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ZU WELCHEM ZWECK DEN PLATZ DER ZERSTÖRTEN FRANZISKANER-GEDÄCHTNISKRICHE IN SENJ BESTIMMEN?
MELITA VILIČIĆ
Abstract
Die Franziskanerkirche von Senj wird zum Erstenmal im Jahre 1272 und in verschiedenen Schenkungsurkunden der nächstfolgenden Jahre erwähnt. Jedoch die ältesten Historiker, wie Valvazor (1689), Pavao Vitezović (1696) und Farlati (1769) behaupten, nach ihren Aufzeichnungen über Senj, dass die kirche des »HI. Ferenca« bei Senj im Jahre 1297 von den Fiirsten der Frankopaner errichtet, nach weiteren dokumentalen Aufzeichnungen dann aber ausserhalb der Stadtmauern aufgebaut wurde. Um die Hälfte des XVI. Jahrhunderts wurde sie aber, genau so wie auch alle anderen Gebäude ausserhalb der Stadtmauern, zerstört, um somit den Tiirken keine Zuflachtsstätte zu beiten. Die neue Franziskanerkirche erbaute man dann aber ineerhalb der Stadtmauern, vielleicht gerade auf diesem Platz, von dem die ersten Aufzeichnungen bestehen. Den Bau fiihrte der damalige Hauptmann von Senj Ivan Lenković, der auch als Erbauer der Festung »Nehaj« oberhalb von Senj sehr bekannt ist.
Obwohl die Sirche selbst in verschiedenen Nokumenten schon vom Anfang des XVI. Jahrhunderts an erwähnt wird, bestehen von ihr nur sehr wenige Aufzeichnungen. Am Ende des XVIII. Jahrhunderts wird Kirche und Kloster von den Franziskanern verlassen, das Kloster wurde in eine Theologische Bildungsanstalt umgewandelt, während die Kirche dann im XVIII. und XIX. Jahrhundert einige Umformungen erlebte. So wurden zum Beispiel im Jahre 1888 gelegentlich einer Restauration der Interieur die Grabplatten vom Boden gehoben und in die Mauern versetzt. Die alte Kirche war nämlich das Familiengrab der Frankopaner bis zum XV. Jahrhundert, während die neue Kirche in der Stadt vom Anfang ihrer Er-bauung um die Mitte des XVI. Jahrhunderts an, ein Pantheon der Senjer Uskoken wurde und in sich bis vor dem zweiten Weltkrieg noch zweiunddreissig gut erhal-tene Grabplatten verbürgte.
Im II. Weltkrieg wurden im Jahre 1943 das Sirchengebäude vollkommen zerstört und der Kirchenturm, sowie auch das Kloster gelegentlich der Bombar-dierungVon Senj schwer beschädigt.
Die Kirche ist gewöhnlich als eine »Romanische Basilika« bescrieben, erheilt aber, trotzdem sie um die Mitte des XVI. Jahrhunderts erbaut wurde, grund-rissliche und räumliche, vor der Erneuerung sicher auch förmliche Charakteren der Friihen Gotik, typisch der alten Franziskanischen Predigerkirchen, aber trotzdem mit einem renaissanischem Portal als Kennzeichen der Zeit ihrer Erbauung.
So reihte sich diese Kirche mehr durch ihre Geschichte als durch ihre archi-tektonischen Qualitetän als eines der grössten Denkmäler von Senj in dessen Ver-gangenheit ein.
Der Raum, den diese Kirche einst eingenommen hatte, ist heute nur mit Steinblöcken umsäumt und es drängt sich die Frage auf, was auf ihm heute errichten?
