmung der Kunstreligion in der Phänomenologie des Geistes
Kazimir Drilo
Abstract
In dem Kapitel über die Kunstreligion unterscheidet Hegel vier Weisen der Integration des Absoluten: 1. Integration durch die Götterskulptur, 2. Integration durch die Sprache, 3. Integration durch den religiösen Kultus, durch Mysterien und Feste, 4. Integration durch die höhere Sprache der Tragödie. Die Integration wird durch den Künstler hervorgebracht – der Geist ist Künstler. Es zeigt sich jedoch, daß diese Integrationsversuche scheitern. Erst der spekulativ Philosophierende wird das verwirklichen, woran der Künstler gescheitert ist: die Einheit mit dem Absoluten. Die von Hegel in der Phänomenologie des Geistes dargestellte und in den verschiedenen Formen der Kunstreligion durchgeführte Integration und Aneignung des Absoluten führt zu einem Punkt, an dem das Absolute zum Verschwinden gebracht wird: Zunächst wird es zu des Menschen „Putze, Wohnung und im Schmause seines Opfers” verwendet, dann wird das innere Wesen des Absoluten „in dem Mysterium des Brotes und Weines” verzehrt und schließlich im Gelächter der Komödie aufgelöst. Der Künstler, der Integrator des Absoluten in das Leben des Volkes, ist letztendlich so erfolgreich, daß er das Verhältnis umkehrt: Es ist schließlich das wirkliche Selbst, das sich als Herr über das Absolute erhebt. Die Integration des Absoluten scheitert an der Hypokrisie des Kunstwerks. Der Weg, den der Künstler beschreitet, bereitet jedoch den Boden für das Aufkommen der offenbaren Religion und somit mittelbar auch für das Auftreten der spekulativen Philosophie.
Keywords
Das Absolute; das Volk; Künstler; Integration; Geist; Kultus; Tragödie; Zerfall; Hypokrisie; Komödie
Hrčak ID:
16510
URI
Publication date:
6.8.2007.
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