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Original scientific paper

https://doi.org/10.22210/suvlin.2018.086.05

Geschlechtergerechte Personenbezeichnungen in deutscher Wissenschaftssprache. Von frühen feministischen Vorschlägen für geschlechtergerechte Sprache zu deren Umsetzung in wissenschaftlichen Abstracts.

Christine Ivanov ; Leibniz Universität Hannover
Maria B. Lange ; Leibniz Universität Hannover
Tabea Tiemeyer orcid id orcid.org/0000-0002-4293-3576 ; Medizinische Hochschule Hannover


Full text: german pdf 973 Kb

page 261-290

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Abstract

Der folgende Beitrag befasst sich mit Personenbezeichnungen des Deutschen und deren Verwendung bei der geschlechtergerechten Formulierung von Texten. Untersucht werden hierzu die Abstracts von zwei Konferenzen mit deutscher, österreichischer und schweizerischer Beteiligung,
die im September 2017 stattfanden. Bei einer der Konferenzen konnte ein explizites Interesse an
geschlechtergerechter Sprache angenommen werden, bei der anderen nicht. In die Untersuchung
wurden alle deutschsprachigen Abstracts, die der Bundesrepublik Deutschland zugeordnet werden
konnten, mit einbezogen. Der Beitrag hat folgenden Aufbau: Nach einer Darstellung der wichtigsten Entwicklungen feministischer Sprachpolitik in Deutschland seit Ende der 1970er–Jahre werden Leitfäden zu geschlechtergerechter Sprachebeschrieben, die ab 1980 zunehmend als Produkte
der vorangegangenen Sprachpolitik entstanden. Diese Leitfäden fungieren als Instrumente der
Kommunikation für sprachpolitische Analysen und Forderungen. Danach werfen wir einen allgemeinen Blick auf die sprachlichen Mittel zur Personenbezeichnung im Deutschen, um einen Hintergrund für die Diskussionen zu liefern. Die konkreten Umsetzungsvorschläge geschlechtergerechter
Personenbezeichnungen werden anschließend, insbesondere im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit
in Fachtexten, diskutiert. Anhand einiger zentraler Studien werden dann die Zusammenhänge von
geschlechtergerechter Sprache und Kognition in Bezug auf das bearbeitete Th ema dargestellt. Im
abschließenden Analyseteil wird über die Diskussion der in den Konferenz–Abstracts vorgefundenen Personenbezeichnungen den zentralen Fragen nachgegangen, ob und auf welche Art und Weise, die Möglichkeiten geschlechtergerechter Personenbezeichnungen im Kontext der Wissenschaft
angewendet werden. Nicht nur gewisse Veränderungen beim Gebrauch geschlechtergerechter Formulierungen in den letzten vierzig Jahren, sondern auch klare Unterschiede, je nach Motivation
der SprachbenutzerInnen, können bei dieser Untersuchung aufgezeigt werden. Es kann anhand
der analysierten Abstracts verdeutlicht werden, dass geschlechtergerechte Sprache dazu verwendet wird, Genderstereotype zu vermeiden und möglichst klare und nachvollziehbare Referenzen
herzustellen. Die Untersuchung kommt dementsprechend zu dem Schluss, dass es entgegen der
jahrzehntelangen Vorwürfe, geschlechtergerechte Sprache sei polemisch und unhandlich, gerade
die angestrebte sprachliche Präzision der geschlechtergerechten Sprache ist, die zu deren besonderer Eignung für eine wissenschaftliche Textproduktion beiträgt.

Keywords

geschlechtergerechte Sprache; Personenbezeichnungen; bundesdeutsches Hochdeutsch; Wissenschaftssprache; feministische Linguistik

Hrčak ID:

214247

URI

https://hrcak.srce.hr/214247

Publication date:

29.12.2018.

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