Case report
Aspekte einer Zeitgemässen Hotelklassifikation: Dargestellt am Beispiel der Neugestaltung des Schweizer Hotelklassifikationssystems
Claudia Strausak
; Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus der Universität Bern, Schweiz
Nicole Strausak
; Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern, Schweiz
Abstract
Die Bedeutung von qualitativ gutem Angebot und professionellem Service in der Hotellerie hat in den letzten Jahren zugenommen. Dennoch basieren viele Hotelklassifikationssysteme auf rein quantitativen Kriterien zur Messung der Hotelausstattung und -Infrastruktur. Der vermehrte Einbezug von
qualitativen Aspekten wird bei diesem wichtigen Instrument häufig noch zu stiefmütterlich behandelt.
In einer Untersuchung sollte deshalb die Integrationsmöglichkeit von qualitativen Klassifikationsnomien erforscht werden.
Ganz allgemein stellt die übersichtliche und planvolle Systematisierung eines heterogenen Untersuchungsgegenstandes durch die Bildung von Klassen den Hauptzweck einer Klassifikation dar. Damit soll die Markttransparenz in preislicher und vor allem leistungsmässiger Hinsicht verbessert werden. In diesem Sinne will ein Hotelklassifikationssystem einen Beitrag zur Erhöhung der Markttransparenz liefern und damit der touristischen Nachfrage die Angebotsorientierung erleichtern. Das Ausmass der Markttransparenz ist davon abhängig, welche Aspekte des Dienstleistungsprozesses in die Klassifikation einbezogen werden. Deckt ein System neben der Bewertung der Grundausstattung eines Hotelbetriebs auch die Funktionalität und Qualität der Einrichtungen ab, und gibt es Auskunft über die Angebotsspezialisierung des Betriebs, kann die Markttransparenz gesteigert werden.
Ein neues Klassifikationssystem mit dem Namen New Quality Brand System versucht, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Dieses Modell wurde im Auftrag der Europäischen Union von der spanischen Tourismusberatung T.H.R. (Asesores en Turismo, Hotelería y Recreación, S.A., Barcelona)
entwickelt. Neben quantitativen Kriterien zieht dieses Modell vermehrt auch qualitative Bewertungskriterien in den Klassifikationsprozess mit ein und die Angebotsspezialisierung der Hotelbetriebe wird transparent gemacht.
In einer qualitativen Studie sollte dieses System und speziell seine Bewertungskriterien auf die Durchführbarkeit, Zweckmässigkeit und Operationalisierbarkeit hin überprüft werden. Dazu wurden elf Schweizer Hotelbetriebe unterschiedlicher Stemklassen und Angebotsstruktur anhand der Normen des New Quality Brand System eingestuft.
Die gewonnenen Untersuchungsergebnisse verdeutlichen, dass bei der Gestaltung eines Klassifikationssystems vier zentrale Punkte betrachtet werden müssen. Diese vier Bereiche umfassen die Wahl der Bewertungsmethode (Selbsteinstufung durch den Hotelier oder Fremdeinstufüng durch eine externe Stelle), zweitens die Ausgestaltung und damit die Kriterienwahl der Hard- und Softwarebewertung, weiter die Ausgestaltung der Spezialisierungskategorien und schliesslich generell die Operationalisierung von quantitativen und qualitativen Normen.
Anhand dieser Gestaltungsdiskussion konnte ein Modellansatz im Hinblick auf die Neugestaltung des Schweizer Klassifikationssystems formuliert werden.
Der Modellansatz und generell die Erkenntnisse der durchgetührten Untersuchung dienen dem Schweizer Hotelier-Verein als Informationsgrundlage im Hinblick auf das Projekt „Klassifikation 1998“, das die Einführung eines neuen, den veränderten Rahmenbedingungen angepassten, Klassifikationssystems verfolgt.
Keywords
Funktionen eines Hotelklassifikationssystems; Hotelklassifikation im internationalen Kontext; Quantitative Klassifikationsnormen; Qualitative Klassifikationsnormen; Operationalisierung von quantitativen und qualitativen Kriterien
Hrčak ID:
182373
URI
Publication date:
30.6.1997.
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