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Original scientific paper

Über Schwerter des Sondertyps 1 in Kroatien

Goran Bilogrivić


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page 83-110

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Abstract

Vor etwa 20 Jahren veröffentlichte Jan Petersen eine Typologie über Schwerter aus der Wikingerzeit auf der Grundlage der Merkmale ihrer Gefäße. In seiner Arbeit konzentrierte er sich vor allem auf norwegische sowie Schwerter aus den übrigen skandinavischen Ländern. Seine Klassifizierung der Gefäße unterteilte er auf 26 Haupt– (A – Æ) und 20 Sondertypen (1 – 20). Die Sondertypen beziehen sich meist auf vereinzelte Schwertexemplare, die in ihrer Form oder dem zeitlichen Rahmen mit einzelnen Haupttypen verwandt sind, aber nichtsdestotrotz ausreichend Unterschiede aufweisen, die eine separate Betrachtung erfordern. Dem Sondertyp 1 wurden insgesamt nur zwei Schwerter aus Norwegen zugeordnet. In den folgenden Jahrzehnten stieg aber ihre Zahl, so dass es zu neuen detaillierten Aufteilungen dieses Typs in Untergruppen kam. Ein wichtiges Merkmal der Schwerter des Sondertyps 1 ist die dreiteilige Aufteilung der Knaufkrone mit erhöhtem mittlerem Einschnitt und eingelegten Seitenschnitten. Diese erinnern in ihrer Form häufig an die ursprünglichen Enden in Form von Tierhäuptern bei Schwertern aus der Merowingerzeit. Von den über zwanzig Karolingerschwertern aus Kroatien werden fünf Exemplare zumeist als Sondertyp 1 klassifiziert– zwei Schwerter aus Podravina (Drautal– bzw. aus Cirkovljan und Medvedička) sowie drei aus Dalmatien (zwei aus Orlić und ein Schwert aus Morpolača). Insbesondere Z. Vinski schenkte diesen Schwertern, aber auch den übrigen frühmittelalterlichen Typen, am meisten Beachtung. Er definierte sie mit einer gewissen Unsicherheit als Übergangstypen zwischen dem Sondertyp 1 und Typ H (Orlić, Morpolača und Medvedička), bzw. Typ K (Cirkovljan). Als wichtiges Merkmal der dalmatinischen Schwerter, insbesondere bei beiden Schwertern aus Orlić, führte Vinski die Aufteilung der Knaufkrone in drei verzierte Felder an, was eines der Charakteristiken der Sondertypen 1 und 2 ist. Der zweite wichtige bestimmende Faktor ist die relativ kurze und breite Parierstange mit Rücken. Ein Hinweis auf die dreiteilige Aufteilung bei dem Schwert aus Grab B in Orlić ist die Folge einer starken korrosiven Beschädigung aufgrund dessen bereits der Dorn in der Mitte des Knaufes sichtbar ist. Dadurch kann der falsche Eindruck eines besonders ausgeprägten mittleren Teiles entstehen. Gleichfalls sind die von Vinski angeführten Verzierungsspuren auf dem Schwert aus Morpolača nicht erkennbar. Es ist durchaus möglich, dass der Autor sich dabei auf die Beschädigung (Einschnitt) auf der oberen Linie der Knaufkrone bezog. Demzufolge besteht die gewissermaßen dreiteilige Aufteilung lediglich bei dem Schwert aus Grab A in Orlić, dabei aber nur in Form einer Dekoration ohne Schnitte. In der ausländischen Fachliteratur sind die Meinungen über diese Schwerter etwas anders. W. Menghin betrachtet das Schwert aus Orlić (Grab A) zwar als eines der lediglich zwei Exemplare des Sondertyps 1 aus dem kontinentalen Europa, Skandinavien dabei ausgeschlossen, doch gehört seiner Meinung nach das Schwert aus Medvedička nur bedingt zum Sondertyp 1. M. Müller–Wille führt die Schwerter aus Kroatien als eine Gruppe an, die durch die hohen Knaufkronen mit abgestumpften Spitzen gekennzeichnet sind, wobei die dreiteilige Aufteilung gelegentlich als Verzierung erkennbar ist. Er sieht sie eng verwandt mit dem Sondertyp 1, bzw. als Sondergruppe zwischen diesem Typ und Typ H und bezeichnet sie als “Typ Biskupija – Medvedička" (das vergoldete Schwert aus Orlić wurde früher irrtümlicherweise als Fund aus Biskupija betrachtet). A. Geibig schließt die Übergangsform des Sondertyps 1– Typ K, und mit ihm auch das Schwert aus Cirkovljan, vollständig seinem Kombinationstyp 6, d.h. Petersen’s Typ K, an. Das Schwert aus Medvedička betrachtet er dagegen als Variante des Kombinationstyps 5 (Petersen’s Typ H), der der Variante I nahe steht. Desweiteren führt er an, dass ihm das Hauptkriterium, eine Einbuchtung in den Seitenschnitten, zur Zuordnung zum Sondertyp 1 fehlt. Betrachtet man die Auffassungen und Parallelen der sowohl kroatischen als auch ausländischen Autoren bezüglich der Schwerter aus Kroatien erhält man ein sehr mannigfaltiges Bild bei einer Reihe von Schwertern unterschiedlichen Typs. Mit Ausnahme des Schwertes aus Cirkovljan (Typ K, bzw. Kombinationstyp 6) kann keines der angeführten Schwerter mit vollkommener Genauigkeit in die bestehenden Typologien eingebunden werden. Unter solchen Umständen scheint das typologische Schema von Geibig angebrachter, da diese mehr Möglichkeiten zulässt und mehr Varianten von Petersen abdeckt. Dementsprechend schreiben wird das Schwert aus Medvedička dem Kombinationstyp 5 zu, mit Merkmalen der Varianten I und IV, während alle drei dalmatinischen Schwerter der Variante I des Kombinationstyps 1 zugeordnet werden können. Im Hinblick auf die Datierung bringt die neue typologische Bestimmungsweise keine besonderen Änderungen. Chronologisch und kontextuell gesehen wurden die Schwerter aus dem Drautal schon in den ersten Publikationen ziemlich genau bestimmt. Zu den Schwertern aus Dalmatien dagegen fehlen leider genauere Angaben und begleitende Funde. Der einzig erhaltene Fund ist die Spore mit Schnallen an den Schenkelenden, die im Grab gemeinsam mit dem Schwert aus Morpolača (nach K. Wachowski Typ VI–A1, spätes 8. Jahrhundert) entdeckt wurde. In unmittelbarer Nähe zu diesem Grab befand sich das Grab B, in dem vergoldete Bronzesporen gefunden wurden, die ein charakteristisches Exemplar aus dem sogenannten Biskupija – Crkvina Horizont sind. Trotz der Nähe der Gräber A und B können die Funde aus Grab A zeitlich früher eingeordnet werden, höchstwahrscheinlich an den Beginn des letzten Drittels des 8. Jahrhunderts. Möglicherweise kamen sie in das Grab auch ein paar Jahre später, aber sicherlich vor jenen aus Crkvina in Biskupija. Die gleiche Datierung kann auch bei dem üppigeren, aber morphologisch fast identischen Schwert aus Orlić (Grab A) angewandt werden sowie bei dem Schwert des gleichen Typs aus dem dortigen Grab B.

Keywords

Schwerter; Typologie; Karolinger; Sporen

Hrčak ID:

81102

URI

https://hrcak.srce.hr/81102

Publication date:

28.12.2011.

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