Die Kirche des Hl. Franjo war so aufgestellt, dass vor zwei ihrer neben-sächlichen Vorderseiten enge Gassen fiihrten, die sehr charakteristisch fur das gut erhaltene mittelalterliche Ambient von Senj sind. Gerade diese ambientschen Werte, die Senj so erfolgreich zu erhalten vermöchte, sind das, was in Senj heute urbanistisch — archi tektonisch am wertvollsten ist. Mit einer Vorderseite schmiegte sie sich an das Kloster, während sich die Hauptvorderseite auf einen kleinen Platz orientierte, den eine typisch mittelalterliche Verbreitung von Strassenkretzungen biltete. Ohne Rücksicht
auf
das
, welchem Zwecke der Bau eines neuen Objektes auf diesem Platz auch dienen möge, ist vorauszusetzen, dass man die alten Baulinien beibehalten miisste, um damit die Kontinuität der Gassen und das eigentliche Raumerlebnis zu erhalten. Der beschädigte Turm — den man ebenfalls erhalten möchte — verlangt vor sich ein Objekt von bestimmter Monumentalität, und der Platz selbst, auf dem vor Langem die Uskoken begraben wurden, legt uns den Gedanken auf (den schon gleich nach dem Kriege der damalige Vorsitzende des Senjer Museeumsvereinh Dr. Vuk Krajač inizierte), hier ein USKOKEN-MAUSO-LEUM, zu errichten, das auf die Dauer als ein Gedenken an die mutigen Be-schiitzer nicht nur von Senj, sondern auch als »Vormauer des Christen turns« und Verteiduger des westlichen Europas vor deu Vordringen der Tiirken dienen soil.
Nach den vorgeschlagenen Skizzen der erdachten architektonischen Losung — ausgearbeitet auf das Gesuch des Herrn Prof. Ante Glavičić, Direktor des Städtischen Musseums Senj und Angerer der erneuten Aktion fur die Errichtung eines Mausoleums — wiirde das Objekt des Uskoken-Mausoleums grundrisslich die äusseren Umrisse der alten zerstorten Kirche des Hl. Franjo beibehalten und genau so, wie das friiher neben ihr stehende Franziskaner-Kloster einen fur solche Kloster typischen Mittelhof hatte, so wiirde auch das Mausoleum einen in der Mitte offenstehenden Raum haben, um den sich dann rundherum ein bedekter Raum kontinuiert ergeben wiirde, in dem man die erhaltenen Grabplatten und übrigen architektonischen Uberreste der alten zerstorten Kirche des Hl. Franjo austellen wiirde. Dieser uniiberdeckte Teil des Mausoleums in zwei Etagen, wiirde in der unteren Etage so getäfelt sein, dass einleichter Uberhang einiger Flächen von gevissen Dymensionen an die Grabplatten erinnern würden, die an diesem Ort jahrhundertelang die letzten Ruhestätten der Uskoken bedeckten. Dieser erwähnte Teil gegeniiber des Eingangs könnte dann mit Erscheinungen aus dem Leben von Senj und der Uskoken, bereichert mit Skulpturen zu dessen Ehren, versehen und geschmückt sein. Die bedeckten Räume rundherum würden sich auf diesen zen-tralen offenen Raum in Form von Arkaden eröffnen, wie wir sie ähnlich heute посћ im Hofe des nebenanliegenden friiheren Klosters finden, und deren Bauma-terijal genau dem entspricht, aus welchem auch das Mausoleum gebaut werden solle — aus Stein. Das nach aussenhin vollkommen abgeschlossene Objekt wiirde sich mit einem Durchgang, der nur mit einem Gitter versehen ware, auf den Klei-nen Platz hinaus eröffnen, um somit den Blick der Passanten anzuziehen und sie zu einen Rundgang in den Innenteil einzuladen. Das Eingangsmassiv hum Turm wiirde etwas höher sein um dadurch den Turm in grysserer Höhe zu stiitzen, auch die Arbeitsräume wiirde der erste Stock enthalten. So ein erdachtes Uskoken-Mausoleum, gebaut aus Stein, dem Baumaterijal von Gestern, heute und morgen, mit seinen eigentiiumlich geschaffenen Durchlässen und ohne der Stadt Senj fremder Detaille, wiirde sich vollkommen in das Ambient von Senj einschalten und mit seiner einfachen Monumentalität einer gevissen Schwere, die dem Geist der Senjer Arhitektur entspricht, wiirdevoll dem Inhalt entsprechen.
Keywords
Hrčak ID:
192476
URI
Publication date:
21.12.1970.
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