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ARCHÄ0LOGISCHE FUNDE AUS SENJ UND SEINER UMGEBUNG III
ANTE GLAVIČIĆ
Abstract
Der Senjer Sammelband IV enthält in Form eines Berichts eine Abhandlung iiber in Senj und seiner Umgebung von 1968 — 1971 gemachte archäologische Funde, die aus der vorgeschichtlichen und romischen Epoche sowie aus dem Mittelalter und der Neuzeit stammen.
1. Auf dem Berg Mali Goljak, nördlich der Grundschule in Vratnik, wurden Reste einer bedeutenderen ilirisch-gradiner Ansiedlung, des Japodstamms, entdeckt, was Ueberreste einer Festungsmauer, Terrasse, Keramikreste und andere Alter-tumsgegenstände beweisen.
Diese Siedlung hörte auf zu bestehen, d. h. sie verlor die urspriingliche Giil-tigkeit in den ersten Jahrhunderten des Romischen Reichs.
2. Auf dem Berg Lisac, östlich von Krasno, wurde die ehemalige Existenz einer weiteren, ebenso bedeutenden Siedlung des Japodstamms festgestellt, von deren Vergangenheit die Reste von Festungsmauern und Wände von Wohnsiedlun-gen, sowie Reste von Keramik und anderen altertumlichen Gegenständen der vor-römischen und romischen Epoche Zeugnis geben.
3. Neben dem Sokolanagebäude in Senj wurden Ueberreste von Grund-mauern und Fussböden eines grösseren Gebäudes, ferner Keramik- und Ziegelreste und andere Altertumsgegenstände aus der romischen Zeit gefunden. Dieser Fund ist von Bedeutung, da er zur Ergänzung des Bildes iiber die urbanistische Lage und Fläche, auf der sich das römische Senija befand, beiträgt.
4. In der Kathedrale der heiligen Maria in Seni wird eine Weihtafel mit ei-nem Wappen aufbewahrt, in der von einer Kirche die Rede ist, deren Bau Frau Imia, Tochter des Senjer Unterfiirsten Filip de Raduco, 1329 aus eigenen Mitteln veranlasste.
5. Eine Glagoler Inschrift (Türüberschrift) aus dem Jahre 1522 an einem Haus auf der široka Kutrada, die besagt, dass der Hauseigentümer Juraj Blagaić ist. Das Haus wurde während des Krieges zerstört und die Inschrift im Museum aufbewahrt.
6. Am Eingang des Hauses des Petar Kos (1. Stock) in der Hreljanović-Strasse wurde eine Aufschrift (Türüberschrift) gefunden, die besagt, dass es sich um das Haus des Senjer Geistlichen Juraj Bogutić handelt, das 1587 erneuert wurde.
7. An der Strasse Senj — Vratnik, oberhalb des Friedhofs, befinden sich die Ruinen der kleinen mittelalterlichen Kirche des heiligen Vid. Es ist eine kleine Kirche, im Grundriss ein Parallelogramm, mit quadratischer Apside. Einige Ueberreste
lassen die Annahme zu, dass die Kirche ein Steingewölbe hatte. Wahrschein-lich stammt sie aus dem 15. Jahrhundert.
8. An der Strassenkreuzung Senj — Rijeka — Otočac — Zadar befand sich die kleine Kirche des heiligen Ambroz, die der Senjer Grosshändlser Nikola Suzan 1728 erbauen liess. Diese Kirche wurde im zweiten Weltkrieg beschädigt und beim Bau der Adriamagistrale und der Regulierung der Strassenkreuzung schliesslich nieder-gerissen.
9. Steininschriften — Grenzsteine — die ausserhalb der Stadt Senj an zehn bestimmten Stellen aufgestellt waren und die Grenzen des Territoriums der Stadt Senj mit seiner Vorstadt, gegeniiber des Otočacer und Oguliner Regimentsgrund-stiicks, markierten (Stand aus dem Jahre 1762, bestätigt 1845). Neben der Bescrei-bung der Inschrift wird der Plan der Stadt Senj mit den Grenzsteinen vorgelegt.
10. Auf dem Gebiet zwischen den Orten Jablanac und Gornja Prizna befinden sich mehrere kleinere Dorfsiedlungen: Podić, Kalić, Banovača und D. Bačvica. An-lässlich von Besuchen in dieser Gegend 1967 und Sammlungen von Museums-material wurde eine acrwäologische Rekognoszierung dieses gesamten Gebiets durchgefiihrt, wobei mehrere alte Hirtensiedhmgen entdeckt wurden. Diese alten Siedlungen sind der Reihe nach, zusammen mit weiteren interessanten Funden, in der beigefiigten Skizze beschrieben und mit Nummern versehen.
