Original scientific paper
Alice in Fehlerland: Lebens- und Sprach-(Un)-Systeme hinter den Spiegeln
Nivedita Sen
; University of Delhi, India
Abstract
Versteht man den Roman Alice hinter den Spiegeln (Carroll 1871) als eine Kritik der steifen Alltagsstrukturen im nachindustriellen England, dann ist diesbezüglich festzustellen, dass dort auch der freie Sprachgebrauch innerhalb der eigenen Romanwelt unterwandert wird. Indem Goggelmoggel nämlich hinter den Spiegeln für einen allzersetzenden Einsatz der Subjektivität im Sprachgebrauch plädiert, dehnt dieser die Willkürlichkeit in der Verwendung des Englischen bis zu ihren (un)-logischen Grenzen aus. Ähnlich bizarrer Sprachgebrauch ist auch einigen anderen Spiegelwesen (als Verlängerungen der Psyche von Alice) eigen. Da die Regelverdrehungen in anderen Lebensbereichen zu keinen entsprechenden Veränderungen des Textes auf seiner Sprachebene führten, hat man den Eindruck, als ob man im Text immer wieder die Sprache, deren Fortschritt gegenüber demjenigen im Bereich der Wissenschaften, der Technologie und der Industrie eher gering erscheint, hinterfragt und auf die Probe stellt. Ironisch wirkt dabei, dass man den Diskurs, womit man die Lethargie des Englischen aufs Korn nimmt, zugleich als Gegenmittel zum Diskurs verwendet, worin die übertriebene Disziplinierung und Standardisierung des viktorianischen Englands kritisiert wird, sodass man schließlich den Text als gegen sich selbst gerichtet lesen kann.
Keywords
Sprachkommunikation; nachindustrielles England; Disziplin; Standardisierung; Regelbefreiung
Hrčak ID:
154122
URI
Publication date:
23.12.2015.
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