Nr. 7: Ueberreste einer kleinen Siedlung, der sog. Selinica, an der Südseite des Gipfels Jurkovača gelegen. Hier wurden Ueberreste mehrer Wohnsiedlungen, in der Trockenbautechnik erbaut, gefunden, etwas Keramik und andere Gegenstände. Die Siedlung wurde wahrscheinlich Anfang des 16. Jahrhunderts verlassen.
Nr. 8: Etwas westlicher der Siedlung Selinica befindet sich die Lokalität Kod kosti, wo Hirten die Ueberreste von Knöchernem Schotter und versteinerten Tier-knochen fanden. Beim Umgraben vernichteten die Hirten den gesamten Fund.
Nr. 10: Westlich des Dorfes Kalić, unterhalb des Gipfels Podkozarica, wurden Ueberreste einer kleinen Ansiedlung entdeckt. Die Keramikfunde lassen darauf schliessen, dass es sich urn eine Siedlung alteingesessener Hirten aus der römischen Zeit handelt. Auf dem Weg von Kalić nach D. Bačvica sind Reste alter verlassener Garten und Terassen und Ueberreste von Wohnsiedlungen der neueren Zeit zu sehen.
In einer geschqtzten Bucht am Meer liegt die kleine Ansiedlung Donja Bačvica
(Nr. 14). Öestlich des Dorfes, in einer geschlossenen Bucht direkt am Meere-sufer befinden sich mehrere starke, aus Lika kommende Sickerquellen. Oberhalb des Meeres befinden sich einige kleinere Höhlen (mehr Zufluchtsorte), in denen Keramik und dicke Schichten von Aschespuren als Reste einer Herdstätte gefunden wurden. Alle diese Funde lassen darauf schliessen, dass es sich um eine kleinere Siedlung von alteinsässigen Hirten und Fischern aus der vorrömischen Zeit handelt.
Oberhalb der Bucht befindet sich die Lokalität Jopinac. Hier wurden Ueberreste
einer kleinen Siedlung von alteingesessenen Hirten konstatiert, von deren Vergangenheit die Reste von Wohnsiedlungen und Keramik- und Ziegelreste aus der römischen Zeit Zeugnis ablegen.
11. Im Dorf Podić,
in der Pfarrei G. Prizna, lebte Jela Borovac, die 1967 hundert Jahre alt wurde. Trotz des hohen Alters erinnert sie sich lebhaft ihrer Jugendzeit, vieler an diese Gegend gebundener Dinge und Begebenheiten. Aus den Gesprächen mit ihr erfuhren wir vieles, was nirgends aufgezeichnet ist, fiir uns aber besonderen, geschichtlich-ethnographischen Wert besitzt. Sie erzählte uns von alten Zeiten, vom Leben der Bauern auf dem trockenen Podgorjer Boden und ihrem Leben hier unten an der Strasse, am Meer und in den Dörfern Kalić, Banovača, Podić und Bačvica, im Gebirge, oben in Vrata, Jurčić dolac und Mlinište, wo sie fruchtbare Aecker und Wiesen besitzen. Sie plaudert weiter iiber das Leben im Sommer, wenn man ins Gebirge übersiedelt, und im Winter, wenn man unten, unterhalb der Strasse, wohnt. Sie erzählt uns, wie der Boden bearbeitet und Vieh geziihtet wird, Stoffe fqr Kleider gewebt werden, von alten Spielen und Tänzen, Liedern und Musizieren, vom Tod und vom Gebärn und von vielen anderen interessanten
Dingen, alten Bräuchen und Glauben. Prof. Vlado Fajdetić machte eine Tonbandaufnahme unseres Gesprächs mit Jela Borovac, und so bleibt ein lebendiges Zeugnis der alten Singweise erhalten, das ihm zum Studium des Musikfolklors der Bunjevacer — der heutigen Bewohner des Velebit — dienen wird. Dieser Erzähl-bericht der Jela Borovac ist ein wahres Bild aus dem Leben und hat dadurch den Wert einer Chronik, fast die einzige Quelle der neueren Geschichte und vielfacher Anhaltspunkte qber das Leben in der Gegend zwischen Prizna und Jablanac.
Keywords
archaologische Funde; Senj und seiner Umgebung
Hrčak ID:
143457
URI
Publication date:
21.12.1970.
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